Nach der Pause ist alles besser
Neue Band, neues Album: Stiller Has um Endo Anaconda taufte im Bierhübeli «Endosaurusrex». Nach der Pause war das Konzert grossartig – was an Akkordeonist Mario Batkovic lag.

Ein Kind macht Hindernislauf im Bierhübeli. Es trägt eine goldene Weste. Unermüdlich kurvt es hin und her durch die Massen. Die Menschen schauen irritiert. Oder belustigt. Sie warten. Bis ein Urgestein die Bühne betritt. Ein Mann in dunkelblauem XXL-Hemd, mit Hut und etwas Nervosität. Schliesslich ist vieles neu.
Die Band, das Album, der erste Platz in den Albumcharts. Vielleicht darum stützt Endo Anaconda sich auf etwas Vertrautes, stimmt als erstes «Aare» an, eines der alten Lieder. Alle im Saal brummeln mit. Das Lied stammt aus der Zeit, als Stiller Has noch aus Anaconda und Balts Nill bestand.
Verschüchterter Bassist
Nun sitzt Pianist Roman Wyss neben Anaconda. Er hat knapp die Hälfte der Songs auf «Endosaurusrex» mitkomponiert. Ergänzt wird die Band durch Perkussionist Andi Pupato, Gitarrist Boris Klecic und Bassist Andreas Wyss.
Letzterer schaut etwas verschüchtert. Er scheint selber erstaunt darüber zu sein, auf der Bühne zu stehen. Er ist der Sohn von Roman Wyss und «im Fall volljährig» wie Endo Anaconda einmal in den Saal ruft.
Im besten Moment: Pause!
Das Kind in Gold steht nun ganz vorne und wippt mit. Die neue Band mit Wyss am Zepter spielt die Songs glatt und rund. So rund, dass den Stücken mehr als einmal die Kanten abgeschliffen werden. Eine Dreiviertelstunde dauert dieses erste Set, nur wenig neue Songs werden gespielt. Manchmal plätschert das Konzert fast etwas vor sich hin, immer wieder hustet Anaconda.
Dann stimmt der Sänger «So verdorbe» an. Die Band geht mit, beginnt zu grooven. Das ist so mitreissend, dass das Kind in Gold den Tresen neben der Bühne erklimmt und eifrig mittanzt. Doch im besten Moment des Konzerts verschwindet Anaconda hinter die Bühne – Pause.
Ein Batkovic zum Glück
Danach ist das Kind weg. Sonst ist alles besser. «Es macht mich glücklich», ruft Anaconda dem Publikum zu, das seinerseits glücklich ist. Denn Mario Batkovic betritt die Bühne. Der Berner Akkordeonist hat die anderen Songs auf dem neuen Album mitkomponiert. Und er bringt endlich Leidenschaft auf die Bühne. Er bringt das Rumplige. Er bringt den eigentümlichen Charme von Stiller Has zurück.
Jetzt werden fast nur noch neue Songs gespielt. Auf einmal wird das Publikum lauter und tanzwütiger. Da ist Batkovic, da ist Anaconda, alle anderen treten in die zweite Reihe. Für Mitkomponist Roman Wyss mag das etwas ärgerlich sein, den Rest der Band scheint es aber zu entspannen. Alle fühlen sich wohler in ihren Rollen. Doch Batkovic hat seine eigene Karriere und wird kaum fixer Bestandteil der Band werden.
An diesem Abend können Batkovic und Anaconda leise und verletzlich wie in «Witwe» sein, wo Gitarre, Akkordeon und Anaconda sich der Sehnsucht nach Julischka hingeben. «Es geht mir viel besser jetzt», ruft Anaconda, er hustet. Er schwitzt. Alle schwitzen. Anaconda stimmt «Fischelet» an.
Und viel später, bei der letzten Zugabe, folgt «Spoken Word». «Schnuuf i – schnuuf us – schnuuf i – schnuuf us», singt er mit Batkovic im Duett. Atemlos. «Was söu me da no säge? Bliibet gsung!», schliesst er. Nur zu gerne würde man zurückrufen: «Gleichfalls, Endo, gleichfalls.»
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