
Es war fünf vor zwölf, als Francesco Turrettini seine Sachen packte und nach Lyon floh; wenige Tage später stellte der Stadtrat von Lucca einen Haftbefehl auf ihn aus, wohl nicht ganz freiwillig, sondern auf Verlangen der römisch-katholischen Kirche, genauer: ihrer Geheimpolizei, der Heiligen Inquisition. Denn Turrettini, so meldete diese, stand im Verdacht, ein Protestant zu sein, also ein Ketzer. Sofort sollte er nach Rom zur Befragung überstellt werden, was in jener Epoche, wir schreiben das Jahr 1575, immer so vor sich ging: Man hätte ihn gefoltert, bis er von seinem Irrglauben abgefallen wäre. Sollte er sich dann wieder als guter Katholik bekannt haben, würde man ihn trotzdem weiter plagen, in der Hoffnung, dass er noch mehr Protestanten aus Lucca verriet, sofern er überhaupt noch reden konnte – blutüberströmt und an sämtlichen Gliedern amputiert, wie er inzwischen war. Schliesslich würde man ihn töten, den guten Katholiken – mit umso besserem Gewissen, zumal er ja nun dank der Inquisition nicht in die Hölle fuhr. Seine Seele war gerettet.
Kolumne Markus Somm – Monument falscher Politik
Flüchtlinge haben Städten wie Genf schon früh zu Wohlstand verholfen. Es ist Zeit, dass die Schweiz sich ihrer Geschichte erinnert – und umgehend 100’000 Chinesen aus Hongkong aufnimmt.