Millionensaläre «sind nicht unsere Welt»
Mit den Abzockern in einen Topf geworfen zu werden, tue weh, sagt Roland Loosli, der Präsident des Handels- und Industrievereins (HIV) Burgdorf-Emmental. Denn: «Wir sind Unternehmer mit grosser sozialer Verantwortung.»
Roland Loosli, was müsste ich unternehmen, wenn ich Mitglied beim Handels- und Industrieverein (HIV) Burgdorf-Emmental werden möchte? Roland Loosli: Wenn Sie interessiert daran sind, wie es der Wirtschaft geht, und Sie das Gefühl haben, sich für die Wirtschaft einsetzen zu wollen, dann sind Sie herzlich willkommen. Das reicht? Muss ich nicht Chef oder gar Besitzer eines grossen Unternehmens sein? Nein. Bei uns machen zwar in der Tat viele Firmen mit, 200 unserer 500 Mitglieder sind aber als Einzelpersonen dabei. Was erwarten Sie von ihnen? Nun, wer dem HIV beitritt, bekommt in erster Linie vielfältige Informationen. Er wird laufend über unsere Aktivitäten auf kantonaler und regionaler Ebene aufgeklärt und erfährt in den Fachveranstaltungen, die wir regelmässig organisieren, auch sonst allerhand Wissenswertes über die Wirtschaft. Natürlich sehen wir es gerne, wenn sich Mitglieder aus unseren Reihen aktiv in die Politik einbringen. Heute Abend feiert der HIV den 150.Geburtstag. Dennoch fragt man sich, inwieweit das Emmental überhaupt Tätigkeitsfeld für Ihre Organisation sein kann. Es tut sich ja nicht gerade als Heimat von Grossfirmen internationalen Zuschnitts hervor, wie Sie sie klassischerweise vertreten. Ich möchte gleich differenzieren: Die ganz grossen Firmen wie die UBS oder Novartis organisieren sich direkt bei Economiesuisse, unsererem nationalen Dachverband. Im HIV machen samt und sonders Betriebe mit, die durch die jeweiligen Eigentümer selber geführt werden. Wir sind nicht irgendwelche anonymen Manager, sondern Familienunternehmer, die von morgens bis abends in ihren Betrieben stehen. Im Emmental prägen aber vor allem kleinere Gewerbebetriebe das Bild. Und die haben ihre Heimat in den Handwerker- und Gewerbevereinen. Das ist so, bei den Berner KMU sind in der Tat der Elektriker, der Schreiner, der Bäcker – kurz, Betriebe organisiert, die vor allem örtlich im Dorf tätig sind und deshalb auch etwas andere Interessen haben. Wir dagegen produzieren zwar in der Region, exportieren unsere Produkte aber auch ins Ausland. Nochmals: Wir sind Unternehmer, die ihre Angestellten mit Namen kennen. Es gibt Familien, die schon in der zweiten oder dritten Generation bei uns arbeiten. Das bringt eine grosse soziale Verantwortung mit sich. Trotzdem. Nur zu gern wird der HIV als Lobbyorganisation des Kapitals wahrgenommen. Ja, und es tut manchmal weh, zu hören, wie der HIV mit den Abzockern in einen Topf geworfen wird. Wenn ein Chef auf ein Jahressalär von 24 oder sogar 40 Millionen Franken kommt, dann ist das nicht unsere Welt. Dann hat der HIV ein Problem mit seinem Image. Vielleicht, wobei ich mich trotz allem frage, ob wir im Emmental wirklich derart als Fremdkörper wahrgenommen werden. Ich habe im Gegenteil das Gefühl, dass man uns dank unserer Bodenhaftung als «jemand von uns» erlebt. Brücken bauen auch die Schulen, bei uns gehen die Kinder der Chefs und jene der Angestellten ja in dieselben Klassen. Sie führen den HIV Burgdorf-Emmental schon fast drei Jahre lang. Was wollen Sie mit der Organisation erreichen? Mir liegt die Berufsbildung sehr am Herzen, es ist mir wichtig, dass junge Leute nicht nur an der Uni studieren, sondern auch ein Handwerk erlernen und sich weiterbilden können. Daher setze ich mich dafür ein, dass Burgdorf den Fachhochschulcampus behalten kann. Dauerthema ist natürlich auch die Verkehrserschliessung wobei sich in dieser Frage die Positionen von Wirtschaft und Natur- und Heimatschutzkreisen schier unversöhnlich gegenüberstehen. Ob wir die Zufahrt Emmental so, wie sie angedacht ist, durchbringen werden, weiss ich in der Tat nicht. Vielleicht gibt es auch andere Lösungen – es kann einfach nicht sein, dass sich der ganze Verkehr weiterhin durch das Nadelöhr Burgdorf und Oberburg zwängt, direkt an drei Schulhäusern vorbei übrigens. Daran ändern auch alle Verstetigungsmassnahmen nichts. Wie lange werden Sie an der Spitze bleiben? Ich gehe davon aus, dass ich etwa fünf, sechs Jahre im Amt sein werde. Ich hoffe, dass ich dann mit unseren Anliegen hier und da ein paar Schritte vorangekommen bin. Interview: Stephan KünziRoland Loosli ist seit Frühling 2008 Präsident des Handels- und Industrievereins Burgdorf-Emmental. Er führt die Berufskleiderfirma Albiro in Sumiswald.>
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