Metzgerei in Nöten braucht 300'000 Franken
Ohne Kunden und Freunde geht es nicht mehr: Karl Fuchs und seine Familie haben einen öffentlichen Hilferuf lanciert, um ihre Metzgerei in Schüpfen zu retten.

Der Hilferuf tönt so dramatisch, wie er ungewöhnlich ist: Die Kundenmetzgerei von Karl Fuchs in Ziegelried ob Schüpfen benötigt dringend Geld. «Zur Gründung einer Aktiengesellschaft und für die Rettung unserer Liegenschaft brauchen wir ein Kapital von 300'000 Franken», steht in einem Inserat, das die Familie Anfang Monat im Anzeiger erscheinen liess. Ein Brief «an unsere Kunden, Partner, Freunde», der im Internet aufgeschaltet ist, erklärt die Hintergründe.
«Am 25. Mai wurden wir vom Betreibungsamt informiert, dass unsere Liegenschaft am 18. September zwangsversteigert wird», heisst es da. «Um dies zu verhindern, muss bis spätestens am 17. September um 15 Uhr der gesamte Schuldbetrag in der Höhe von ca. 150'000 Franken dem Betreibungsamt überwiesen worden sein. Die einzige Möglichkeit, die uns helfen kann, ist die Gründung einer Auffanggesellschaft (Aktiengesellschaft) mit einem Mindestkapital von 300'000 Franken. Das Kapital muss bis am 10. August vorhanden sein, damit wir genügend Zeit haben, die AG zu gründen, die Eintragungen im Handelsregister vorzunehmen und das Geld zu überweisen.»
Von Markt zu Markt
Diese Ankündigung überrascht. Nicht allein der Offenheit wegen, mit der die Metzgerei über ihre Geldsorgen informiert. Sondern vor allem auch, weil nicht einmal die guten Kunden von den offensichtlich sehr grossen Problemen der Familie etwas geahnt haben. Das jedenfalls lässt sich aus Gesprächen mit Bauern schliessen, die regelmässig die Dienste von Karl Fuchs in Anspruch nehmen: Der Metzger arbeite sehr gut und könne sich auch nicht über fehlende Kundschaft beklagen, so der allgemeine Tenor. «Er geht äusserst behutsam mit den Tieren um», hält einer sogar lobend fest. Er erspare ihnen für die letzten Minuten ihres Lebens jeglichen Stress, was sich wiederum positiv auf die Qualität des Fleisches auswirke.
In der Regel bezahlen die Bauern Karl Fuchs für die geleistete Arbeit und nehmen das Fleisch zur eigenen Vermarktung wieder zurück. Ab und zu übernimmt der Metzger aber einen Teil der Waren und verkauft sie selber. Zweimal in der Woche ist er mit seinem Stand am Berner Märit anzutreffen, dazu besucht er regelmässig weitere Märkte im ganzen Mittelland.
Geschlachtet werden die Tiere im kleinen Schlachtlokal von Säriswil, das Karl Fuchs für seinen Betrieb gemietet hat. Zerlegt und weiter veredelt wird das Fleisch anschliessend in der eigenen Liegenschaft in Ziegelried. Sie diente früher als Käserei und ging vor 18 Jahren an die Familie über.
Woher die Probleme dann herrühren? Karl Fuchs kann es nur erahnen. Er redet von den Aushilfen, die er während der Spitzenzeiten angestellt hatte, weiter davon, dass er wohl zu wenig Geld verlangt habe. «Ich arbeitete lange nach den Ansätzen, die ich früher in Rechnung stellte, als ich die Kundenmetzgerei nur nebenbei in der Freizeit führte.» Weil zugleich Löhne liefen, ging irgendwann die Rechnung nicht mehr auf. Die Mahnungen und Betreibungen, «Zettel», wie Karl Fuchs sagt, türmten sich auf, kurz: Offen lässt der Metzger durchblicken, dass er bei all der Arbeit den Finanzen zu wenig Beachtung geschenkt habe.
Nun ein Infoabend
Viele Worte verliert Karl Fuchs bei alledem nicht. Ähnlich hält er sich zurück, wenn er auf seine ungewisse Zukunft angesprochen wird. Auch wenn bis zum letzten Einzahlungstag am 10. August mittlerweile nicht einmal mehr zwei Wochen bleiben und damit die Zeit drängt: In den nächsten Tagen lade er alle Interessierten zu einem Infoabend ein, sagt er nur. Und auf Nachfrage: Nein, wie viel Geld bislang eingegangen sei, wisse er nicht.
Dass er statt um die fehlenden 150'000 gleich um 300'000 Franken nachsucht, begründet er übrigens so: Wenn er mit seiner Metzgerei eine Zukunft haben wolle, brauche er einen finanziellen Stock, auf dem er weiter aufbauen könne.
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