Attacke in deutschem RegionalzugHaftbefehl wegen zweifachen Mordes gegen Messerangreifer
Auf der Strecke zwischen Kiel und Hamburg hat am Mittwoch ein Angreifer auf mehrere Menschen eingestochen. Zwei Jugendliche starben. Der Täter, ein 33-jähriger staatenloser Palästinenser, war zuvor schon mehrfach straffällig geworden.

Bei einer Messerattacke in einem Regionalexpress hat ein 33-Jähriger am Mittwoch in Schleswig-Holstein zwei Menschen getötet und sieben weitere teils schwer verletzt. Bei den beiden Todesopfern handelt es sich um eine 17-Jährige und einen 19-Jährigen. Beide stammten aus Schleswig-Holstein und waren miteinander bekannt. Der Täter, ein staatenloser Palästinenser, wurde nach der Tat im Bahnhof von Brokstedt festgenommen.
Die Motive des Täters seien weiterhin völlig unklar, sagten Landesinnenministerin Sabine Sütterlin-Waack und der Leiter der Itzehoer Staatsanwaltschaft, Christian Ohlrogge, am Donnerstag in Kiel. Für einen terroristischen Hintergrund gebe es «nicht die geringsten Hinweise», betonte Ohlrogge.

«Wir haben auch keine Hinweise auf andere Dinge, die ursächlich für diese Tatbegehung gewesen sein könnten. Wir haben auch keine Hinweise auf eine lange geplante Tatbegehung oder Ähnliches», fügte der Leiter der für die Ermittlungen zuständigen Staatsanwaltschaft hinzu. Sütterlin-Waack warnte vor «Vermutungen und Spekulationen», es gebe in dem Fall viele offene Fragen. «Ergebnisse einer Vernehmung gibt es noch nicht, sodass wir über Motive nach wie vor nichts sagen können», sagte die Ministerin vor Journalisten.
Legal in Deutschland
Wie die Behörden weiter mitteilten, habe sich der Festgenommene noch nicht zu seiner Tat geäussert. Der Mann sei 2014 nach Deutschland eingereist und seither in Nordrhein-Westfalen und Hamburg mehrfach straffällig geworden. (Laut «Spiegel» und «Welt» soll er mindestens zweimal wegen gefährlicher Körperverletzung, eines sexuellen Übergriffs, Missbrauchs von Scheckkarten und Bedrohung auffällig geworden sein.)
Er sei erst wenige Tage vor der Tat aus einer Justizvollzugsanstalt im Raum Hamburg entlassen worden. Bis 2021 lebte er in einer Geflüchtetenunterkunft in Kiel. Dort habe er allerdings Hausverbot erhalten, weil er andere Bewohnende belästigt haben soll.

Danach sei er in einer Einrichtung für wohnungslose Männer untergekommen, sagte ein Vertreter der Kieler Stadtverwaltung. «Es gab keinen auffälligen Eindruck», sagte der Kieler Stadtrat Christian Zierau bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Sütterlin-Waack. Der Mann sei ohne Termin erschienen. Den letzten behördlichen Kontakt zu ihm seitens der Stadt habe es davor im Januar 2022 gegeben. Von der Haft und der kürzlichen Entlassung dort sei der Stadt Kiel nichts bekannt gewesen. Es sei aber bekannt gewesen, dass er der Mann wohl Bezüge nach Hamburg hatte.
Die Kieler Behörden beantragten wegen des Strafregisters des Mannes allerdings beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) Zierau zufolge standardmässig ein Widerrufs- und Rücknahmeverfahren. Dieses sie auch eingeleitet worden.
Auf die Frage, ob eine Abschiebung des Festgenommen nicht möglich gewesen wäre, sagte die Vertreterin des Kieler Sozialministeriums, dass der Mann nicht ausreisepflichtig gewesen sei. Zudem gebe es keinen Staat, der ihn hätte aufnehmen können.
Attacke aus dem Nichts
Die Attacke ereignete sich den Ermittlern zufolge am Mittwochnachmittag gegen 14.55 Uhr auf der Fahrt von Kiel nach Hamburg. Von den sieben Verletzten erlitten laut Polizei drei schwere Verletzungen, vier weitere wurden leicht verletzt. Der Täter, der nach dem Geschehen von Zeugen im Bahnhof von Brokstedt bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte festgehalten wurde, war den Angaben zufolge selbst leicht verletzt und kam in eine Klinik.
Das Motiv des Angriffs ist auch nach der Pressekonferenz vom Donnerstag noch vollkommen unklar. Auch zur Tatwaffe wollte die Staatsanwaltschaft keine Angaben machen, um mögliche Zeugen nicht zu beeinflussen. Der schleswig-holsteinische Landtag gedachte am Donnerstagvormittag mit einer Schweigeminute der Opfer der Attacke.
Haftbefehl wegen zweifachen Mordes
Gleichentags wurde der Täter wegen zweifachen heimtückischen Mordes und vierfachen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft genommen. Das teilte ein Sprecher der für die Ermittlungen zuständigen Staatsanwaltschaft in Itzehoe mit. Demnach entsprach der zuständige Haftrichter am Amtsgericht dem von der Behörde beantragten Haftbefehl gegen den Mann.
AFP/red
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