Megaprojekte in unsicherer Zeit
Linthal 2015 und Nant de Drance: Der Bau der zwei Pumpspeicherkraftwerke in der Schweiz setzt neue Massstäbe. Als sie geplant wurden, sah die Stromwirtschaft noch anders aus.
Die Luft ist stickig, das Licht ist fahl. Es riecht nach Ammoniak von der letzten Sprengung. Die Kaverne liegt tief im Berg, zwischen dem Lac d'Emosson und dem kleineren Speichersee, Vieux Emosson, auf etwa 1700 Meter über Meer. Die Gäste wurden in einem kleinen Bus mitten ins Herz von Nant de Drance gefahren, durch einen holprigen Tunnel im Granit. Hier eine Verzweigung, dort ein Ausbruch. Die Orientierung ist schnell verloren. Die Kaverne soll 170 Meter lang und 50 Meter hoch werden. In fünf Jahren werden hier sechs Turbinen mit überschüssigem Strom Wasser über zwei Druckleitungen vom Lac d'Emosson zum kleineren Speichersee hochpumpen. Bei grossem Energiebedarf wird das Wasser wieder nach unten schiessen, die Turbinen antreiben und Strom produzieren. Das Pumpspeicherkraftwerk wird jährlich gegen 2500 Millionen Kilowattstunden Spitzenstrom liefern, so viel wie 625'000 Haushalte im Jahr verbrauchen.