Nach Demonstration in AdelbodenMarco Odermatts Gegner rätseln und kritisieren
Der Schweizer siegt und siegt, die Konkurrenz findet auf gewisse Fragen keine Antworten mehr. Henrik Kristoffersen bleibt nur der verzweifelte Appell an die Kurssetzer.
Sie schwanken zwischen Bewunderung und Verwunderung. Zwischen Respekt und Resignation.
Marco Odermatts Gegner können einem leidtun an diesem Samstag in Adelboden, wie sie wieder eingeteilt werden vom Schweizer Ausnahmekönner. Der Olympia-Zweite Zan Kranjec sagt: «Es läuft so: Da fährt einer fast perfekt, liegt klar in Führung, denkt, er könne gewinnen. Und dann kommt dieser Typ und macht wieder alle fertig.»
Kranjec beendet den Klassiker als Fünfter, büsst aber fast zweieinhalb Sekunden ein. «Marco ist sicher nicht unschlagbar», sagt der Slowene, «aber im Moment wirkt es schon so, als könne er sich nur selbst schlagen.»
Im 13. Riesenslalom in Folge steht Odermatt auf dem Podest, neun davon hat er gewonnen, und über alle Disziplinen hinweg hat er es in diesem Winter in 13 Rennen nur zweimal nicht unter die Top 3 geschafft. Die Superlative, sie gehen einem langsam aus. Und das Staunen bei der Konkurrenz, es wird grösser und grösser. Wer sich unter den Fahrern umhört, merkt rasch: Odermatt beeindruckt schwer – und stellt nicht wenige vor Rätsel.
Kristoffersens eindeutige Forderung
Aleksander Kilde, im Gesamtweltcup mit 400 Punkten Rückstand Odermatts erster, nun ja, Verfolger, resümiert: «Für die Riesenslalom-Spezialisten ist es gerade sehr, sehr, sehr schwierig.» Der Norweger hätte ein weiteres sehr anfügen können. «Es ist momentan nicht einfach, vor einem Riesenslalom zu glauben, man habe eine gute Siegchance», hält der Kraftprotz nach Rang 9 fest.
Sein Landsmann Henrik Kristoffersen hat das gewiss getan, seine formidable Verfassung erlaubt keine bescheidenen Ziele. Im ersten Lauf hält er den Schaden in Grenzen, verliert «nur» 32 Hundertstel, aber da ist die Kurssetzung auch sehr drehend, während der Weg im zweiten Durchgang weitaus direkter Richtung Ziel führt. Letztlich ist auch Kristoffersen klar geschlagen, nach Platz 2 scheint er zu resignieren. «Ich bin ehrlich: Wenn die Läufe so schnell sind wie hier in der Entscheidung, dann glaube ich nicht, dass man Marco bezwingen kann. Das geht einfach nicht und das weiss mittlerweile auch jeder.»
Er sei sehr überrascht und irritiert gewesen ob der direkten Kurssetzung des österreichischen Trainers, sagt Kristoffersen, der auch den heftigen Sturz des Franzosen Victor Muffat-Jeandet damit in Verbindung bringt. Und so platziert er eine deutliche Forderung in Richtung Betreuer: «Ich erwarte, dass abgesehen vom Schweizer Coach nun alle drehende Läufe stecken!»

Teamkollege Gino Caviezel wiederum sagt, Odermatt sei überall schnell, ob es regne, schneie, ob die Piste salzig oder eisig sei. «Er scheidet fast nie aus und ist so selbstsicher, dass er tun und lassen kann, was er will. Es funktioniert einfach. Ich verstehe schon, wenn einige ratlos werden.» Derweil konstatiert Loïc Meillard, der als Dritter auf dem Podest steht: «Nach all den Siegen ist Marcos Selbstvertrauen bei 150 Prozent. Er kann voll ans Limit gehen. Das ist bei mir noch nicht so.»
Und dann ist da noch der Österreicher Manuel Feller, der nach Rang 4 ein wenig gar streng mit sich ist. Es brauche auch Fahrer wie ihn, sagt Feller, «Fahrer, die einfach mitmachen, ohne ständig Rekorde zu brechen wie er».
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