Manning schildert seine Verzweiflung
Erstmals seit seiner Verhaftung hat sich der mutmassliche Wikileaks-Informant öffentlich geäussert. Vor einem Militärgericht beklagte er seine Behandlung im Gefängnis.

In der Voranhörung zum Prozess gegen den mutmasslichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning hat der Beschuldigte erstmals selbst das Wort ergriffen. Der 24-jährige Soldat schaute nervös, und seine Stimme zitterte leicht, als er am Donnerstag in Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland auf die Fragen seines Anwalts David Coombs zu seiner Untersuchungshaft antwortete. Manning sagte, kurz nach seiner Festnahme im Irak habe er nicht mehr telefonieren dürfen und sei zunehmend verzweifelt. «Ich begann, völlig aus dem Gleichgewicht zu geraten», schilderte er.
Nach seiner Inhaftierung im Irak war Manning in Kuwait in Untersuchungshaft und im Juli 2010 schliesslich nach Quantico im US-Bundesstaat Virginia verlegt worden. Er beantragte vor Gericht, das Verfahren gegen ihn fallen zu lassen, weil er während seiner neunmonatigen U-Haft in Quantico eine illegale Bestrafung erfahren habe. In der Anhörung sagte Manning, er habe schon bald nach seiner Festnahme Selbstmordgedanken gehabt. «Ich habe darüber sicher ein paar Mal nachgedacht», sagte er. «Ich hatte ziemlich aufgegeben. Meine Welt war einfach zusammengebrochen.»
Erniedrigende Haftbedingungen
Zuvor hatten zwei Psychiater der US-Armee ausgesagt, Mannings harte Haftbedingungen in Quantico seien unnötig und gegen ihren medizinischen Rat gewesen. In Quantico war Manning seine Brille abgenommen worden, um Toilettenpapier musste er bitten. Er durfte nachts keine Unterwäsche tragen und musste auf einer unbequemen Matratze schlafen, die für selbstmordgefährdete Häftlinge konzipiert ist. Ein UNO-Berichterstatter für Folter hatte erklärt, Manning sei in Quantico grausam und unmenschlich behandelt worden.
Nach seiner Haft dort von Juli 2010 bis April 2011 wurde Manning in ein Gefängnis in Fort Leavenworth in Kansas gebracht. Dort wurde ihm bescheinigt, nicht selbstmordgefährdet zu sein, sodass ihm die übliche Häftlingsbehandlung zugestanden wurde.
Manning wird vorgeworfen, geheime US-Militärdokumente zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie rund 260'000 vertrauliche Depeschen der US-Diplomatie an die Enthüllungswebsite Wikileaks weitergegeben zu haben. Er soll die geheimen Daten während seiner Stationierung im Irak von Militärrechnern heruntergeladen haben. Der Prozess gegen Manning soll im Februar beginnen, ihm droht lebenslange Haft.
AFP/rub
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