Herr Halter und die Musik
Er sprechsingt wieder: Jürg Halter hat sein Alter Ego Kutti MC zwar längst beerdigt, der Musik hat der Berner Autor aber nie ganz abgeschworen. An Heiligabend präsentiert er neue Lieder.

«Lass mich zu dir kommen, bitte, lass es zu.» Er singt es bittend, fast flehend. Schleift die Worte hinter sich her wie einen Schlitten im nassen Schnee. Die Bässe sind dumpf, später setzt das Klavier zu einem trunkenen Refrain an. Der Gesang ist eher ein Sprechen, und da plätschert nichts. Man muss zuhören. Es ist ein Lied von Jürg Halter, und es ist neu. Der 37-Jährige wird es am 24. Dezember erstmals öffentlich vortragen.
Ja, Herr Halter, Autor und Ex-Mundartrapper, macht wieder Musik. Ganz habe er ihr nie abgeschworen, erzählt er in einer Berner Beiz. Er trinkt Pfefferminztee und ermöglicht seinem Gegenüber via Laptop und Kopfhörer einen ersten flüchtigen Höreindruck. Und das Gehörte macht Lust auf mehr. Es erinnert am ehesten an Halters Bandprojekt Schule der Unruhe, mit dem er vor sieben Jahren das Album «La bombe» veröffentlicht hat.
Diesmal will er aber noch mehr Richtung Song gehen, weg vom vertonten Gedicht. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Fredy Studer und dem Pianisten Roberto Domeniconi hat sich Halter neues Material erarbeitet. Studer und Halter kennen sich schon länger, hatten bereits einige gemeinsame Auftritte, Domeniconi ist neu dazugestossen.
Der neue, eigene Ton
An seinen Mitmusikern schätzt Halter deren Bereitschaft, über Genregärtchen hinauszudenken, musikalisch etwas entdecken zu wollen. Sich nicht festzulegen, im Prozess überrascht zu werden. Das sei wichtig. So will Jürg Halter auch nicht gross darüber reden, wo seine neue Musik einzuordnen ist. Wichtig sei nur, niemanden zu kopieren und einen neuen, eigenen Ton zu finden.
Gesungen wird meist auf Hochdeutsch, die Mundart hat Jürg Halter hinter sich gelassen. «Ich habe auf Berndeutsch alles gesagt, was ich sagen wollte.» Die Welt der Mundart scheint ihm mutlos und eng, die Mundartmusik stecke in einer Sackgasse. Nur wenige Berner Musiker hätten wirklich noch etwas zu sagen. Lieber blickt Halter musikalisch nach Deutschland, wo er mehr Inspiration findet: bei Bands wie Einstürzende Neubauten, Kettcar und Element of Crime zum Beispiel. Das seien Musikerpoeten mit einer Haltung und einer durchdachten Botschaft. Sprachhemmungen kennt der Berner nicht. Die Schweizer liessen sich oft von der deutschen Rhetorik beeindrucken. «Ich nicht. Ich rede langsamer, denke dafür schneller.»
Weitere Konzerte geplant
Warum findet das erste Konzert dieser neuen halterschen Ära an Heiligabend statt? Will uns Herr Halter damit etwas mitteilen? Er trinkt einen Schluck, lächelt und sagt: «Nein, das ist Zufall. Ich wurde angefragt und habe zugesagt.» Und was kommt danach? Mehr Auftritte? Ein Album? Jürg Halter zuckt mit den Schultern. Er wisse es noch nicht so genau. Anfragen seien da, weitere Konzerte geplant. Vielleicht werde er auch ins Studio gehen, ja. Jürg Halter blickt tief in seinen Tee und sagt: «Ich habe ein gutes Gefühl.»
Konzert:Sonntag, 24. Dezember, 21 Uhr (Türöffnung), Bee-Flat im Progr, Bern. Vorverkauf: www.starticket.ch.
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