Die erhörte Welt
Der amerikanische Autor Richard Powers verknüpft in seinem Roman «Orfeo» eine Komponistenkarriere mit Gentechnik, Überwachung und Reflexionen darüber, was Kunst vermag. Das volle Programm.

Die Romane von Richard Powers liest man nicht, wenn man einfach eine Geschichte erzählt bekommen will. Denn mit einer Geschichte gibt sich der 1957 in Evanston, Illinois, geborene Autor nie zufrieden. Zwei müssen es mindestens sein, ineinander verschraubt wie eine Doppelhelix, und sie müssen für zentrale gesellschaftliche Entwicklungen oder Grundfragen einer ganzen Wissenschafts- oder Kunstdisziplin stehen. In «Das Echo der Erinnerung» etwa waren es Neurologie und Umweltzerstörung, in «Der Klang der Zeit» die Rassendiskriminierung und klassischer Operngesang. Dass Richard Powers, der neben Literatur auch Physik studiert und als Programmierer gearbeitet hatte, sein eigenes Genom analysieren liess – als neunter Mensch überhaupt! – und über die ethischen Fragen und psychologischen Folgen gleich ein Buch geschrieben hat, passt dazu.