«Tatort»-KolumneKommissar wünscht Szenen zum Corona-Alltag
Der jüngste «Tatort» beginnt mit viel «Äktschen», wird aber immer unglaubwürdiger – auch weil die Pandemie schlicht nicht vorkommt.

Corona hat schon unzähligen Menschen einen Strich durch die Rechnung gemacht, ihre Pläne durchkreuzt und Vorhaben platzen lassen. Zu ihnen gehört auch Autor und Regisseur Niki Stein. Sein Drehbuch für die Folge «Macht der Familie» lag bereits pfannenfertig vor, da legten die verordneten Schutzmassnahmen gegen das Virus ihr Veto ein.
Stein musste sein Drehbuch umschreiben, den Showdown verändern und auf Komparsen weitgehend verzichten. Dennoch sorgte Stein gleich zu Beginn mit einer heiklen Polizeiaktion für «Äktschen» und Spannung pur.
Eine Bombenexplosion hatte einen Jet über dem Mittelmeer zum Absturz gebracht. Mit an Bord ein Undercoveragent der Bundespolizei mit zwei Millionen Euro Steuergeldern in einem Koffer. Das Opfer hatte zusammen mit Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) gegen einen russischen Waffenhändler ermittelt.
Logisch, dass jetzt möglichst rasch ein Ersatz hermusste – «ghoue oder gstoche». Ich weiss, in Filmen ist alles möglich. Mit Marija (Tatiana Nekrasov) jedoch ausgerechnet die Nichte des russischen Waffenhändlers als Undercoveragentin gegen den eigenen Familienclan einzusetzen, war allerdings in höchstem Masse unglaubwürdig.
Die Russin hatte sich zwar vor Jahren von ihrer kriminellen Familie losgesagt und war seither als Polizistin beim Landeskriminalamt im Rotlichtmilieu als verdeckte Ermittlerin tätig. Dort arbeitete sie allerdings nach ihren eigenen Regeln. Dass der Fahndungserfolg gegen das organisierte Verbrechen Wunschkonzert blieb, war jedoch nicht ihre Schuld.
Ach ja – Wotan Wilke Möhring, alias Kommissar Falke, hätte liebend gern Szenen mit Bezug zum aktuellen Corona-Alltag gehabt. Möhring fand es schade, dass man in den Filmen so tut, als würde es Corona gar nicht geben.
«Lasst uns doch mal Szenen drehen, in denen ein Ermittler nicht an einen Tatort gelassen wird, weil er seine Maske nicht dabeihat. Das würde jeder verstehen, weltweit», sagte er in einem Interview. Recht hat er.

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