Jung, pointiert und auf Blochers Linie
Patrick Walder, Spitzname «Pudi», ist ein Unbekannter. Wer hinter dem zukünftigen Zürcher SVP-Präsidenten steckt.

Richten muss es jetzt ein Unbekannter. Vor zwei Wochen hat Patrick Walder bei den Kantonsratswahlen noch verloren, wie seine Partei. Er wurde auf dem fünften Listenplatz der Ustermer SVP nicht gewählt. Die Bezirkspartei verlor so viele Stimmen wie kaum eine andere im Kanton.
Trotzdem soll er die Partei auf Erfolgskurs bringen, zumindest bis zu den nationalen Wahlen im Herbst. Bis es wieder besser wird, so die Hoffnung des Parteivorstands. Es war eine Überraschung, als dieser gestern den erst 31-jährigen Dübendorfer Gemeinderat und Ortspräsidenten der SVP zum Kronfavoriten für die Wahl bei der heutigen Delegiertenversammlung machte.
Erinnerung an Toni Brunner
Die Richtung, die die Partei damit einschlagen will, ist klar: «Die SVP muss wieder lauter werden», sagt Walder. Mit ihm wird der Ton wohl aggressiver. «Wir müssen mit unseren traditionellen Themen punkten.» Die Schwierigkeit sei, wie man diese verständlich rüberbringen könne. «Es geht jetzt darum, den Wählern zu zeigen, wie sie beispielsweise das Rahmenabkommen mit der EU konkret betrifft.» Genaueres will er nicht sagen, noch nicht – die strategische Ausrichtung werde jetzt im Vorstand definiert.
Sicher ist: Walder ist der Kandidat mit Christoph Blochers Segen. Blocher leitete die Arbeitsgruppe, die Walder übers Wochenende auserkoren hat. Blocher, der auch den Anstoss für die Rücktritte von Konrad Langhart und des restlichen Parteivorstands gegeben haben soll. Blocher, der mit Walder einen stramm auf nationaler SVP-Linie politisierenden Jungspund portiert. Das erinnert an Toni Brunner, der 2008 unter Blocher 33-jährig nationaler Parteipräsident wurde.
Walder ist seit 2014 Präsident der Dübendorfer SVP. Als sein Ziehvater gilt Vorgänger Orlando Wyss, der Walder zusammen mit Nationalrat Toni Bortoluzzi und Elisabeth Pflugshaupt zur Seite gestellt wird.
«Ich habe schnell gemerkt, dass er mehr will und auch kann.»
Wyss lobt Walder in den höchsten Tönen, natürlich. «Patrick ist pflichtbewusst, einsatzfreudig, unermüdlich.» Schwächen? «Da kommt mir spontan nichts in den Sinn.» 2006 wurde Walder überraschend in den Dübendorfer Gemeinderat gewählt, stiess von Listenplatz 20 auf Listenplatz 9 vor und wurde gewählt. «Ich habe ihn dann in den Vorstand genommen – und schnell gemerkt, dass er mehr will und auch kann», sagt Wyss über Walder.
Walder ist ein politischer Frühstarter. Schon mit 14 hat er den Jugendrat in Dübendorf mitbegründet. Das habe sein politisches Interesse geweckt. «Schnell war klar, dass die Junge SVP meine Partei ist», sagt er. Politisiert habe ihn der hohe Ausländeranteil an seiner Sekundarschule. «Das hat zu Konflikten geführt.»
«Manchmal grenzwertig im Ton»
Walder politisiert mittlerweile seit 13 Jahren im Dübendorfer Gemeinderat, hat bei der Masseneinwanderungsinitiative das Zürcher Komitee präsidiert, war Wahlhelfer von Nationalrat Hans-Ueli Vogt. Und auch auf lokaler Ebene hat er grössere Projekte geleitet – und ist dabei zweimal an der Urne gescheitert: mit seiner Opposition zum Innovationspark auf dem Flugplatz Dübendorf. Walder wollte, dass dieser ein Militärflugplatz bleibt; und mit der Initiative, dass Stadträte nicht auch noch Nationalpolitiker sein dürfen – eine Initiative gegen den damaligen BDP-Stadtrat Lothar Ziörjen. Und gegen GLP-Stadtrat und Nationalrat Martin Bäumle.
«Im Gegensatz zu anderen Parlamentariern kann Walder zwischen sachlicher und persönlicher Ebene gut differenzieren.»
Heute ist Treuhänder Walder vor allem Finanzpolitiker. Auch als Sprecher der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission (GRPK) hat er häufig mit Bäumle zu tun. «In der Budgetdebatte kreuzen wir regelmässig die Klingen, sagt der Dübendorfer Finanzvorsteher. Im Gemeinderat sei Walder klar auf SVP-Linie. Und als Ortspräsident der Partei trete er naturgemäss sehr pointiert auf.
«Das wird von ihm wohl auch als SVP-Kantonalpräsident erwartet», sagt Bäumle. Gleichzeitig sei Walder in der Kommissionsarbeit ein fairer und sachlicher Gegner. Man sei sich zwar selten gleicher Meinung. «Aber im Gegensatz zu anderen Parlamentariern kann er zwischen sachlicher und persönlicher Ebene gut differenzieren.» In dieser Hinsicht attestiert Bäumle Walder eine Entwicklung: Als er mit 18 in den Gemeinderat kam, sei er noch ungestümer gewesen – «manchmal grenzwertig im Ton».
Wahl steht noch bevor
Walders Alter bleibt ein Thema. Natürlich sei er noch jung, räumt er ein. Doch mit Bortoluzzi, Pflugshaupt und Wyss stünden ihm drei Politiker mit viel Erfahrung zur Seite. «So können wir meine Kraft und Energie und ihre Lebenserfahrung kombinieren.»
Heute müssen die Delegierten der kantonalen SVP die Wahl der Vierergruppe absegnen. Benjamin Fischer, Präsident der Jungen SVP, hofft in einem Tweet, dass sein Kollege, Spitzname «Pudi», heute gewählt wird. Ob sich dagegen Widerstand formiert, ist noch offen. Der ehemalige Stadtzürcher Gemeinderat Derek Richter erwidert Benjamin Fischers Tweet jedenfalls mit folgenden Worten: «Wir werden sehen...»
Die Wahl von Walders Vorgänger vor drei Jahren war keine klare Sache. In einer Kampfwahl gewann Konrad Langhart überraschend gegen den polarisierenden Claudio Zanetti. Das wurde damals als Absage der Basis an den aggressiven Politstil der Partei gewertet.
Mit umgekehrten Vorzeichen wird Patrick Walder jetzt von der Parteileitung unterstützt. Seine Dübendorfer SVP ist in mancher Hinsicht die Antithese zu seinem Vorgänger Langhart und dessen Führungsstil der Kantonalpartei. Der moderate Biobauer war dem Hardlinerflügel schon lange zu brav, zu wenig präsent.
Jetzt soll die Korrektur erfolgen. Jetzt soll es wieder lauter werden.
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