Jordan Pickford, der Unbekannte in Englands Tor
Der 24-Jährige von Everton soll die Goalie-Misere bei den Three Lions endlich beenden
Vor zwei Wochen hatte die «Times» die sieben englischen Torhüter bei Weltmeisterschaften seit 1962 in einer Körpermesslatte miteinander verglichen. Mit Gordon Banks gewann England den einzigen Titel vor 52 Jahren, und Peter Shilton hat bis in die Gegenwart durch seine 125 Einsätze für die Three Lions den Status des Rekordnationalspielers inne. Auch die nachfolgenden David Seaman, Paul Robinson, Robert Green und Joe Hart erlangten Bekanntheit im Weltfussball – allerdings eher wegen ihrer Fehlgriffe. Deshalb kann England momentan ganz gut damit leben, vom derzeitigen Stammtorwart Jordan Pickford kaum etwas gehört zu haben. Denn sonst könnte das ja bedeuten, dass Pickford im Nationaltrikot schon entscheidend danebengegriffen hat.
Ein unerfahrener Torhüter in einem unerfahrenen Team
Als jüngster Torhüter der englischen WM-Geschichte steht Pickford mit 24 Jahren stellvertretend für seine Mannschaft, die mit durchschnittlich 20 Länderspielen zu den unerfahrensten in Russland gehört. Beim 2:1 zum Auftakt über Tunesien gab der Goalie von Everton seinen Einstand bei den Three Lions in einer Pflichtpartie. Die vorherigen drei Einsätze waren allesamt in Testbegegnungen erfolgt. Als Arbeitsnachweis im Nationaltrikot dienten sozusagen lediglich 14 abgewehrte Schüsse aufs Tor: vier gegen Deutschland (0:0) im November, sechs gegen Holland (1:0) im März und vier gegen Nigeria (2:1) zu Beginn dieses Monats.
Im Duell mit Tunesien am vergangenen Montag kam einzig ein Elfmeter hinzu, bei dem Pickford die richtige Ecke zwar vorausahnte, den Ball aber nicht abwehren konnte. Seine 1,85 Meter Körperlänge, die ihn in der Grössentabelle nach Shilton zum zweitkleinsten unter den englischen Torhütern machen, genügten nicht gegen den platzierten Schuss. Um sich vor den Augen der Welt zu beweisen, muss Pickford wohl auf das letzte Gruppenspiel gegen Belgien warten. Für den heutigen Vergleich mit Panama wird England ein ungefährdeter Sieg prognostiziert, der das Team um Nationaltrainer Gareth Southgate vorzeitig in den Achtelfinal bringen würde.
Die geringe Reichweite versucht Pickford mit seiner Lebendigkeit im Tor zu kaschieren. Das lässt ihn dynamisch und zappelig zugleich erscheinen. Mit seinen Fertigkeiten am Ball gestaltet er die Spieleröffnung indes gut mit und kann durch genaue Abschläge mit dem linken Fuss sogar Tore einleiten.
Dieses Können hat Pickford bislang in 69 Einsätzen in der Premier League nachgewiesen, in der abgelaufenen Saison gelangen ihm die meisten Paraden pro Begegnung. Aufsehen gab es um ihn erstmals beim Weggang von seinem Kindheitsclub Sunderland im vergangenen Sommer. Die Ablöse von 34 Millionen Euro machte Pickford zum teuersten britischen Torhüter.
Bei seinem Aufstieg in der Nationalelf kam Pickford das Fehlen valabler Konkurrenz zugute: Nach dem Abgang bei Manchester City im Sommer 2016 verlor Joe Hart, Englands eigentlicher Stammtorwart, seine Form. Auch sein Ersatz Jack Butland von Absteiger Stoke City spielte selten überzeugend. Also setzt Southgate auf Pickford, den er schon bei der U-21 für einige Zeit betreute – und der alle Jugendteams der Three Lions durchlief.
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