Busverkehr im Oberland«Jeder zweite Sitz bleibt leer»
Schweizweit wird das Angebot im öffentlichen Verkehr runtergefahren. Auch im Oberland sind in nächster Zeit weniger Linienbusse unterwegs. Zudem bleiben die Fahrgäste mehr und mehr aus, wie eine Umfrage zeigt.

«Das Angebot wird im Oberland auf jenen Linien reduziert, auf denen die Busse mehr als einmal in der Stunde fahren. Zudem sollen auch die ersten und letzten Kurse des Tages unverändert weiter angeboten werden», sagt Ruedi Simmler, Leiter Betriebszone Berner Oberland bei der Postauto AG. Detaillierte regionale Angaben könne er zurzeit nicht machen. Da nun weniger gefahren werde, sagte Simmler, brauche es auch weniger Busse. Dies bedeute jedoch nicht, dass es nun zum Gedränge komme. «Die Nachfrage ist auf manchen Linien so stark zurückgegangen, dass trotz eines reduzierten Angebots weniger Fahrgäste in den Bussen unterwegs sein werden als vor der Krise.»
Postauto: Für Frühlingsputz einsetzen
Schweizweit ist die Nachfrage um 50 Prozent zurückgegangen, hatte Postauto Schweiz am Montag mitgeteilt. «Genaue Zahlen liegen uns fürs Oberland nicht vor», sagt Simmler. Wegen der geschlossenen Schulen seien bereits am Montag weniger Fahrgäste gezählt worden als noch in der vergangenen Woche, und nach dem jüngsten Bundesratsentscheid sei die Nachfrage noch stärker zurückgegangen.
Von einem «Personalengpass» oder gar Abbau will Simmler nichts wissen. «Die Mitarbeitenden können Überzeitguthaben, soweit vorhanden, abbauen. Zudem können sie zum Teil auch für andere Arbeiten, zum Beispiel den umfassenden Frühlingsputz der Postautos, eingesetzt werden.»
STI: Nachfrage massiv zurückgegangen
«Wir werden vom Viertel- zum Halbstundentakt und vom Halbstunden- zum Stundentakt übergehen», fasst Markus Bähler, stellvertretender Direktor der STI Bus AG, die Angebotsreduktion auf dem STI-Netz zusammen. Betriebsleiter Erich Seiler ergänzt, dass die «umfangreichen und aufwendigen Umstellungsarbeiten in der Nacht vom kommenden Sonntag auf Montag» erfolgen werden. Denn es sei nicht möglich, nach dem Bundesratsentscheid vom Montag bereits ab Donnerstag nach neuem Fahrplan zu fahren. Wie die Reduktion des ÖV-Angebots auf den Linien in Thun und Umgebung sowie auf den anderen Kursen im Oberland für die Fahrgäste zu spüren sein wird, konnten Bähler und Seiler am Dienstagnachmittag noch nicht im Detail sagen.
Es würden sicher weniger Busse unterwegs sein, jedoch gehen beide nicht davon aus, dass es deshalb zum Gedränge kommen wird. «In den vergangenen zwei Wochen war bereits sicher jeder zweite Sitz leer», sagt Seiler, und Bähler konstatierte «einen massiven Nachfragerückgang». Der Umstieg auf den motorisierten Individualverkehr sowie das vermehrte Arbeiten zu Hause sind wohl die Hauptgründe für die zusehends fehlenden Fahrgäste», sagt Bähler.
Der stellvertretende STI-Direktor verneint, dass nun Buschauffeure in die Zwangsferien geschickt werden. «Sicher wird der eine oder andere Fahrer Arbeitsstunden abbauen können», sagt Bähler, «die im vergangenen Jahr angesichts der Baustellen in der Stadt Thun und der damit verbundenen Staus mehr geleistet werden mussten.» Dass nach dem Bundesratsentscheid und der nun folgenden Angebotsreduktion im öffentlichen Verkehr auf der Strasse bei der STI Bus AG ein Personalabbau folgt, verneint Markus Bähler. «Dies ist im Moment kein Thema.»
Frutigen–Adelboden: Einige Linien eingestellt
«Natürlich werden auch wir das Angebot zurückfahren», erklärt Hans Schmid, stellvertretender Geschäftsführer der Automobilverkehr Frutigen-Adelboden AG (AFA). So habe die AFA, welche die Strecke Frutigen–Adelboden und verschiedene Linien an der Lenk bedient sowie für den Ortsverkehr in Adelboden, Kandersteg und an der Lenk verantwortlich ist, bereits die Linien Matten–Lengebrand und Metschbahn–Bahnhof–Betelberg eingestellt. Dies deshalb, da auch der Skibetrieb eingestellt wurde. Weiter werde man das Angebot für den Ortsverkehr in Adelboden einschränken. «Fahrplanmässig werden wir den Betrieb analog der Zwischensaison aufrechterhalten», sagte Schmid.
«Wir werden den Betrieb analog der Zwischensaison aufrechterhalten.»
Die Nachfrage sei in den vergangenen zwei Wochen sicher um mehr als 50 Prozent zurückgegangen, räumt Schmid ein. Mit Personalengpässen rechnet Schmid nicht, man habe frühzeitig Vorbereitungen getroffen und könne die Mitarbeiter anderweitig einsetzen. Zudem kann laut Schmid «in dieser Zeit Überzeit abgebaut werden».
Alle Betreiber des Oberländer ÖV auf der Strasse raten ihren Fahrgästen, für die genauen Abfahrtszeiten den Onlinefahrplan zu konsultieren, und versichern, dass die Hygienevorgaben des Bundes eingehalten werden.

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