Israel schiesst Hamas-Drohne ab
Mit einer Abfangrakete hat die israelische Armee nach eigenen Angaben vor der Küste eine Drohne der Hamas abgeschossen. Unklar sei, ob es sich um einen Eigenbau handle oder ein eingeschmuggeltes Gerät.

Mehr als 1000 Raketen auf Israel, über 1300 Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen mit mindestens 175 Toten - das ist die traurige Zwischenbilanz knapp eine Woche nach Beginn der israelischen Militäroffensive. Trotz internationalen Drucks auf die Konfliktparteien zeichnet sich keine Entspannung ab. Im Gegenteil: Erstmals in dem Konflikt schoss Israel eine Drohne ab, wie das israelische Militär mitteilte.
Die Hamas erklärte, sie verfüge über zwei Typen von Drohnen: Einen zur Aufklärung, den anderen zum Transport von Sprengstoff und Munition. Ziel der Drohnen sei unter anderem das israelische Verteidigungsministerium in Tel Aviv. Der Einsatz von Drohnen für Angriffe könnte dem Konflikt eine neue Dimension geben, da diese im Gegensatz zu den Raketen der Hamas schwerer vom israelischen Abwehrsystem «Iron Dome» ausgemacht werden können.
«Die Hamas lässt nichts unversucht, um voranzukommen», sagte Verteidigungsminister Mosche Jaalon. «Deswegen ist es entscheidend, dass wir in höchster Alarmbereitschaft bleiben.» Der Abschuss der Drohne bei der Stadt Aschdod an der israelischen Südküste habe gezeigt, dass die Organisation Israel auf jede mögliche Art treffen wolle.
Viele tote Zivilisten
Der französische Präsident François Hollande und UN-Generalsekretär Ban ki-Moon forderten Israel und die Hamas erneut zu einer Waffenruhe auf. Es sei im Interesse beider Seiten, dass statt einer weiteren gefährlichen Eskalation unverzüglich Schritte zur Beilegung der Gefechte ergriffen würden, erklärte Ban. Er verurteile den willkürlichen Raketenbeschuss der Hamas als «Verletzung internationalen Rechts». Hollande räumte Israel zwar ein Recht zur Verteidigung ein, mahnte zugleich aber Mässigung an.
Ban äusserte sich «zutiefst besorgt» über die Auswirkungen der israelischen Militäroperation auf palästinensische Familien. Zu viele palästinensische Zivilisten seien getötet worden, und eine israelische Bodenoffensive werde den Blutzoll und das Leiden der Menschen im Gazastreifen zweifellos erhöhen, fügte er hinzu.
Seit Beginn der israelischen Militäroffensive sind 172 Palästinenser getötet worden - ein knappes Drittel davon Frauen und Kinder. Dies geht aus einer Liste der Opfer hervor. Sie wurde von Aschraf al-Kidra veröffentlicht, dem Leiter der Rettungskräfte in Gaza. Unter den Toten sind demnach 22 Frauen und sieben minderjährige Mädchen. 24 Opfer seien Knaben unter 18 Jahren. Das jüngste Opfer sei ein 18 Monate altes Baby. Vier weitere Tote waren jünger als sechs Jahre alt.
Lebensmittel werden knapp
Das Kinderhilfswerk Terre des hommes sprach am Montag von 30 getöteten Kindern im Gazastreifen. Es berief sich auf Angaben eines Arztes und Büro-Leiters in Gaza. Die überlebenden Kinder seien verängstigt und teilweise apathisch, hiess es weiter. An Gesundheitszentren und Schulen hätten die Angriffe Schäden angerichtet.
Am siebten Tag der israelischen Offensive würden zudem Nahrung, Wasser und Treibstoff knapp, schrieb Terre des hommes in einer Mitteilung vom Montag. Das Hilfswerk appellierte an die Konfliktparteien, sich auf eine baldige Waffenruhe zu verständigen und «dauerhafte Lösungen» zu suchen.
Wie viele der 119 getöteten Männer Zivilisten sind, lässt sich derzeit nicht zweifelsfrei klären. Zwei der Männer waren der Liste der Rettungskräfte zufolge bei ihrem Tod 75 und 80 Jahre alt. Die Todeszahlen übersteigen mittlerweile die der letzten israelischen Offensive. Bei einem achttägigen Konflikt im November 2012 starben der Menschenrechtsorganisation Betselem zufolge 167 Menschen.
Raketenbeschuss unterbinden
Aus Syrien und dem Libanon wurden unterdessen erneut Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert. Es war der zweite zweite Angriff aus den nördlichen Nachbarländern innerhalb weniger Tage. Israel befürchtet, dass militante Gruppen in Syrien und Libanon eine zweite Frontlinie eröffnen könnten.
Israel will mit dem militärischen Vorgehen den anhaltenden Raketenbeschuss unterbinden. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bekräftige am Sonntag, dass die Operation noch lange dauern könne und das Militär für alle Möglichkeiten gerüstet sei. Das schliesst auch eine Bodenoffensive ein, bei der die Zahl der Opfer voraussichtlich dramatisch steigen würde.
Abscheulicher Mord
Die Strafbehörden beschuldigten offiziell drei jüdische Israelis der Entführung und des Mordes an dem palästinensischen Teenager Mohammed Abu Chdeir. Israels Polizei hat sich derweil erstmals ausführlicher zum Mord geäussert. «Ein 29-Jähriger und zwei 17-Jährige haben den Mord umfassend gestanden», bestätigte Polizeisprecher Micky Rosenberg.
Zuvor hatte die Justiz ihre Nachrichtensperre gelockert. Der 16-jährige Palästinenser war Anfang Juli in einem Wald bei Jerusalem tot aufgefunden worden. Es soll sich um einen Racheakt für die Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher durch radikale Palästinenser gehandelt haben.
Nach Erkenntnissen des israelischen Geheimdienstes Shin Bet ereignete sich die Tat am Morgen des 2. Juli. Demnach suchten die Täter in arabischen Vierteln von Jerusalem stundenlang nach einem Opfer.
Sie fanden demnach schliesslich einen Jugendlichen, zerrten in ihr Auto, fuhren mit ihm in einen Wald und schlugen ihn mit einem Radschlüssel. Schliesslich hätten sie ihn mit Treibstoff übergossen und angezündet.
Die Tat sorgte weltweit für Entsetzen und trug zur Eskalation des Konfliktes zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen bei. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte den Mord als abscheulich verurteilt und rasche Aufklärung und Bestrafung der Täter angekündigt.
sda/AP/mw
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