Israel ordnet Evakuierung des nördlichen Gazastreifens an
Die israelischen Streitkräfte planen einen schweren Militärschlag in den nächsten 24 Stunden. Die Menschen im nördlichen Gazastreifen sollen ihre Häuser verlassen.
Die israelischen Streitkräfte haben einen schweren Militärschlag gegen militante Palästinenser im nördlichen Gazastreifen angekündigt. Der Angriff werde in den nächsten 24 Stunden erfolgen, sagte Chef-Militärsprecher Motti Almos am Samstag.
Die Streitkräfte wiesen die Bevölkerung des nördlichen Gazastreifens an, ihre Häuser zu verlassen. Die Evakuierung sollte zu «ihrer eigenen Sicherheit erfolgen», hiess es in einer Erklärung vom Samstagabend. Entsprechende Botschaften, das Gebiet zu verlassen, würden über Nacht zugestellt.
Luftangriffe auf Gazastreifen verstärkt
Israel hat am Samstag seine Luftangriffe auf den Gazastreifen verstärkt und die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive weiter vorangetrieben. Trotz der harten militärischen Schläge feuerten palästinensische Militante weiter Raketen nach Israel; im 70 Kilometer von Gaza entfernten Jerusalem heulten zum dritten Mal seit der vor fünf Tagen erfolgten Eskalation der Gewalt die Sirenen.
Der Weltsicherheitsrat forderte in einer Erklärung eine Waffenruhe. Der Konflikt müsse entschärft werden und die Nahost-Friedensverhandlungen müssten wieder aufgenommen werden, hiess es in der von allen 15 Mitgliedern verabschiedeten Erklärung, die rechtlich nicht bindend ist. Auch Verbündete richteten an Israel eine Mahnung zur Deeskalation: Der britische Aussenminister William Hague äusserte seine grosse Sorge über zivile Opfer. Er werde am Sonntag mit seinen amerikanischen, deutschen und französischen Kollegen in Wien diskutieren, wie eine «dringliche konzertierte internationale Aktion zur Sicherstellung einer Waffenruhe» aussehen könnte.
135 Palästinenser getötet
Aus israelischen Regierungskreisen verlautete, ihr Ziel sei, dauerhaft Ruhe für Israel herzustellen. «Dieses Ziel wird erreicht werden, sei es diplomatisch oder militärisch», hiess es weiter. Israel werde jeden Vorschlag prüfen, der dabei hilfreich sei.
Bei den israelischen Angriffen wurde auch eine Moschee getroffen, die nach israelischen Militärangaben als Raketenversteck genutzt worden war. Verteidigungsminister Mosche Jaalon stimmte seine Landesleute auf weitere Tage des Kampfes ein. Auf palästinensischer Seite hiess es, die seit Dienstag andauernde Militäroffensive habe inzwischen 135 Menschen das Leben gekostet. Darunter sei auch ein Neffe des Hamas-Führungsmitglieds Ismail Hanijeh, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Gaza, Aschraf al-Kidra. Mehr als 920 Menschen seien verletzt worden.
Bei der Offensive seien mehr als 1100 Ziele unter Beschuss genommen worden, teilte das israelische Militär mit. Darunter Raketenwerfer der radikalislamischen Hamas, Kommandozentralen und Einrichtungen für die Herstellung und Lagerung von Waffen. Aus dem Gazastreifen verlautete, neben der Moschee seien auch Wohltätigkeitsorganisationen mit Verbindungen zur Hamas und Banken getroffen worden, sowie ein Heim für Behinderte. Dabei seien zwei Frauen getötet worden.
Israel zerstöre nach wie vor wichtige Ziele der Hamas und anderer Terrorgruppen, sagte Jaalon nach einem Treffen mit ranghohen Sicherheitsbeamten. «Wir werden damit fortfahren, sie (die Hamas) zu bestrafen, bis Ruhe und Sicherheit in den Süden Israels und den Rest des Landes zurückkehrt.»
«Es gibt keinen K.-o.-Schlag»
Israel will mit seiner Offensive den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf sein Territorium stoppen. In den vergangenen fünf Tagen sollen knapp 700 Geschosse auf Israel abgefeuert worden sein. Dadurch gab es bislang aber keine Todesopfer unter der israelischen Bevölkerung. Dies ist auch auf das Raketenabwehrsystem Iron Dome zurückzuführen, das bereits mehr als 130 Raketen abgefangen hat. Die Rakete, wegen der in Jerusalem Alarm gegeben wurde, schlug in Hebron im palästinensischen Westjordanland ein. Ein Haus wurde beschädigt, verletzt wurde niemand.
Ein ranghoher Militärbeamter sagte am Samstag, dass die Hamas nach Schätzungen Israels noch immer im Besitz von Tausenden Raketen sei. Israel werde mehr Zeit brauchen, um die davon ausgehende Gefahr für Zivilisten aufzuheben. «Es gibt keinen K.-o.-Schlag», sagte er. «Es ist komplizierter.»
AFP/sda/fko
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