
In den britischen Medien gibt ein neuer Social-Media-Trend zu reden: «Sadfishing» – also psychische Probleme in den sozialen Medien offenzulegen, um Likes und Shares zu erzeugen. Der Begriff wurde geprägt, nachdem Celebrities wie Justin Bieber oder Kendall Jenner ihrem Millionenpublikum in den sozialen Medien über ihre Depressionen und andere mentale Probleme Auskunft gaben. Und das bloss, um weiter Follower zu gewinnen, so die Kritik.
Tatsächlich befeuern die sozialen Medien einen neuen Bekenntniswahn: Wer nicht mindestens mit einer ADHS-Diagnose, einer Angststörung oder Depression aufwarten kann, scheint nicht mehr normal. Daher rührt vermutlich auch der Begriff «Sadfishing», der sich gegen jene richtet, die psychische Leiden um der Aufmerksamkeit willen inszenieren.
Bei Online-Kontakten fehlt die Vertraulichkeit eines persönlichen Gesprächs.
Laut einer neuen Studie von Digital Awareness UK leiden aber besonders Kinder, die online Hilfe für ihre Probleme suchen, unter diesem Vorwurf. Er unterminiere ihr ohnehin labiles Selbstwertgefühl und mache sie anfälliger für Online-Kontakte mit Missbrauchsabsicht, so die Studie.
Online intime Bekenntnisse über psychische Zustände abzugeben, ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits gehören solche Informationen nicht ins Netz, wo sie jedem zugänglich sind. Andererseits finden die Betroffenen in der Online-Community oft Trost und Gleichgesinnte.
Doch hier lauern Missverständnisse, die sich rächen können: Online-Kontakte werden zwar oft als Freundschaften interpretiert, sind es aber nicht, und es fehlt die Vertraulichkeit eines persönlichen Gesprächs.
Eltern haben die Verantwortung, ihre Kinder über solche Fallstricke sozialer Medien aufzuklären. Alle anderen sollten sich mit Anschuldigungen wie «Sadfishing» zurückhalten. Mit weiteren Stigmatisierungen ist niemandem geholfen – zu allerletzt jenen, die keinen anderen Weg sehen, als online Hilfe zu suchen.
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Instagram ist kein Psychiater
Eine Studie warnt vor Kritik am Zelebrieren mentaler Probleme in den sozialen Medien.