Motorradpilot Dominique AegerterIn zwei Welten unterwegs
Dominique Aegerter startet am Sonntag in die Saison 2021. Er will in der Moto-E- und in der Supersport-WM in die Spitze fahren.

Sein Ziel wäre es eigentlich immer noch, in der Moto-2-WM seine Runden zu drehen. In der zweithöchsten Klasse des Motorrad-Rennsports, in der Dominique Aegerter zwischen 2010 und 2019 fuhr, 2014 auf dem Sachsenring ein Rennen gewann, in jenem Jahr wie in der Saison zuvor den 5. Platz in der WM-Wertung belegte. Er könnte dies immer noch, allerdings zu Bedingungen, die sowohl für ihn als auch für seine Sponsoren nicht annehmbar sind. Teams wie NTS und MV Agusta – für beide war er bereits im Einsatz – verlangen für ein Engagement, dass der Fahrer und seine Geldgeber zwischen 300’000 und 400’000 Franken mitbringen. Ohne Aussicht auf Erfolge, diese Equipen gehören zu den «Hinterherfahrern» im Feld.
«Sowohl für meine Sponsoren als auch für mich war klar, dass wir das nicht machen würden», sagt Aegerter. Und intensivierte zusammen mit Bruder Kevin, der als sein Manager fungiert, die Suche nach Alternativen, einem zusätzlichen Engagement zu jenem in der Moto-E-WM, in der nur sieben Rennen gefahren werden. Die beiden wurden bei Ten Kate Racing fündig, einem niederländischen Team, das in der Supersport-WM führend ist. In dieser Klasse wird mit seriennahen Rennmaschinen gefahren, die einen Hubraum von 600 ccm aufweisen. Wie bei der Moto-E sind auch in jener Kategorie einige Fahrer wie Aegerter engagiert, die einst in der Moto-2-WM Rennen bestritten.

Präferenz für Supersport
Während der 30-Jährige in der Moto-E bei seinem Team Liqui Moly Intact GP über einen Vertrag mit fixem Salär verfügt, ist dies bei Ten Kate im Supersport nicht der Fall. Aegerters Sponsoren mussten auch hier Geld mitbringen, es ist jedoch nur ein fünfstelliger Frankenbetrag. Ist der Oberaargauer erfolgreich, kann er mit den Prämien und Preisgeldern diesen wieder «zurückgewinnen». In den Testfahrten überzeugte der Oberaargauer auf beiden Motorrädern. «Ich habe gezeigt, dass ich vorne mitfahren kann», sagt er. Gefragt nach seiner Präferenz, antwortet Aegerter klar: «Supersport, das fühlt sich mehr wie echtes Töfffahren an.»
33 Rennen wird der in Rohrbach wohnhafte Motorradpilot in diesem Jahr mindestens bestreiten, das erste im Rahmen der Moto-E-WM am kommenden Sonntag in Jerez (Spanien). In der Supersport-WM wird an 13 Wochenenden jeweils am Samstag und Sonntag um Punkte gekämpft. All diese Rennen finden in Europa statt; ob im Herbst allenfalls noch in Nordamerika und Asien gefahren werden kann, hängt von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Die Termine der beiden Serien überschneiden sich nur einmal. Dann hat die Moto-E Priorität, weil Aegerter dort bereits unter Vertrag stand, als er zusätzlich bei Ten Kate unterkam.
Genügend Reserven vorhanden
«Das Ziel ist ganz klar, in beiden Serien vorne mitzufahren», sagt der 30-Jährige. Finanziell verfügt er über genügend Reserven; während seiner Zeit als Spitzenfahrer in der Moto-2-Kategorie hat Aegerter gut verdient. Zudem pflegt er privat einen bescheidenen Lebensstil; er wohnt in Rohrbach in einem Studio im Haus der Eltern. Was aktuell zusätzlich zu Buche schlägt, sind die Kosten für die vorgeschriebenen Corona- PCR- und – Schnelltests. Aegerter ist viel unterwegs, oft muss er sich pro Woche drei- bis viermal testen lassen. Mehrere Tausend Euro und Franken müssen so ausgegeben werden.
Aegerter ist nach wie vor leidenschaftlicher Rennfahrer. Noch hat er das Ziel, in die Moto-2-WM zurückzukehren, nicht aufgegeben. Er ist sich jedoch bewusst, dass dies schwierig zu realisieren wird. Mit 30 ist er in der zweiten Hälfte seiner Laufbahn angelangt, jüngere Fahrer haben bessere Chancen, irgendwo in einem Team unterzukommen. Zudem ist der Schweizer Markt klein, mit Piloten etwa aus grossen asiatischen Ländern kann ein Rennstall Interesse bei einem deutlich grösseren Personenkreis wecken. Aufhören will der Berner aber noch lange nicht. «Ich bin auch körperlich fit und möchte noch einige Jahre fahren», sagt er.

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