In allen Belangen überlegener Gast
Der SC Bern hat sich beim leidenschaftslos wirkenden HC Lugano 4:0 durchgesetzt. «Wir haben alles, was wir benötigen, um eine Hauptrolle zu spielen», sagte Topskorer Lubos Bartecko nach dem sechsten Sieg in der achten Partie.
Es gab Zeiten, in denen Aussergewöhnliches leisten musste, wer die Resega als Gewinner verlassen wollte. In der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre liess sich der HC Lugano dreimal in Folge als Schweizer Meister feiern. An der Bande stand der Stratege John Slettvoll, als sein verlängerter Arm auf dem Eis fungierte Landsmann Kent Johansson. Nun, 20 Jahre später, ist der legendäre Center als Coach an den Lago di Lugano zurückgekehrt. Ansonsten jedoch erinnert im Sottoceneri nichts mehr an die «Grandezza» vergangener Tage, wie das jüngste Gastspiel des SC Bern untermauerte. Das homogene Ensemble von Larry Huras war der labilen Interessengemeinschaft Johanssons in allen Belangen überlegen, der Erfolg (4:0) hätte auch höher ausfallen können. Effizienz und Übersicht Ungemach drohte den Bernern einzig zu Beginn des letzten Drittels, nachdem Lubos Bartecko im Anschluss an einen Zweikampf das Gleichgewicht verloren hatte, mit dem Kopf in die Bande geprallt und auf dem Eis liegen geblieben war. Der Zwischenfall blieb folgenlos, die lange, mit diversen Leistungsträgern versehene Absenzenliste unverändert. In der Schlussphase stand der Slowake Huras aus andern Gründen nicht mehr zur Verfügung, hatte er sich doch einer Unbeherrschtheit wegen eine zehnminütige Disziplinarstrafe eingehandelt. Die Partie war zu diesem Zeitpunkt längst entschieden. In den ersten beiden Abschnitten war Bartecko auffälligster SCB-Angreifer gewesen. In der vierten Minute vermochte Luganos Torhüter David Aebischer die Scheibe nach einem Geschoss Jean-Pierre Vigiers nicht unter Kontrolle zu bringen. Der 269-fache NHL-Spieler reagierte am schnellsten, das Skore war eröffnet. Knapp 18 Minuten später bediente der Topskorer in Überzahl auf sehenswerte Weise Roman Josi, welcher Aebischer keine Abwehrchance liess; der dritte Treffer kam der Vorentscheidung gleich. Die ausserordentlichen Qualitäten des Verteidigers waren öfters ersichtlich; der Weg nach Nordamerika sei jedoch noch weit, befand Bartecko. «Josi ist jung, gut gebaut und hat ein grosses Herz. Aber er muss noch vieles lernen, wenn er dort bestehen will. Die NHL ist eine andere Liga.» Jene in Schweden – Bartecko war aus Lulea in die Bundesstadt gezogen – sei mit der helvetischen vergleichbar, wobei der Defensive in Skandinavien etwas höhere Beachtung geschenkt werde. Folgenlose Aussetzer Wenn es im Auftritt der Berner etwas Negatives herauszustreichen gibt, ist es die Anzahl Strafminuten (32). Barteckos Aussetzer war nicht die einzige Disziplinlosigkeit, welche sich die Gäste leisteten – angesichts der Verfassung des Widersachers leisten konnten. Beat Gerber beispielsweise beförderte die Scheibe in der 27.Minute ohne Not über die Bande und bescherte seinen Kollegen 78 Sekunden in doppelter Unterzahl. Vigier, Andreas Hänni und Philipp Rytz schirmten Marco Bührer derart gut ab, dass der makellos agierende Schlussmann lediglich einmal eingreifen musste. Glaubt man Bartecko, braucht sich der SCB keine Sorgen zu machen: «Wir haben alles, was wir benötigen, um eine Hauptrolle zu spielen.» Auch der erwähnten Verletztenliste gewinnt er Positives ab. «Es ist wichtig, dass die Schlüsselpositionen in der Qualifikation nicht immer von den gleichen Leuten besetzt werden. In den Playoffs kann vieles passieren. Dort müssen alle fähig sein, Verantwortung zu übernehmen.» Die Perspektiven der Luganesi sind weniger rosig. Am Samstag liess sich nicht einmal im eigenen Stadion einer finden, der gewillt war, das Ruder an sich zu reissen.Micha Jegge >
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