Serie «Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street»
Ihr Geld ist leider weg
Auf Netflix läuft der grösste Finanzbetrug der US-Geschichte: Der Macher von «Dahmer» legt jetzt einen Thriller über den tiefen Fall des Finanzmoguls Bernard Madoff vor.

Bernie Madoff betreibt also seine illegalen Aktivitäten ganz oben im 17. Stock eines Hochhauses in Manhattan. Die legalen Geschäfte werden im 19. Stock abgewickelt. Der bis unter die Decke mit Dokumenten gefüllte 17. Stock vermittelt eindringlich das Gefühl gehetzter und zwielichtiger Geschäftigkeit, während zwei Stockwerke darüber alles auf Hochglanz poliert ist. Und so schwenkt die Kamera in dieser beeindruckenden Netflix-Serie immer wieder zwischen Unter- und Oberwelt hin und her.
«Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street» erzählt die Geschichte des grössten Finanzbetrügers der US-amerikanischen Geschichte. Regie führt Joe Berlinger, der sonst im Splatter-Metier zu Hause ist und zuletzt mit «Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders» einen Riesenerfolg gelandet hat. Bernard Madoffs Geschichte enthält zwar keine blutigen Szenen, aber an Rücksichtslosigkeit kann er es mit manchen Gewaltverbrechern aufnehmen.
Kriminelle Machenschaften im Windschatten der Legalität
In vier einstündigen Folgen erzählt Berlinger diesmal wie sich ein steiler Auf- und Abstieg vollzieht: Madoff setzt früh auf computergestützten Handel und ist seiner Konkurrenz damit voraus. Er ist Mitgründer und Vorsitzender der New Yorker Börse Nasdaq und entwirft mit Behörden Gesetze für den elektronischen Wertpapierhandel.
Gleichzeitig betreibt er – das Finanzgenie – von Anfang an ein Anlagegeschäft ohne Genehmigung der Finanzaufsicht. Spätestens von Anfang der Neunziger an ist dieses Geschäft als Ponzi-Schema organisiert: Er verspricht Anlegern hohe, regelmässige Renditen auf investiertes Geld. Allerdings zahlt er die Renditen aus den Einlagen seiner Anleger, ohne irgendwelche Investments zu tätigen. Als in der Panik der Finanzkrise von 2008 alle ihr Geld zurück haben wollen, fliegt der Schwindel auf. Da ist das Betrugssystem bereits auf 64 Milliarden US-Dollar angewachsen.
Neben Madoff, der in Videoaufnahmen seiner Vernehmungen zu sehen ist, kommt eine beeindruckende Zahl an Wegbegleitern zu Wort: Opfer, Angestellte, Journalisten. Geschickt verwebt Berlinger ihre Geschichten zu einem grossen Thriller, stellt Szenen nach, setzt die Hilflosigkeit von Privatanlegern den ständigen Versäumnissen der Aufsichtsbehörden und institutionellen Anleger gegenüber.
Letztlich wird Madoff mehr als drei Millionen Menschen bestohlen haben. Mehrmals wird er in der Serie als «finanzieller Serienmörder» bezeichnet. Das ist einerseits den Genregewohnheiten geschuldet, andererseits, so formuliert es Markopolos «sterben Menschen bei Gewaltverbrechen vor den Ermittlungen, bei Wirtschaftsverbrechen danach».
«Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street», auf Netflix.
Fehler gefunden?Jetzt melden.