Das Schicksal kleiner HundeIhr armen Schweine!
«BE-Post»-Kolumnistin Simone Lippuner findet, Chihuahuas, Möpse und Co. sollten sich den Zirkus nicht länger gefallen lassen.

Liebe kleine Hunde
Eine Sache muss ich zu Beginn klarstellen: Ich mag Tiere. Ich weiche einer Ameisenstrasse auf dem Trottoir aus, bringe verletzte Tauben in die Vogelstation, lasse im Garten das Laub für die Igel liegen und sauge keine Spinnen ein. Seit fünfzehn Jahren bin ich überzeugte Vegi, während einiger Zeit habe ich mich gar vegan ernährt. An Achtung und Respekt gegenüber jedem Lebewesen fehlt es mir in der Tat nicht.
Aber. Mit euch komme ich einfach nicht klar. Euch kann ich nirgendwo verorten, liebe Zwergspitze, Terrier, Chihuahuas und Möpse. Ihr seid zu gross, um Katzen zu sein, und zu klein, um richtige Hunde zu sein. Ihr kläfft, rollt mit den Augen, zittert vor Kälte und Erregtheit, ihr habt vor allem Angst.
Und ich, ich habe Angst, dass ich im Dunkeln auf euch trete, wenn ihr zu viel Leine bekommt und in meinem Quartier um die Ecken zischt und Katzen anbellt. Vor denen habt ihr ja sicher auch Angst. Zum Glück ist für euch ein neues Gadget auf dem Markt. Diese Leuchthalsbänder in grellen Neonfarben sind ja jetzt im Trend und lassen irgendwie ein bisschen Jahrmarktstimmung aufkommen. Grün, gelb, pink blinkend trippelt ihr in der Dämmerung neben euren Frauchen und Herrchen her.
Wobei: So oft dürft ihr das ja gar nicht. Nein, ihr werdet in Taschen herumgetragen. Und hier kommen wir zum eigentlichen Problem, denn, liebe kleine Hunde, ich weiss, dass meine bisherigen Zeilen etwas gemein waren. Ihr könnt ja nichts dafür. Ihr seid in Mode. Und nur das spricht zu hundert Prozent gegen die Natur. Ihr armen Schweine! Sie ziehen euch Regenparkas, Jogginghosen und, wenns ganz schlimm kommt, auch mal ein Tutu über. Ihr tragt Halsketten und Kronen – obwohl euch genau das Königliche, das im Wilden liegt, geraubt wurde. Wo bitte ist denn hier der Wolf geblieben?
Ihr wurdet eurer Instinkte und Fähigkeiten beraubt. Ihr dürft nicht mal auf euren eigenen vier Beinen stehen! Sie nennen euch Pupsi, Fips oder Cookie. Was denken denn da Ares, Rocky und Rex? Wenn sie könnten, würden sich eure grossen und schnaubenden Artgenossen einen Schranz in den Bauch lachen – nicht nur wegen eures Aufzugs, sondern auch wegen eurer Namen. Eure Verwandten nehmen euch nicht ernst, liebe kleine Hunde, und das ist traurig.
Und wer ist nun schuld an diesem Desaster?
Der Mensch. Und somit komme ich zurück zum Anfang: Ich mag Tiere. Und trotz der vielen Abers auch euch, liebe Terrier und Chihuahuas. Ihr solltet euch wehren. Wer weiss, vielleicht werdet ihr ja irgendwann so vermenschlicht sein, dass ihr gar sprechen könnt. «Spielt doch mit euren Puppen», solltet ihr dann euren Herrchen und Frauchen sagen. Dann zieht ihr eure bescheuerten Kostüme aus und macht euch aus dem Staub. Auf euren eigenen vier Beinen.
Mit tierlieben Grüssen
Simone Lippuner
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