Hypothekenmarkt: Stresstest schreckt die Banken auf
Eine Untersuchung des Bundes belegt das Ausmass der Probleme im Immobiliensektor. Nun handeln die Banken – bevor die Finma eingreift.

Die Banken sollen das Tempo drosseln, warnte die Schweizerische Nationalbank in den letzten Monaten regelmässig. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) doppelte jeweils nach. Denn bei den Renditeliegenschaften wachsen die Risiken. Die Preise für das sogenannte Betongold steigen weiter, doch die Mieten sinken, und die Leerstände sind auf Rekordniveau. Damit steigt auch das Risiko für Preiskorrekturen und damit die Gefahr für Kreditausfälle im laut Finma «ohnehin risikobehafteten Segment der Renditewohnliegenschaften».
Bei vielen Banken sah man darin lange kein Problem. So wuchs etwa Raiffeisen, der Marktführer, bei den Hypothekenkrediten in den letzten Monaten erneut deutlicher als der Markt. Doch wegen der starken Kapitalisierung und der tiefen Belehnung der Objekte sieht sich das Institut gerüstet. Weitere inlandorientierte Banken legten zu.
Andere reagierten auf die Überhitzungstendenzen und wurden vorsichtiger. So etwa die Grossbank UBS. «Wir haben in den vergangenen Jahren rund 25 Prozent unseres Kreditvolumens für Renditeliegenschaften, also vor allem für Mehrfamilienhäuser, reduziert», sagte UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann jüngst der «SonntagsZeitung».
Die Finma wollte es genau wissen. Sie hat sich mit einem sogenannten Stresstest rund 20 Geldhäuser genauer angesehen. Wie es bei Bankern heisst, wurden offenbar bei mehreren Instituten Probleme entdeckt. Die Finma geht nicht auf die Ergebnisse des Stresstests ein. Doch: «Obwohl diese Stresstests einen institutsspezifischen Fokus und somit nicht eine Einschätzung des Gesamtmarktes zum Ziel haben, bestätigen sie tatsächlich die erhöhten Risiken im Segment der Renditeliegenschaften», sagt ein Finma-Sprecher.
Branchenverband wird aktiv
Diese Einsicht ist nun offenbar auch bei den Banken angekommen. Die Bankiervereinigung wolle eine strengere Selbstregulierung im Hypothekarmarktbereich erarbeiten, teilt der Verband gestern mit. «Sofern sich der Handlungsbedarf erhärtet, werden wir als Vorsichtsmassnahme unsere Selbstregulierung anpassen», sagt Philipp Halbherr, Mitglied der Geschäftsleitung der Bankiervereinigung.
Eine Arbeitsgruppe des Branchenverbands wird ihre Ergebnisse und Massnahmen dem Verwaltungsrat im zweiten Quartal 2019 vorlegen. Erste Vorschläge sind bereits publik: So soll etwa die Amortisationsdauer der Hypotheken verkürzt werden oder die Belehnungsquote der Liegenschaften verkleinert werden, so der Branchenverband.
Spruchreif ist also noch nichts. Doch nur schon die Tatsache, dass die Branche reagiert, ist eine Abkehr vom bisherigen Kurs der Banken. Bislang stellten sie sich auf den Standpunkt, dass es ausreiche, wenn die Finma bei denjenigen Instituten einschreitet, welche zu grosse Risiken eingehen. Sie hätte dann etwa von einer Bank verlangen können, dass sie einem gefährdeten Immobilienportfolio mehr Kapital zuordnet. Das hat die Aufsichtsbehörde in der Vergangenheit auch bereits getan.
Weil aber der gesamte Markt ein Problem hat, genügt das nicht. «Vereinzelte Massnahmen auf Ebene von Einzelinstituten sind alleine nicht geeignet, um die erhöhten Risiken im Hypothekarbereich adäquat anzugehen», sagt ein Sprecher der Finma. Mit wirksamen Anpassungen der Selbstregulierung oder der Regulierung können die Risiken im Hypothekarsektor verringert werden. Dies sei im Bereich der Hypothekarkredite für selbst bewohnte Liegenschaften gelungen und sei auch jetzt begrüssenswert.
Die Banken sollten also rasch konkrete Massnahmen ergreifen, um die Gefahr einzudämmen. Bis das geschieht, steigen die Risiken auf dem Hypothekenmarkt aber weiter.
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