WM-Abfahrt MännerÜberragender Odermatt holt Gold und weint vor Glück
Der Schweizer wird in Courchevel mit einer überragenden Fahrt Abfahrtsweltmeister. Die Emotionen schütteln ihn durch. Rivale Aleksander Kilde holt Silber, Bronze geht an einen überraschenden Kanadier.

Wir danken herzlich für die Aufmerksamkeit. Weiter geht es an der WM am Dienstag mit dem Teambewerb sowie den Qualifikationen für die Parallel-Rennen vom Mittwoch.
Der Schweizer Sieger sagt: «Es ist unglaublich, hat es heute so gut funktioniert. So etwas wie heute habe ich noch nie erlebt. Die Erleichterung ist so gross, das Zittern während der Fahrt von Kilde war unfassbar. Es ist megageil, ich muss diesen Tag jetzt richtig geniessen. Ein riesiges Dankeschön an mein ganzes Team, vor allem an die Leute von Stöckli, die in den letzten Tagen unglaublich hart gearbeitet haben. Es war wohl die perfekte Fahrt heute.»
Marco Odermatt holt WM-Gold! Der Nidwaldner gewinnt seine erste Abfahrt bei den Grossen, der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. «Odi» zeigt eine Fahrt ohne kleinsten Fehler, selbst Aleksander Kilde, die Nummer 1 der Abfahrtsweltrangliste, ist chancenlos. Der Norweger büsst eine knappe halbe Sekunde ein und holt wie im Super-G die Silbermedaille. Bronze geht an den Kanadier Cameron Alexander, der nicht nur die Experten, sondern auch sich selbst überrascht hat.
Und der letzte Österreicher ist im Ziel. Babinsky wird nur 31. und verwirft die Hände.
Noch am Donnerstag wurden die Schweizer ein wenig kritisiert für den eher bescheidenen WM-Auftakt mit einer Medaille aus vier Rennen. Und jetzt? Führen sie den Medaillenspiegel mit zweimal Gold und je einmal Silber und Bronze vor Italien (2/0/0) an.
Der Franzose schliesst die Gruppe der weltbesten 30 Abfahrer ab. Er wird 20. Längst nimmt Marco Odermatt unzählige Gratulationen entgegen. Wir schliessen uns an!
Sein Vater trainierte einst Didier Cuche. Der Junior fährt eine starke Saison, im ersten WM-Rennen der Karriere aber kann er nicht mit den Besten mithalten. Rang 17 für den letzten Schweizer, der ein Versprechen ist für die Zukunft.
Wunderbarer Auftritt des Slowenen: Rang 8, auf den Bronze-Platz von Alexander fehlen gerade mal 24 Hundertstel. Das zeigt: Die Piste lässt noch immer schnelle Zeiten zu.
Das Rennen wird fortgesetzt. Der Deutsche Sander musste lange warten auf seinen Einsatz. An Weltmeisterschaften hat er gute Erinnerungen, vor zwei Jahren in Cortina holte er sensationell Abfahrts-Silber. Nun reicht es nur für Rang 23.
Odermatt vor Kilde und Alexander – hat man mit den ersten beiden Namen auf dem Treppchen rechnen können, sorgt der Kanadier für eine faustdicke Überraschung. Vor Jahresfrist gewann er zwar aus dem Nichts mit Startnummer 39 die Abfahrt von Kvitfjell, wirklich bestätigen konnte er den Coup seither aber nicht.
Der Kanadier wird nun mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen. Kurios: Er hat sich verletzt, ohne zu stürzen. Das Rennen dürfte bald weitergehen.
Der Schweizer (Rang 11) sagt: «Bis zum letzten Abschnitt war das eine gute Fahrt, ich habe attackiert. Der Fehler unten hat viel Tempo gekostet, da wäre noch mehr möglich gewesen. Es ist eine starke Leistung, aber an einer WM kannst du mit Rang 11 nicht sehr zufrieden sein.»
Der Österreicher (Rang 4) sagt: «Es ist schon bitter, an einer WM so knapp das Podest zu verpassen. Diese vier Hundertstel findet man überall, das schmerzt. Aber es war erst meine zweite Abfahrt auf Top-Niveau überhaupt, das darf man nicht vergessen. Ich kann schon zufrieden sein. Und wahrscheinlich sind die schnellen Disziplinen schon auch meine Zukunft.»
Der Kanadier wird noch immer auf der Piste gepflegt. Er wird in Bälde mit dem Rettungsschlitten abtransportiert. Daher bleibt das Rennen unterbrochen.
Der Schweizer (Rang 11) sagt: «Es regt mich auf, wie ich Skigefahren bin. Es gab viele kleine Dinge, die nicht gepasst hatten. Irgendwie weiss ich nicht, wie man auf dieser Piste schnell sein muss. Für Marco freut es mich extrem, aber mir selber bringt sein Gold nichts.»
Im Training glänzte der Kanadier, im Rennen scheidet er schon nach wenigen Fahrsekunden aus. Er scheint sich am Knie verletzt zu haben. Das Rennen ist unterbrochen.
Der Slowene ist chancenlos und reiht sich ganz hinten im Klassement ein.
Sechster Platz für den Franzosen, der im Ziel frenetisch jubelt. Womöglich wird er sich am Abend während der Rennanalyse aber doch ein wenig ärgern. Noch bei der letzten Zwischenzeit liegt er auf dem Bronze-Platz, ganz oben fährt er gar schneller als Odermatt.
Starke Fahrt des Schweizers: Noch bei der letzten Zwischenzeit ist er Vierter, danach erwischt er eine Kurve nicht optimal und büsst noch etwas Zeit ein. Rang 10 für Murisier, der noch nicht allzu viel Erfahrung auf den Abfahrten dieser Welt mitbringt.
Es müssten sich schon diverse Skiwunder aufs Mal ereignen, damit Marco Odermatt hier und heute nicht Abfahrts-Gold gewinnt. Welch grandiose Leistung des Nidwaldners, der seine schon längst unglaubliche Karriere krönt.
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