Heli-Absturz: Transportseil im Heckrotor
Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat ihren Schlussbericht zum Helikopterunglück vom 14. Juli 2015 veröffentlicht. Eine zu hohe Fluggeschwindigkeit, Treibstoffmangel und ungeeigneter Lastenanschlag führten zum Absturz.
«Auf dem Heckausleger sowie den Rotorblättern konnten eindeutige Abdrücke der Transportleine erkannt werden, und auch auf der Oberseite der Hauptrotorblätter wurden Spuren davon festgestellt»: Was bereits am Tag nach dem Helikopterabsturz vom 14. Juli 2105 gemutmasst wurde, bestätigt jetzt, knapp zweieinhalb Jahre später, der neuste Untersuchungsbericht der Sust. Demnach ist es beim Talflug mit der instabilen Unterlast an der 30 Meter langen Transportleine zu einem Seilüberwurf gekommen. «Der Helikopter wurde durch die entstandenen Beschädigungen unkontrollierbar und stürzte auf den Guggigletscher ab.»
Gesamte Last am Heck
Augenzeugen konnten das Unglück damals vom Sphinx-Observatorium aus mitverfolgen. Sie sahen, wie sich das 35 Meter unter dem Helikopter hängende Dachstück zunächst ruhig verhielt, sich dann aber plötzlich vertikal aufstellte. «Der Helikopter änderte leicht seine Lage. Anschliessend fiel das Dach wieder in die Lastaufnahmen.
Danach begann der Helikopter zu schlingern, und gleichzeitig pendelte und drehte sich die Last», steht im Bericht der Untersuchungsstelle des Bundes. Plötzlich habe sich das Dachteil gelöst und sei Richtung Guggigletscher gestürzt. Bis zum Moment der Seildurchtrennung – davon geht die Sust aus – muss die gesamte Last am Heck des Helikopters gehangen haben, was die beobachtete unkontrollierte Fluglage erklärt.
In der Folge habe die Nase des Helikopters bis zu 60 Grad nach oben gezeigt. «Danach erschien es zunächst, als würde der Helikopter wieder eine normale Fluglage einnehmen. Die HB-ZIS begann nun aber stark zu sinken und prallte in fast horizontaler Lage und mit geringer Vorwärtsgeschwindigkeit auf den Guggigletscher auf. Der Pilot kam dabei ums Leben, und der Helikopter brannte teilweise aus.»
Für einen Seilüberwurf sprechen auch die aufgefundenen drei Teilstücke der 30 Meter langen, 12 Millimeter dünnen und extrem leichtgewichtigen Kunststofftransportleine aus Dyneemafasern, die gerade mal 80 Gramm pro Meter wiegt. Man fand das 14,6 Meter lange, abgetrennte Endstück der Transportleine bei den vier textilen Rundschlingen, die noch im Lasthaken eingehängt waren. Ein weiteres Teilstück von 5 Metern Länge konnte nicht mehr aufgefunden werden.
Die Frage des Treibstoffs
Als weiteren den Unfall mitverursachenden Faktor beurteilt die Sust einen unzureichenden Treibstoffvorrat. So hatte der Helikopter beim Start zum verheerenden Transportflug 74 Liter Kerosin im 550 Liter fassenden Tank. «Für die Flugstrecke vom Jungfraujoch bis zur Air-Glaciers-Basis Lauterbrunnen muss mit einer derartigen Last mit einer Flugzeit von 25 Minuten gerechnet werden, wobei der Helikopter knapp 70 Liter Treibstoff verbraucht», berechnet die Untersuchungsstelle des Bundes.
Der Entscheid, den Transport mit dem Auftanken der Maschine in Lauterbrunnen zu verbinden, sei offenbar spontan getroffen worden, was unverständlich sei. «Ob und welche Rolle die Treibstoffwarnanzeige bei Erreichen von 60 Litern Treibstoff gespielt hat, bleibt offen. Der Pilot beschleunigte die HB-ZIS jedenfalls zügig auf 50 Knoten, was andeutet, dass ihm der geringe Treibstoffvorrat bewusst geworden war.»
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