Gurtennörgler: Heute ist Donnerstag!
Am Mittwoch startet auf dem Berner Hausberg das 34. Gurtenfestival. Das finden die meisten Berner gut, nicht so aber der Gurtennörgler.

Der Gurtennörgler mag Gewohnheiten und Regelmässigkeiten. Den zuverlässig zenmässig kreisenden Zeiger an der Bahnhofsuhr, die immer gleich euphorisierten Studis vor dem Kornhaus, die für immer gleich arme Tierli Geld sammeln. Den tiefschwarzen Kaffee am Morgen, das hellblonde Bier am Abend.
Auch der Sommer plätschert seit Jahren in schönster Unaufgeregtheit dahin. Die Schlange vor der Gelateria di Berna, das Aareschwimmen. Jammern über die Hitze, jammern über die Kälte, jammern über schlechtes Marzili-Essen. Und dann die Gurten-Woche: Montag bis Mittwoch Brötchen verdienen, Donnerstag bis Sonntag ebendiese wieder raushauen auf dem Güsche. Am Montag verkatert im Büro auftauchen. Der Chef nimmts gelassen, er war ja selber am Familiensonntag auf dem Gurten.
Der Nörgler hätte das Nörgeln dieses Jahr fast vergessen, so schön ruhig war das alles. Wäre da nicht ein Detail, das die schöne Ordnung unschön durcheinanderbringt: DER GURTEN-SONNTAG IST NICHT MEHR. Es wird am Samstagabend schon vorbei sein mit dem Gurtenfestival. Der Nörgler rauft sich das Fell. Was soll das? Warum ändern, was doch immer gut war? Was soll der Nörgler bitte schön tun am Sonntag? Dafür kommt da so ein fremdfötzeliger Mittwoch daher. Plötzlich soll man schon mitten in der Woche in Feierlaune sein? Hallo?
Nicht mit dem Nörgler! Er schlägt dem Wandel ein Schnippchen und glaubt an die Macht der Suggestion: Für ihn ist heute nicht Mittwoch, sondern Donnerstag.
D-O-N-N-E-R-S-T-A-G.
Noch mal: Heute ist Donnerstag. Daran glaubt er nun fest und geniesst die vier Gurten-Tage wie immer. Der Mittwoch ist aus der Agenda gelöscht, die Nörglerfreunde spielen mit.
Und am Sonntag? Ist Montag. Und der Nörgler geht verkatert arbeiten. Wie immer. Der Chef kommt auch.
Der Gurtennörgler darf während des Gurtenfestivals jeden Tag über ein Thema motzen.
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