«Guet Lätt» für 300 Platzger
Am Wochenende fand das jährliche Verbandsfest im Platzgen statt. Was früher ein beliebter Sport war, hat laufend an Bekanntheit verloren.
Ein leichter Regen tröpfelt in den Morgenstunden auf das Feld in Schüpfen. Auf zehn Plätzen werfen bereits einige Leute in Trainingsanzügen eine sternenförmige Metallscheibe in Richtung eines kreisförmigen Ziels aus Lehm. Das ist Platzgen.
Wegen des Regens ist der Untergrund feucht und ist deshalb schwieriger zu bespielen. Das schlechte Wetter wirkt sich auch auf die Laune der Platzger aus. Obschon die Feste normalerweise fröhlich ausfallen, wirkt die Stimmung etwas getrübt. Vielleicht ist es auch die Anspannung vor dem Wettkampf.
Aber nicht jeder nimmt den Wettkampf gleich ernst, viele geniessen vor allem das Beisammensein mit den anderen Vereinen. Jeder wünscht dem anderen Glück oder, wie die Platzger sagen: «Guet Lätt».
Der Youngster
Der 18-jährige Patrick Wyss vom Platzgerclub Belp gehört zu den Jüngsten im Platzgersport. Durch seinen Vater kam er zu dieser Sportart, welche er jetzt seit 5 Jahren praktiziert. Obwohl die meisten Platzger älter sind, fühlt er sich nicht ausgeschlossen.
«Ich habe viele Sportarten ausprobiert, aber bei keiner waren mir die Leute so sympathisch wie beim Platzgen», meint Wyss. Er trainiert wenn möglich einmal pro Woche. In der vergangenen Saison absolvierte er knapp zehn Wettkämpfe. Am meisten geniesst der Drucktechnologe das jährliche Trainingslager des Verbandes in Spanien, welches zwar freiwillig ist, aber für viele Platzger zum Programm dazugehört.
Der Routinier
Im Vergleich zu Wyss ist Peter Lüthi ein Mann mit grosser Erfahrung. Vor 41 Jahren warf er die erste Platzge. Der Spieler vom Platzgerclub Gwatt erinnert sich noch genau an die erste Begegnung mit dem Platzgersport.
«Per Zufall kam ich zu meiner Leidenschaft», meint Lüthi lächelnd. Seine Kollegen konnten ihn von ein paar Würfen überzeugen. «Sobald das Geräusch des Schwirrens ertönt, ist es immer wieder aufs Neue ein Glücksgefühl», sagt er mit strahlenden Augen. Nun konnte der 62-Jährige sogar seine beiden Söhne überzeugen, zu platzgen, worauf er sehr stolz ist.
Die Frau im Feld
Monika Leibundgut ist eine der wenigen Frauen im Platzgersport. Die 52-Jährige spielt bereits seit 14 Jahren. Als sie bei einem Betriebsausflug mit ihrem Mann das Platzgen ausprobierte, fing zuerst ihr Mann im Verein an.
Durch verschiedene Platzgerfeste kam sie auch auf den Geschmack und trat dem Platzgerclub Belp bei. Dass sie eine der wenigen Frauen ist, stellt für sie kein Problem dar. Im Gegenteil: «Ich geniesse die Zeit mit den Platzgern und wurde als Frau sehr gut und herzlich aufgenommen», sagt sie. Vor einem Wettkampf trainiert sie dreimal pro Woche, auch zu Hause im Garten. Wenn es ums Platzgen geht, ist sie «überall, wo es möglich ist», anwesend.
Der Organisator
Für den Organisator Ernst Reber war es ein spezielles Verbandsfest. Zum ersten Mal war er der Organisator. Früher war es ein regelrechter «Kampf» um die Organisation des Fests, wie Reber sagt. Heute ist der Verband froh, wenn sich ein Club freiwillig meldet, da der Anlass mit viel Aufwand verbunden sei.
«Ich will einen Traditionssport aufrechterhalten. Deshalb habe ich mich um die Organisation des diesjährigen Fests gekümmert», begründet er. Bereits sein Vater war Platzger. Als kleiner Junge aber interessierte er sich nicht für dessen Leidenschaft, vielmehr war er vom Fussball begeistert. Da der Platzgerclub seines Vaters für das weitere Bestehen unbedingt Mitglieder brauchte, stieg er wider seinen Willen in die traditionsreiche Sportart ein.
Aktiv spielt er nun seit 19 Jahren. «Ich bin begeistert, wie vielseitig der Sport sein kann. Ob Jung oder Alt, Mann oder Frau, Platzgen ist einfach eine Sportart für alle», sagt Reber überzeugt. Trotz einigen jungen Mitgliedern klagt der Platzgerverband über Nachwuchsprobleme.
Um diesen entgegenzuwirken, werden immer mehr Wettkämpfe, wie die Schweizer Meisterschaft, durchgeführt. Dies soll den Ehrgeiz der jungen Leute wecken. Um den Sport bekannter zu machen, war der Platzgerverband beispielsweise an der BEA.
Das Verbandsfest ist ein obligatorischer Anlass für alle Mitglieder eines Vereins. Am Sonntag fand zudem die Schweizer Meisterschaft statt. Die 16 besten Platzger der vergangenen Saison machten den Sieger unter sich aus.
Die Resultatesind unter www.platzgen.ch aufgeschaltet.
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