Kaum Chance für Schnee auf Gemeindekosten
Die Idee eines Nidwaldner Ständerats, Beschneiungsanlagen in Skigebieten künftig zur finanziellen Last der Gemeinden zu betreiben, stösst bei den Berner Oberländern auf wenig Begeisterung.

Manchmal müsse man ein wenig kreativ sein, sagte Hans Wicki am Dienstagabend in der «Rundschau» (SRF1). Der Nidwaldner FDP-Ständerat und Präsident des Verbands Seilbahnen Schweiz will die Beschneiung zur Aufgabe der Gemeinden machen. Sie sollen die Investitionen in Beschneiungsanlagen finanzieren, wenn eine Bergbahn dies nicht aus eigener Kraft schafft. Die bisherige Hilfe genüge nicht, sagt der Branchenpräsident.
Allein für die Beschneiung stünden in den nächsten Jahren Investitionen von mehreren Hundert Millionen Franken an. Es gebe aber selbst in höheren Lagen Skigebiete, welche die Beschneiung nicht selber finanzieren könnten. Wicki möchte so viele Skigebiete wie möglich am Leben erhalten: «Nur so kann Skifahren ein Breitensport bleiben.»
Doch von künstlicher Beschneiung auf Kosten der Allgemeinheit hält die Bevölkerung offenbar nichts: Vier Fünftel der Kommentare auf dem Internetportal des Schweizer Fernsehens sind negativ, und auch Umweltverbände kritisieren den laufenden Ausbau des Kunstschnees bekanntlich.
Breite Ablehnung
Der Lauterbrunner Gemeindepräsident Martin Stäger hält nichts vom Ansinnen des Innerschweizer Seilbahner-Verbandspräsidenten: «Wenn man schaut, zu welchen Diskussionen gewisse leichte Tariferhöhungen führen können, ist es undenkbar, dass die Bevölkerung dies jemals unterstützen würde.»
«Es ist undenkbar, dass die Bevölkerung dies unterstützen würde.»
Unterstützungspflicht solle nicht sein – «doch wenn die Bevölkerung dahintersteht, ist die freiwillige finanzielle Unterstützung einer Sportbahn aus der kommunalen Sparkasse im Bedarfsfall sicher angebracht». So habe die Einwohnergemeinde Lauterbrunnen in der Vergangenheit auch schon Beiträge gesprochen, wenn es beispielsweise darum gegangen sei, die Talabfahrt von der Winteregg ins Dorf Lauterbrunnen hinunter zu unterhalten.
Weitere Oberländer Gemeinden reagieren auf Anfrage unisono. So Diemtigens Gemeindeschreiber David Abrecht: «Wir lehnen es grundsätzlich ab, die Beschneiung in Skigebieten zu einer Gemeindeaufgabe zu machen.» Die drei auf Diemtiger Gemeindegebiet liegenden Skigebiete seien für die regionale Wertschöpfung extrem wichtig und in der Vergangenheit mehrfach durch die Gemeinde unterstützt worden. Und: «Trotz der sehr angespannten finanziellen Lage der Gemeinde werden aktuell freiwillige, nicht zweckgebundene Beiträge von jährlich rund 80'000 Franken an die Bergbahnen geleistet.»
Hansueli Mürner, Gemeinderatspräsident in Reichenbach: «Staatliche Beiträge zur Rettung der Beschneiungsanlagen sind nicht angebracht, da diese zu einer Wettbewerbsverzerrung führen würden.»
Ähnlich tönt es aus Beatenberg. Gemeindepräsident Roland Noirjean: «Der Staat würde in einen Wirtschaftskreislauf eingreifen, was zu weit führen würde.» Am Niederhorn sei ohnehin keine Beschneiung vorgesehen; «stattdessen bieten wir attraktive, familienfreundliche Alternativen an».
Kein Thema
Ein weiteres Skigebiet unterhalb der kritischen Meereshöhe von 2000 Metern ist die Aeschiallmend. Jolanda Luginbühl, Gemeindepräsidentin von Aeschi: «Da wir bis jetzt keine Beschneiungsanlagen haben, stellt sich diese Frage für uns kaum. In den Breitengraden unseres Skilifts und unserer Skipisten wird sich eine Beschneiungsanlage auch in Zukunft nicht rechnen. Zurzeit unterstützt die Gemeinde die Skilifte auf der Aeschiallmend mit einer jährlich begrenzten Defizitgarantie.»
«Volk muss entscheiden»
Michael Blatti, Gemeindepräsident von Oberwil (Simmental): «Über solches muss das Volk entscheiden können. Wir unterstützen den Rossberg alle Jahre mit einem finanziellen Beitrag, der durch die Gemeindeversammlung genehmigt werden muss. Auch unterstützen wir den Skilift mit einem Beitrag, wenn grössere Anschaffungen gemacht werden. Die Oberwiler Bevölkerung ist dem Skigebiet Rossberg sehr wohlgesinnt.
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