Feldzug gegen Poroschenko
Der Marsch von Michail Saakaschwili durch die Ukraine hat begonnen. Der ehemalige georgische Präsident macht Werbung für seine neue Partei, welche die Korruption in der Ukraine bekämpfen soll. Sehr zum Unmut von Präsident Poroschenko.

Der Georgier Michail Saakaschwili tourt als Volkstribun durch die Ukraine – ein Kräftemessen mit seinem Widersacher und Staatspräsidenten Petro Poroschenko. Das Ziel sind Reformen in der Ukraine, weniger Oligarchie – und vielleicht ein politischer Posten. «Wir müssen die Ukraine jetzt verändern, es gibt keine Zeit mehr», lautet Saakaschwilis Mantra.
Der offiziell Staatenlose war am Sonntag in Begleitung von Anhängern von Polen aus mit Gewalt durch einen Kordon von Grenzschützern auf ukrainisches Territorium gedrungen und hat sich danach in der ukrainischen Stadt Lemberg aufgehalten. Seit gestern reist er durch mehrere Städte in Richtung der Hauptstadt Kiew. Unterwegs will er für sich und seine Partei «Bewegung Neue Kräfte» werben.
Reformeifer gebremst
Ursprünglich war Saakaschwili ein Verbündeter Poroschenkos. Beide kannten sich noch aus Studienzeiten in der Sowjetunion. 2015 holte Poroschenko ihn in die Ukraine, um den besonders korrupten, aber strategisch wichtigen Verwaltungsbezirk Odessa zu reformieren.
Von 2004 bis 2013 konnte der heute 49-jährige Saakaschwili in seiner Zeit als georgischer Präsident beachtliche Erfolge vorweisen. Nach einem Ranking der Weltbank senkte er das Land innerhalb weniger Jahre im Korruptionsindex von Rang 112 auf Rang 11. Auch in Odessa machte sich Saakaschwili gleich ans Werk, feuerte alteingesessene Beamte und stellte junge Leute ein, teils Aktivisten aus der Maidan-Bewegung. Maria Saifudinowa, Unternehmensberaterin aus Odessa, begrüsste die Reformen. Sie konnte schnell Formalitäten auf dem Amt erledigen, ohne dass sie jemanden bestechen musste. «Wir brauchen jemanden, der sich nicht um das eigene Geschäft kümmert, sondern um das Wohl des Landes», sagt die Ukrainerin. Saakaschwili wurde jedoch in seinem Reformeifer von Oligarchen gebremst. Er warf Ende 2016 hin und beschuldigte seinen Gönner Poroschenko, keine wirkliche Änderung zu wollen. Schliesslich gründete er seine eigene Partei. Bei einem USA-Aufenthalt im Juli bürgerte Poroschenko ihn aus.
Timoschenko an seiner Seite
Unter den Unterstützern, die mit Saakaschwili die Grenze durchbrachen, sind die mit Poroschenko Unzufriedenen. In ihren Augen hat er sich zu sehr mit jenen anderen Oligarchen arrangiert, die er ursprünglich entmachten wollte. Zu Saakaschwilis Verbündeten gehören Ex-Premierministerin Julija Timoschenko, Mustafa Najeman, der als Initiator des Maidan-Protests gilt, sowie Donbass-Kämpfer, die auf einen Gefangenenaustausch mit prorussischen Rebellen drängen. Mit ihnen diskutierte Saakaschwili im Hotel nach eigenen Aussagen über «das Schicksal des Landes».
Ob Saakaschwili mit dieser umstrittenen Truppe politisch überzeugen kann, ist offen. Doch Poroschenkos Autorität gilt als schwer beschädigt. Er will sich bislang politisch nicht äussern und nannte den Grenzübertritt einen Rechtsbruch. Innenminister Arsen Awakow verglich Saakaschwili mit den Separatisten im Donbass und warnte vor Unruhen.
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