Abgewiesene Asylsuchende Kanton verschiebt Bieler Flüchtlingsfamilien aufs Land
Die umstrittene Containerunterkunft in Biel wird geschlossen. In den neuen Unterkünften haben alleinstehende Männer keinen Platz.

In Enggistein bei Worb schiebt eine junge Mutter aus dem Irak einen Kinderwagen und zwei Kinder den Hügel hinauf. Es sei schon schön hier, sagt sie, etwas ausser Atem. Einkaufsmöglichkeiten seien aber ziemlich weit weg und das Busticket dafür zu teuer. Das letzte und steilste Stück Strasse ist ungeteert, der Kinderwagen stockt.
Oben auf dem Gutshof zeigt sich Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) zufrieden mit der Unterkunft für abgewiesene Asylsuchende. Der Regierungsrat preist die «malerische» Umgebung und die Spielmöglichkeiten für die Kinder. Es sei das einzige Zentrum nur für Familien und Frauen in der Schweiz. «Damit können wir den Bedürfnissen von Familien und alleinstehenden Frauen bestmöglich gerecht werden», sagt Müller.
Das Zentrum in Enggistein hat der Kanton nach einer Untersuchung der Nationalen Kommission zur Verhütung von Folter in Betrieb genommen. Die Kommission hielt fest, die Verhältnisse in den Zentren würden der UNO-Kinderrechtskonvention widersprechen. Verletzt werde beispielsweise das Recht von Kindern auf angemessene Lebensbedingungen. Der Kanton siedelte daraufhin Familien mit Kindern in deutschsprachigen Schulen und alleinstehende Frauen von Biel-Bözingen nach Enggistein um.

Für die Medien sind die Zentren in der Regel Sperrgebiet. Anfragen für Besuche werden abgelehnt, Journalistinnen und Journalisten weggeschickt. Entsprechend gross war am Freitag das Interesse an der Besichtigungstour im neu renovierten Gebäude. Vor allem das Fehlen von alleinstehenden und perspektivlosen Männern wirke sich positiv auf den Betrieb aus, so die ORS-Angestellten.
Nun muss Ende Juli der Kanton die Containerunterkunft in Biel-Bözingen schliessen. Die Familien mit Kindern, die dort den französischsprachigen Unterricht besuchen, müssen in den Berner Jura in Bellelay in ein ehemaliges Spital umziehen. Die alleinstehenden Männer sollen hingegen in bestehende Unterkünfte in Gampelen und Konolfingen verteilt werden. Weiterhin gemischt geführt wird hingegen die grösste Unterkunft des Kantons in Aarwangen.
Flüchtlingsaktivisten und Campbewohnende wehren sich gegen diese Umplatzierungen vom Stadtrand in die Pampa. Mit der Besetzung eines ehemaligen Altersheims in Biel kämpfen sie für den Verbleib in der Stadt.
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