«Es ist bei einer Entführung kein Nachteil, Schweizer zu sein»
Gabriella Barco Greiner wurde vor zwei Jahren von al-Qaida entführt. Gegenüber Redaktion Tamedia äussert sie sich zum traumatischen Erlebnis – und auch zur Verschleppung der Berner in Pakistan.
Frau Barco Greiner, was war ihr erster Gedanke, als sie von der Entführung des Schweizer Paares in Pakistan hörten?Es ist einfach nur schrecklich. Weil ich selbst entführt wurde, bin ich logischerweise darauf sensibilisiert. Ich verfolge andere Entführungen mit besonderer Aufmerksamkeit. Dabei ist wichtig: Jeder Fall ist anders und muss für sich betrachtet werden. Spekulationen sind fehl am Platz und erschweren höchstens die Verhandlungen. Ich hoffe einerseits, dass die beiden in wenigen Tagen wieder freigelassen werden. Damit würde die Chance steigen, dass sie danach den Vorfall besser verarbeiten können. Andererseits hoffe ich auch, dass sie nicht in die Hände al-Qaidas gelangt sind, denn das wäre der schlimmstmögliche aller Fälle.
Realisierten Sie im Moment der Entführung, was mit ihnen geschah? Für mich war sofort klar, dass ich entführt wurde. Weil jedoch alles sehr schnell ging, war es fast unmöglich, den genauen Ablauf der Entführung zu rekonstruieren. Diese Erinnerungen setzen sich erst viel später zusammen. Schreibzeug hätte es uns vereinfacht, die Entführung zu rekonstruieren. Doch wir hatten nichts und waren zum Nichtstun verdammt. Und genau das war unter anderem für mich eine der schlimmsten Belastungen während der ganzen Geiselhaft.