YB – Basel 1:1Ein Spiel wie ein Sinnbild der YB-Vorrunde
Das letzte Heimspiel des Jahres vermögen die Young Boys trotz vieler Chancen nicht siegreich zu gestalten. Die Lücke zum FCB bleibt bestehen, der FCZ ist Wintermeister.

Und nochmal YB, und wieder Pfosten, und noch immer steht es 1:1. Die Bilder gleichen sich in diesem Spiel, und dass Meschack Elias Schuss vom Pfosten an Goalie Heinz Lindners Rücken, aber nicht ins Tor prallt, illustriert diese Partie, ja die ganze YB-Vorrunde perfekt.
Die Berner sind näher am Sieg in dieser Partie, nicht nur in der Schlussphase. Miralem Sulejmani kommt kurz vor Elias Pfostenschuss ins Spiel, zuletzt war er wieder der alte YB-Gamechanger, traf gegen Sion, glänzte gegen Lugano. Diesmal brilliert der Künstler nicht, ein Fehlpass, ein erfolgloses Dribbling. Das letzte Heimspiel des Jahres endet für die Young Boys enttäuschend, das 1:1 ist ein schlechter Lohn.
Zbinden, der Debütant
Vor dem Spiel sind die alten Probleme mit der Effizienz weit weg, zu reden gibt die Goalieposition. Die personellen Verschiebungen beim Meister sind mit insgesamt zwölf über die Vorrunde verteilten Verletzungen per se bemerkenswert, im Tor aber herrscht regelrechter Durchgangsverkehr. Der 19-jährige Leandro Zbinden ist der fünfte Torwart, der für die Berner in dieser Vorrunde zum Einsatz kommt, nach der Verletzung von Ersatzmann Guillaume Faivre im Spiel gegen Sion und der Einwechslung von Nicholas Ammeter erhält er den Vorzug und kommt zu seinem Profidebüt.
Und der Neuling bekommt das Geschehen fürs Erste aus der Distanz zu sehen. Mit den ersten Minuten hatten beide Teams zuletzt Mühe, YB geriet am Wochenende gegen Sion früh mit 0:2 ins Hintertreffen, Basel in Genf gegen Servette. Die Young Boys aber starten voller Selbstvertrauen, schnüren den FCB zeitweise in seiner Hälfte ein. Nicolas Ngamaleu vergibt einmal völlig freistehend, wenig später geht es im Basler Strafraum drunter und drüber, am Ende kann Elia zum 1:0 einschieben.
Problemlos könnte es nach einer halben Stunde 2:0, ja 3:0 stehen, Lindner aber entschärft Fabian Rieders Schuss, dann kratzt Raoul Petretta einen Ball von Wilfried Kanga von der Linie.
Der FCB bleibt mit Hängen und Würgen im Spiel, und es kommt, wie es in dieser Saison schon oft gekommen ist, wenn YB die Chancen liegen lässt. Liam Millar, der einzige Basler mit so etwas wie einem Arbeitsnachweis in der Startphase, überläuft Silvan Hefti, trifft überlegt per Flachschuss zum 1:1. Aus dem YB-Block fliegt ein Feuerzeug, Pajtim Kasami bleibt liegen. Jetzt ist Zunder drin, die Young Boys haben den Zugriff auf die Partie fürs Erste verloren. Vor der Pause muss Kanga mit einer Bänderverletzung vom Feld, YB-Blessur Nummer 13 der Vorrunde, für ihn kommt Jordan Siebatcheu.
Allzu viel Intensität hatte man sich zwischen den beiden Schweizer Europacup-Vertretern in ihrem 32. Saisonspiel nicht erwarten dürfen. YB? Schleppt sich nach durchzogenen Wochen mit leerem Tank Richtung Winterpause? Der FCB? Verschenkte die Punkte zuletzt in Genf und gegen Lausanne. Die für gewöhnlich als Spitzenkampf firmierende Affiche ist mehr ein Verfolgerduell.
Eines jedoch, das interessiert. Die nach der ersten Verschiebung der Partie Ende November wieder zum Verkauf stehenden 10’000 Tickets hielten die Young Boys jedoch zurück – aus Sicherheitsbedenken. Die Liga erlaubt seit vergangener Woche keine Gästefans mehr, FCB-Anhänger wollten sich darauf Karten für die Seitentribüne sichern, YB reagierte und nahm die Tickets vom Markt. Fans aus Basel wurden am Berner Bahnhof weggewiesen, die heimische Kurve reagierte mit Stimmungsboykott.
Die 20’912 Zuschauer, die da sind, sehen auch in der zweiten Halbzeit Aufregendes. Erst bleibt Heftis Flanke an Andy Pélmards Arm hängen, Schiedsrichter Fedayi San konsultiert den Bildschirm und gibt den Penalty. Ngamaleu läuft an, am Wochenende versenkte er noch souverän gegen Sion, diesmal scheitert er kläglich an Lindner. Nur Minuten später die gleiche Situation, diesmal trifft Elias Flanke Pélmards Arm – der VAR greift nicht ein.
Die Schlussphase bricht an, und mit ihr wieder Durcheinander in der ohnehin schlecht sortierten FCB-Abwehr. Nach einem Corner kommt Jordan Lefort frei zum Abschluss, setzt seinen Kopfball daneben. Sulejmani kommt, die Berner Hoffnung auf das 2:1 ist da und real. Elia schiesst, der Pfosten rettet.
Mit dem 1:1 verpassen es die Young Boys, die Lücke zum FCB zu schliessen. Erstmals seit dem 4. Spieltag haben sie jetzt wieder gleich viele Partien wie die Konkurrenz absolviert. Sie verbleiben vor dem letzten Auftritt der Vorrunde am Sonntag beim FC Lugano drei Punkte hinter dem FCB, acht hinter dem FCZ, der als Leader in die Winterpause geht. Es ist für den angeschlagenen Meister ein Abend wie ein Sinnbild der Vorrunde: Viele Chancen, wenig Tore, zu Unvermögen gesellt sich Pech und eine weitere Verletzung.
Moritz Marthaler schreibt für Tamedia seit 2010 in wechselnden Rollen über Sport- und Gesellschaftsthemen.
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