Ein musikalisches Kunstwerk
Der Kantatenchor Bern führte in der Stadtkirche mit Bachs h-Moll-Messe eines der grössten Werke der Chorliteratur in Thun auf.
Ein wahrhaftiger Marathon war das Konzert am Freitagabend in der fast ausverkauften Stadtkirche Thun, in dem der Kantatenchor Bern, das Ensemble La Partita und Solisten unter der Leitung von Josef Zaugg die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach zur Aufführung brachten. Die zweistündige, anspruchsvolle Messe wurde ohne Pause gespielt, was besonders vom Orchester, aber auch von allen anderen Ausführenden viel Konzentration und Ausdauer erforderte. Gefahr, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer ermüden oder sich gar langweilen würden, bestand trotz der langen Dauer nicht, ist die Messe doch höchst vielfältig. Sie enthält nebst Chor- und Orchesternummern, Soloarien und Duetten auch instrumentale Solopassagen, welche beinahe als Solokonzerte betrachtet werden könnten. Der Zürcher Verleger Hans-Georg Nägeli nannte die h-Moll-Messe 1818 «grösstes musikalisches Kunstwerk aller Zeiten und Völker». Er wollte diese drucken und so endlich der Öffentlichkeit zugänglich machen, denn Bach hatte sie erst kurz vor seinem Tod vollendet, und sie war gar nie bekannt geworden. Homogen und transparent Chor, Orchester und Solisten meisterten ihre Aufgabe, diesem gewaltigen Werk gerecht zu werden, hervorragend und mit Hingabe. Sie verschmolzen zu einem homogenen Ganzen, zeitweise schienen sie ein einziges Instrument zu sein, und dennoch bestand eine erstaunliche Transparenz der Stimmen. Jede konnte einzeln verfolgt werden, was in einer solch polyfonen Komposition besonders wichtig ist. Nicht zuletzt lag das an der dynamischen Ausgeglichenheit zwischen Solisten, Chor und Orchester und dessen schlanker Besetzung. Auch die Solistinnen und Solisten (Sarah Nathalie Maeder, Sopran, Julia Husmann, Alt, Christophe Einhorn, Tenor, und Georg Gädker, Bass) überzeugten in jeglicher Hinsicht. Grosse Bögen spannten sich über ihre Passagen, ihr Gesang wirkte natürlich und fügte sich gut in das Ganze ein. Dass die h-Moll-Messe eine Sternstunde der abendländischen Musik ist, muss heutzutage wohl nicht mehr diskutiert werden. Miriam Schild >
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