Ein Krimi mit Happy End
Spannend war sie, die Abstimmungsversammlung zur Gesamtmelioration in der Mehrzweckhalle Thörigen. Das Projekt wurde letztlich überraschend deutlich genehmigt.

Zuerst geht alles ganz schnell. Er habe sich bewusst dagegen entschieden, eine Laudatio auf die Gesamtmelioration zu halten, meint Urs Zumstein, der die Abstimmungsversammlung leitet. Bettenhausens Gemeindepräsident kann in eine Thöriger Mehrzweckhalle blicken, in der nur wenige Plätze frei geblieben sind. Später am Abend sollte Zumstein von einem «richtigen und wichtigen» Entscheid für die betroffenen Gemeinden Bettenhausen, Bleienbach und Thörigen sprechen.
Zuerst aber gibt er das Wort ab an die Versammlung. Würden nun bei den Kritikern alle Dämme brechen? Die Antwort darauf ist rasch gegeben: Nur eine einzige Anwesende stellt eine Frage. Weshalb der bereinigte Perimeter noch nicht auf der Gemeindewebsite aufgeschaltet worden sei, will sie wissen. Es macht den Eindruck, als wäre für alle Beteiligten genug über das Bodenverbesserungsprojekt diskutiert worden. Man will nun endlich zur Tat schreiten.
Die Spannung steigt
In der Praxis heisst das aber vor allem eines: warten. Bei der Abstimmung handle es sich um ein zeitraubendes Verfahren, hat Zumstein vorgewarnt. Und er sollte recht behalten. In Zehnergruppen werden die Grundeigentümer auf die Bühne gebeten, um dort ihren Stimmzettel abzugeben. Für alle jene, die nicht aufgerufen wurden, heisst es nun Ruhe bewahren und sich irgendwie die Zeit vertreiben. Gespräche untereinander seien jetzt natürlich erlaubt, lässt Zumstein wissen. Das muss er den Wartenden nicht zweimal sagen: In allen Reihen wird nun getuschelt. Der Lärmpegel steigt. Und von Minute zu Minute die Spannung. Zwischendurch vermeldet Zumstein mal eben, dass es im Eishockey zwischen Langenthal und La Chaux-de-Fonds im zweiten Drittel 1:1 stehe. Es wäre dies ein Resultat, das ihm und den ebenfalls anwesenden Gemeindepräsidenten Sandro Moret aus Thörigen und Daniel Benevento aus Bleienbach bei ihrem Vorhaben nicht reichen würde.
Nach rund einer Dreiviertelstunde ruft Zumstein das «Finale» aus: Es wird die letzte Gruppe aufgerufen. Bevor schliesslich das Abstimmungsbüro, wie Zumstein es nennt, mit der Auswertung der Stimmen beginnen kann. Um Viertel nach neun wird es dann in der Halle von allein plötzlich ruhig. Es ist nun durchs Mikrofon zu hören: Zumstein atmet schwer. Soeben ist ihm das Ergebnis mitgeteilt worden. Spätestens jetzt ist es ein Krimi.
Von den anwesenden Grundeigentümern und jenen, die sich vertreten lassen, sprechen sich 78 für und 71 gegen eine Durchführung der Gesamtmelioration aus — bei total 203 Eigentümern. Mit rund 518 Hektaren Land (67,5 Prozent), das die Befürworter einbringen, ist das nötige Flächenmehr bereits erreicht. Der ganze Perimeter umfasst nach allen Handänderungen noch rund 768 Hektaren. Für das gleichzeitig nötige Eigentümermehr reichte es aber noch nicht (38,4 Prozent). Doch da sind ja noch die 54 Eigentümer, die der Versammlung ferngeblieben sind. Durch ihre Abwesenheit stimmten auch sie dem Projekt automatisch zu. Und so konnte Zumstein letztlich mit 132 Befürwortern, denen zusammen 576 Hektaren Land gehören, ein klares Ergebnis präsentieren.
Diese Deutlichkeit, aber auch die Tatsache, dass die Diskussionsrunde kaum genutzt worden sei, das habe ihn schon überrascht, sagt Daniel Benevento in der anschliessenden Pause. Bleienbachs Gemeindepräsident freut sich: Rund fünf Jahre lang hat er das Projekt begleitet.
Ein Kritiker
«Es wartet nun eine grosse Aufgabe auf uns», sagt Urs Zumstein. Los geht es noch am gleichen Abend. Denn jetzt müssen erst einmal die Statuten und das Entschädigungsreglement genehmigt werden, bevor der Genossenschaftsvorstand gewählt werden kann (siehe Kasten). Eigentlich nur Formsache, denken sich wohl viele Anwesende. Mehrere von ihnen haben die Halle mittlerweile schon verlassen. Dabei wird genau jetzt erstmals an diesem Abend auch Kritik laut: Es ist Rolf Hofer, der als Einziger nach dem Mikrofon greift. Der Liegenschaftsbesitzer aus Langenthal, der ursprünglich aus Thörigen kommt, war einer der Einsprecher gegen den Perimeterplan gewesen und hatte sich auch im Vorfeld gegenüber dieser Zeitung kritisch zum Projekt geäussert. Er stellt nun gleich mehrere Punkte in den Statuten infrage.
«Es wartet nun eine grosse Aufgabe auf uns.»
Sein wichtigstes Anliegen: Der Vorstand müsse garantieren, dass die Restkosten für die Grundeigentümer die bisherigen Schätzungen nicht übersteigen würden. Seinen entsprechenden Antrag, dies in den Statuten so festzulegen, zieht Hofer später jedoch zurück. Dies, nachdem ihm Roger Stucki, Leiter der FachstelleTiefbaudeskantonalen Amtes für Landwirtschaft und Natur, versichert hat, dass eine Endkostenprognose erstellt werde. Das Projekt stehe aber noch ganz am Anfang. Weshalb jetzt noch keine genaue Summe zementiert werden könne. Die Restkosten, stellte Stucki klar, dürften jedoch nicht ins Unermessliche steigen. Über drei Stunden dauert die Versammlung schliesslich.
In einem nächsten Schritt werden nun im Frühling die Stimmbürger über die Gemeindebeiträge abstimmen müssen. Bis Ende Jahr soll die Genehmigung durch die kantonale Volkswirtschaftsdirektion vorliegen. Sodass 2020 mit dem Umlegungsverfahren begonnen werden kann.
«Es wartet nun eine grosse Aufgabe auf uns.»
Urs Zumstein, Gemeindepräsident Bettenhausen
«Es wartet nun eine grosse Aufgabe auf uns.»
Urs Zumstein Gemeindepräsdient
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