Ein junger Dübendorfer und Toni Bortoluzzi für die SVP
Jetzt ist also klar, wer in Zürich die gebeutelte Volkspartei in die Wahlen vom Herbst führen soll. Und das mit Blochers Segen.
Eine gute Stunde brauchten die rund 70 Männer (und wenigen Frauen) des SVP-Parteivorstandes, um sich auf ein neues Präsidium zu einigen. Angeführt vom nicht mehr genehmen Präsidenten Konrad Langhart, trat die designierte neue SVP-Parteileitung um Punkt 21 Uhr vor die Medien. Kronfavorit für die Langhart-Nachfolge ist der 31-jährige Patrick Walder, Präsident der SVP Dübendorf. Als Vizepräsidenten sollen dem weitgehend unbekannten Walder Alt-Nationalrat Toni Bortoluzzi zur Seite gestellt werden sowie Kantonsrätin Elisabeth Pflugshaupt und Orlando Wyss, der Vorgänger von Walder in der SVP Dübendorf.
Diese vier Personen sollen die SVP bis im Herbst wieder auf Kurs bringen. Laut Wyss ist der Entscheid im Vorstand fast einstimmig gefallen. Ausgewählt wurden sie übers Wochenende durch eine von Christoph Blocher angeführte Arbeitsgruppe, der auch Langhart angehörte.
Vor die Medien traten gestern weder Blocher noch die abtretenden Vizepräsidenten Gregor Rutz und Stefan Schmid. Rutz hatte zuvor auch an der Parteivorstandssitzung gefehlt, wie Langhart sagte.
Definitive Wahl heute
Patrick Walder hat die Wahl in den Kantonsrat am 24. März verpasst. Er setzt sich im Flugplatz-Forum für die Aviatik in Dübendorf ein, und er hat auch in der Kantonalpartei schon aktiv mitgearbeitet, etwa bei der Masseneinwanderungsinitiative oder als Wahlhelfer von Nationalrat Hans-Ueli Vogt. Als Erstes muss er nun das Parteisekretariat neu besetzen. Denn neben dem Präsidium haben auch die beiden Sekretäre Roland Scheck und Christoph Bähler ihre Kündigung eingereicht. Und gemäss Langhart haben die beiden noch diese Woche ihren letzten Arbeitstag.
Wahlziele für den Herbst will Walder noch keine bekannt geben. Das müsse nun erst besprochen werden, sagt er. Walder wurde als Präsident ad interim vorgestellt, er soll das SVP-Schiff bis im Herbst, womöglich bis im nächsten Frühling leiten.

Toni Bortoluzzi ist nach eigenen Angaben am Wochenende fürs Vizepräsidium angefragt worden. Er zeigte sich erfreut, dass er einem jungen, aufstrebenden Parteikollegen zur Seite stehen dürfe.
Eine weitere Stütze für Walder soll Orlando Wyss sein. Für den ehemaligen Autohändler ist der designierte neue Präsident «ein fähiger Mann». Wyss selber hatte die Dübendorfer Ortspartei 1999 als Präsident übernommen, weil seine Vorgängerin öffentlich Kritik an Christoph Blocher geübt hatte. Er führte seine Ortspartei bis 2014 zuverlässig auf SVP-Kurs, der Bezirkspartei Uster steht er bis heute vor. Im Gemeinderat Dübendorf politisiert Wyss seit fast zwanzig Jahren. Im Kantonsrat, dem er seit 2009 angehört, ergreift er eher selten das Wort, aber wenn er es tut, dann kann er deutlich und mitunter undiplomatisch werden.
Auch Elisabeth Pflugshaupt betonte: «Ich werde meine ganze Energie in diese neue Aufgabe stecken.» Neben ihrem Kantonsratsmandat, das sie seit vier Jahren hat, ist sie seit fünf Jahren auch Gemeinderätin in Gossau. Bereits heute Abend soll die neue Führungsriege an der SVP-Delegiertenversammlung in Zürich-Nord definitiv gewählt werden.
Christoph Blocher soll zwar die Rücktritte nicht explizit gefordert, aber sein Missfallen über den Zustand der Partei deutlich geäussert haben.
Am letzten Freitag waren sowohl Präsident Konrad Langhart als auch seine Vizepräsidenten Rutz und Schmid zurückgetreten. Sie zogen die Konsequenzen aus der Niederlage bei den kantonalen Wahlen, als die SVP über fünf Prozent Wähleranteil und neun Kantonsratssitze einbüsste. Allerdings soll ihr Rücktritt nicht ganz freiwillig erfolgt sein. Den Anstoss hatte Christoph Blocher an der letzten Vorstandssitzung gegeben. Er soll zwar die Rücktritte nicht explizit gefordert, aber sein Missfallen über den Zustand der Partei deutlich geäussert haben.
Der moderat politisierende Präsident Langhart war parteiintern bereits länger umstritten. Der Hardliner-Flügel hatte schon vor den Wahlen seinen Rücktritt gefordert, weil ihm der Biobauer aus dem Stammertal zu brav und zu wenig präsent gewesen war. Der damals unbekannte Langhart hatte allerdings vor erst drei Jahren in einer Kampfwahl gegen den stark polarisierenden und bekannten Nationalrat Claudio Zanetti mit 224 zu 174 Stimmen überraschend klar gewonnen. Sein Sieg war auch als Absage der Parteibasis an den aggressiven Politstil der SVP gedeutet worden.
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