Was geht? Die Ausgehtipps der WocheDüstere Klänge und feministische Ikonen
Von Literaturspaziergängen durch die Stadt Bern, experimentellen Paarungen von Perkussion und Streichern und Youtube-Videos als Holzschnitte.
Kämpferische Latinas: Chocolate Remix, Sara Hebe und Machete na Boca
2017 wurde sie von der BBC zu einer der 100 inspirierendsten und innovativsten Frauen der Welt erkoren. Und in ihrer Heimat Argentinien gehört sie zu den Führungspersönlichkeiten der Frauenbewegung. Dabei tut die Produzentin, Rapperin und Sängerin Romina Bernardo eigentlich nur das, was vor ihr schon andere getan haben: Sie schnappt sich ein von Machismo verunstaltetes Musikgenre und deutet es feministisch um. Im Falle von Bernardo, die unter dem Projektnamen Chocolate Remix die Welt erobert, ist es der Reggaeton, den sie auch musikalisch wieder aufraut und zu jener knackig-aggressiven Club-Mukke macht, die er in seinen Anfangszeiten einmal war. Chocolate Remix reist mit der genauso kämpferischen Ikone der argentinischen Queer-Szene nach Bern: Sara Hebe ist eine der bekanntesten Rapperinnen Latinamerikas und wirbelwindet in der musikalischen Zwischenwelt, in der Hip-Hop, Cumbia, Reggaeton und Elektro aufeinanderprallen. Den engagierten Dreizack vervollständigt das Latin-Rap-Kollektiv Machete na Boca aus Spanien. (ane)
Dachstock Reitschule, Sonntag, 26. Juni, 20 Uhr
Literaturstadt Bern: Spaziergang unter Berns Lauben

Bern ist eine Literaturstadt allein schon wegen der Nationalbibliothek und des Schweizer Literaturarchivs. Hier lagern gewichtige Nachlässe, etwa von Friedrich Glauser, Annemarie Schwarzenbach oder Friedrich Dürrenmatt, der 1989 den Anstoss zur Gründung des Archivs gab. In der Bundesstadt lebten zeitweilig sowohl zukünftige Nobelpreisträger wie Hermann Hesse als auch arme Mansarden-Literaten wie Robert Walser. Der von der Literaturvermittlung Martina Kuoni konzipierte Spaziergang «Literatur unter Lauben» führt zu Wohn- und Wirkungsstätten der Schreibenden sowie zu literarischen Schauplätzen. Zu hören sind ausgewählte Textpassagen, auf dass die Orte anders zu uns sprechen, sobald wir ihre Geschichte und Geschichten kennen. (lex)
Donnerstag, 23. Juni, 18 Uhr, Treffpunkt wird bei Anmeldung bekannt gegeben. Dauer 1,5 Stunden. Kosten: 35 Fr.
Eine mittlere Naturkatastrophe: Drum & Bass von Pythius
Allgemein kaum bekannt ist, dass jedes Jahr mit ziemlichem Brimborium ein paar Drum-&-Bass-Awards verliehen werden. Und bereits zwei Mal dafür nominiert war ein junger Mann, der es sonst nicht so mit dem Brimborium hat. Er heisst Pythius, stammt aus dem sehr D&B-affinen Utrecht, und er gehört zu jenen Produzenten des Genres, die sich explizit dem Düsteren zugetan fühlen. Seine Produktionen, an denen der Perfektionist auch schon mal ein Jahr arbeitet, sind sowohl dramaturgisch wie auch atmosphärisch höchst ausgeklügelt, und das Klangdesign, das er ihnen verpasst, ist dermassen abgrundtief sinister und wuchtig, dass immer öfter auch angesagte Metal-Acts beim Holländer für Remixe anfragen. Ein Muss für Freunde und Freundinnen der schnellen, gebrochenen Beats und der klingenden Ganzkörpermassage. (ane)
Dachstock Reitschule, Samstag, 25. Juni, 23 Uhr
Durchs Licht sehen mit Katsutoshi Yuasa

Ein Youtube-Video als Holzschnitt: Der japanische Künstler Katsutoshi Yuasa verbindet in seiner Druckgrafik die jahrhundertealte Tradition des japanischen Holzschnitts mit der heutigen digitalisierten Welt. Grundlage seiner Werke sind Fotografien, Naturmotive oder Ausschnitte aus Medienberichten. Dabei versteht er die Druckgrafik vor allem als Werkzeug der Vermittlung: «Seit dem grossen Erdbeben in Ostjapan haben wir verstanden, dass wir in einer instabilen Welt leben. Während wir uns auf die nächste Katastrophe vorbereiten, sollten wir in Harmonie mit der Natur leben und müssen ernsthaft darüber nachdenken, was wir in die Zukunft tragen möchten.» Im Kabinett des Museums Franz Gertsch zeigt er farbige und schwarzweisse Werke unter dem Titel «Seeing Through the Light». (xen)
Museum Franz Gertsch Burgdorf, Freitag, 24. Juni, 18.30 Uhr (Vernissage), bis 4. September
Erinnerungen am Leben erhalten: «Unter Drachen»

Wenn ein geliebtes Familienmitglied stirbt, löst das ganz unterschiedliche Gefühle aus. Wut, Trauer, Hilflosigkeit. Was bleibt, sind die Erinnerungen. Aber was, wenn diese zu verblassen drohen? Das Stück «Unter Drachen» von Patricija Bronić (Regie) und Hanna Röhrich (Text), das sich an Kinder ab 8 Jahren wendet, beschäftigt sich mit den Themen Verlust und Trauer. Iras geliebter Grossvater ist gestorben. Die gemeinsamen Erlebnisse ziehen wie ein Film an dem Mädchen vorüber. Damals auf dem Parkplatz in den Italienferien, wo sie sich auf den heissen Betonboden gelegt hatten, oder im Pool, als sich Oma tanzend vom Boden abstiess und so tat, als könne sie schwimmen. Das Publikum liegt gemeinsam mit den Performerinnen unter einer Kuppel mit Projektionen und taucht ein in Iras Universum, das auch Platz für eigene Erinnerungen bietet. (sas)
Junge Bühne Bern, Premiere: Freitag, 24. Juni, 18.30 Uhr, weitere Vorstellungen bis 26. Juni
Bühnen Bern: Wer gewinnt die Tanzpreise?

Traditionellerweise endet die Ballett-Saison bei den Bühnen Bern mit der Verleihung der Berner Tanzpreise. Das heisst: Gruppen aus aller Welt konnten sich mit ihren Stücken bewerben, und Tanzchefin Isabelle Bischof wählte sechs von ihnen aus. Diese werden nun dem Berner Publikum präsentiert. Eines der Kurzstücke ist «La piel vacia» der Spanierin Paloma Muñoz, die darin die Haut erkundet – jenes Organ, das uns schützend umhüllt, aber auch ein Gefängnis sein kann. Mit «Shiver» präsentiert Edouard Hue ein rhythmisch pulsierendes Duett, während «Becoming» von Matthias Kass und Clément Bugnon eine Art Menschwerdung auf der Bühne vorführt. Den Gewinnerinnen oder Gewinnern winkt als Preis die Möglichkeit, ein Stück zusammen mit dem Bern Ballett zu choreografieren. (reg)
Vidmarhallen, Donnerstag, 23. Juni, und Freitag, 24. Juni, jeweils 19.30 Uhr (detailliertes Programm: buehnenbern.ch). Preisverleihung: Samstag, 25. Juni, 19.30 Uhr
Sinfonieorchester Variaton: Sanfte Streicher und wilde Beats
Einmal im Jahr erarbeitet das sinfonische Orchester Variaton ein Projekt und verbindet darin klassische Stücke mit anderen Kunstformen – bisher etwa mit einem Tango-Solo, einem Cartoon oder den jaulenden Gitarren einer Rockband. Dieses Mal mit dem Projekt «Anton» dran: die Perkussion. Das Orchester ergänzt dabei die siebte Sinfonie von Anton Bruckner mit den perkussiven Soundteppichen von Lucas Niggli und Peter Conradin Zumthor. In gemeinsamen Workshops wurden Improvisationen geübt, die zwischen den Sätzen der Sinfonie zu hören sein werden. Mal von den beiden Experimentalisten im Duo, mal mit dem ganzen 85-köpfigen Variaton. Das selbst ernannte Ziel des unkonventionellen Orchesters: der musikalische Dialog. (jek)
Dampfzentrale, 24., 25. und 26. Juni, jeweils 20 Uhr
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