
Die alte lateinische Weisheit, dass man ein Philosoph geblieben wäre, hätte man geschwiegen, sollten auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski und sein Aussenminister Dmitro Kuleba beherzigen: Trotz der Hinweise, dass eine ukrainische Flugabwehrrakete zum Unglück führte, bei dem in Polen zwei Menschen starben, beharrten beide darauf, es sei angeblich ein russischer Angriff gewesen. Kuleba behauptete, es handle sich um eine von Moskau betriebene «Verschwörungstheorie» – und fügte vollmundig hinzu: «Niemand sollte russische Propaganda kaufen.»
Selenski gab sich ebenfalls überzeugt, es handle sich um eine russische Rakete. Tatsächlich war dies von Beginn an wenig wahrscheinlich; schon kurz darauf sagten sowohl Polen als auch Amerikaner, dass es sich um eine fehlgeleitete S-300-Rakete gehandelt habe, mit der die Ukrainer eine russische Rakete hätten abschiessen wollen – und die ihr Ziel aber leider verfehlte.
40’000 tote Zivilisten
Mit den vermeidbaren Fehlern Kulebas und Selenskis giesst Kiew Wasser auf die Mühlen derjenigen, die glauben, dass längst nicht alles stimme, was die Ukraine behaupte. Gleichwohl bleibt richtig, dass die Ukrainer dramatisch leiden: US-Generalstabschef Mark Milley schätzt, in Wladimir Putins verbrecherischem Krieg seien über 100’000 ukrainische Soldaten gefallen oder verletzt worden – und 40’000 ukrainische Zivilisten gestorben.
Und das Sterben im Land geht weiter. Fast 100 Marschflugkörper, Raketen und Drohnen feuerte Moskau allein am Dienstag ab; Dutzende weitere am Donnerstagmorgen. Wie viele Zivilisten, wie viele Hunderte ukrainische Soldaten allein an diesen Tagen wieder unter den 20’000 Granaten sterben, die Russland täglich auf ukrainische Stellungen feuert, mag man sich kaum vorstellen. Die zwei toten Polen von Przewodów sind ein tragisches Unglück, vor dem Hintergrund des Massensterbens aber letztlich nur eine Fussnote dieses Krieges.
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Kommentar zum Raketeneinschlag – Die Ukraine macht zwei vermeidbare Fehler
Kiew giesst Wasser auf die Mühlen derjenigen, die glauben, dass längst nicht alles stimme, was die Ukraine behaupte.