Die Tage der Kugel sind angezählt
Angesichts zunehmender Auflagen plant die IBL einen Ersatz ihres Erdgasspeichers durch eine neue Anlage im Allmen. 5 Millionen würde sie investieren, um so die Gaspreise zu sichern.

In vielem mag die Stadt Langenthal Durchschnitt sein. Bei der Gasversorgung ist sie es definitiv nicht. Mehr als 60 Prozent aller Haushaltungen heizen mit Gas. Gar auf einen Anteil von mehr als 80 Prozent beläuft sich der Gasanteil bei den lokalen Gewerbe- und Industriebetrieben. Geradezu charakteristisch wirkt da der 1972 erbaute Erdgas-Kugelspeicher am nördlichen Ortseingang. Ein Symbol der Gasstadt Langenthal, das aber vor allem einem wirtschaftlichen Zweck dient: Seit nunmehr 45 Jahren wird dort Gas gespeichert, um die morgendlichen Abnahmespitzen abdecken zu können. «Ohne diese Kugel wäre unsere Gasversorgung jährlich rund 1,1 Millionen Franken teurer», sagt Stefan Schaad-Meer, der Leiter Vertrieb bei der IB Langenthal AG (IBL). 0,79 Rappen sind das pro Kilowattstunde.
Nun könnte der Kugelspeicher bald ausgedient haben: Die lokale Versorgerin und die Gasverbund Mittelland AG (GVM) als deren Zulieferin evaluieren gegenwärtig den Bau eines neuen Speichers im Allmen. Im Sinne einer sicheren und wirtschaftlichen Gasversorgung», wie es IBL-Direktor Rudolf Heiniger am Freitag an einer Medienkonferenz ausdrückte.
Sensibles Gewerbe
Anlass zu dieser Evaluation geben den Verantwortlichen keine Bedenken, was die Sicherheit des heutigen Speichers betrifft. «Aus technischer Sicht könnte die Kugel problemlos noch 20 bis 25 Jahre weiterbetrieben werden», sagt Stefan Schaad. Fraglich sei aber, wie sich die gesetzlichen Vorgaben in den nächsten Jahren entwickeln. Der Druck seitens der Regulatoren nehme zu. «Unsere Gewerbekunden sind sehr sensibel», so Schaad. Die IBL wolle daher nicht riskieren, den Kugelspeicher plötzlich ausser Betrieb nehmen und die Preise um die besagten 0,79 Rappen anheben zu müssen. Zumal nun Synergien genutzt werden könnten im Zuge eines zweiten, zwingenden Projekts: der Verlegung der Druckreduzierstation Dennli.

Die Station als eine von zwei Einspeisestellen ins Gasnetz der IBL liegt direkt neben den Bahngleisen, was nicht mehr den Sicherheitsvorgaben entspricht. Im Allmen, auf einem Landstück hinter der Baumschule Anderegg, soll deshalb eine neue Station entstehen und die Zuleitung der IBL entsprechend verlängert werden. «Der Standort ist ideal», verweist Stefan Schaad auf die bestehenden Hochdruckleitungen, die durch dieses Gebiet verlaufen, und die grosse Distanz zu den nächsten Liegenschaften. Und etwas weiter hinten Richtung Lotzwil sei die ideale Lage insofern auch für einen Speicher, so die Überlegungen der IBL-Verantwortlichen.
Kein Ausbau
Anders als die Kugel würde die neue Speicheranlage unterirdisch angelegt. Acht Röhren würden unter einer 1,2 Meter dicken Erdschicht vergraben und das Ackerland darüber danach wieder nutzbar sein. Auch die Transportachse durchs Landwirtschaftsland, die als Zufahrt zur Baustelle von der Melchnaustrasse her angedacht ist, würde nach Abschluss der Arbeiten wieder verschwinden. Bedenken seitens der Anwohner, sagt GVM-Projektleiter Harald Buchrucker, seien im Rahmen eines Infoanlasses denn auch rasch wieder verschwunden.
Für die Realisierung des Vorhabens gehen die Verantwortlichen heute von Investitionen in Höhe von 5 Millionen Franken aus. Für die Kunden hätte das jährliche Mehrkosten von 0,08 Rappen pro Kilowattstunde zur Folge, wie Schaad erklärt. Erhärtet würden die Zahlen allerdings erst während des nun anstehenden, mindestens acht monatigen Planungsprozesses. «Erst dann sehen wir, ob die Tragbarkeit tatsächlich gegeben ist und wir das Projekt realisieren», sagt Schaad. Und betont, dass die IBL damit nicht einen Ausbau der Erdgasversorgung anstrebe. «Erdgas wird in weiterer Zukunft als Energieträger verschwinden, das ist uns bewusst. Das vorhandene Netz könnte dereinst aber auch für synthetische Gase genutzt werden.»
«Sinnvolle Investition»
Die Entscheidkompetenz liegt beim Verwaltungsrat der IBL. Natürlich sei die Stadt als deren Eigentümerin aber in Kenntnis gesetzt worden über das Vorhaben, sagt Direktor Heiniger.
Angesichts der generellen Abkehr von fossilen Brennstoffen biete das Projekt durchaus Anlass zu Diskussionen, meint Gemeinderat Pierre Masson (SP), als Ressortverantwortlicher zugleich Verwaltungsratsmitglied der IBL, auf Anfrage. Die Exekutive habe dazu noch keine offizielle Meinung gefasst. Im Bewusstsein, dass in Langenthal nun einmal ein gut ausgebautes Gasnetz vorhanden sei, und in der Hoffnung, dass dieses dereinst mit synthetischem Gas gespeist werde, erachte er persönlich das Vorhaben allerdings als sinnvoll. Zumal es ja nicht um eine Erweiterung des bestehenden Netzes gehe. Daran ändere auch der Umstand nichts, dass synthetisches Gas vom Kanton heute nicht anerkannt ist als erneuerbare Energie. Natürlich hoffe er diesbezüglich noch auf ein Umdenken des Kantons, sagt Masson. «Etwas Gutes für die Natur zu tun, ist uns aber dann doch wichtiger als die Anerkennung auf dem Papier.»
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