Militärhistoriker im Interview«Die Situation ist viel gefährlicher als im Kalten Krieg»
Seit dem Überfall auf die Ukraine wisse man nicht mehr, was Wladimir Putin überhaupt noch abschrecke, sagt Sönke Neitzel. Dies habe Folgen für die Nato – und auch für die Schweiz.
«Wenn die Ukraine diesen Krieg nicht verliert, hat sie ihn gewonnen»: Ein Mann patrouilliert ausserhalb der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
Foto: Fadel Senna (AFP)
Herr Neitzel, der Krieg dauert bereits einen Monat. In welcher Phase befinden wir uns?
In Phase drei oder vier, je nach Zählweise. Die erste Phase war die des russischen Aufmarschs und der Drohung von Wladimir Putin gegen die Ukraine. Die zweite Phase war der Versuch, in einem Blitzkrieg die Hauptstadt Kiew einzunehmen und die ukrainische Regierung zu stürzen. Drittens folgte ein Vormarsch mit regulären Truppen auf breiter Front mit dem Ziel, die Ukraine östlich des Dnjepr zu besetzen und im Süden vom Schwarzen Meer abzuschneiden.
