Die Seerose soll wieder aufblühen
Die Seeblick-Besitzerfamilie Fetzer hat Peter Hauenstein die seit Jahren geschlossene Seerose an der bekannten Seebeizenmeile in Faulensee abgekauft.

Der Wind in der Bucht von Faulensee hat gedreht. Standen die Zeichen für das Hotel-Restaurant Seerose lange Zeit auf Abbruch und Neubau, soll der seit 2013 geschlossene Betrieb am Seeufer nun in alter Frische aufblühen. Dies bestätigen Vater Andreas und Sohn Dominic Fetzer auf Anfrage. Die Kandersteger Hotelierfamilie, die im Sommer 2011 bereits das Strandhotel Seeblick von der Familie Habegger erworben hat, besitzt nun auch die Seerose.
Fetzers haben das Haus Peter Hauenstein zu einem nicht genannten Preis abgekauft. Dieser besitzt der unter der Marke Hauenstein Hotels sechs Betriebe in der Thunerseeregion. Peter Hauenstein spricht von «guten Konditionen», Andreas Fetzer von «einer Lösung, die für alle positiv ist». Die Initiative für die Handänderung war von Fetzers ausgegangen.
Auf heiklem Grund gebaut
Peter Hauenstein, der die 1890 ursprünglich als Pension Windsor erbaute Seerose von seinem 2005 verstorbenen Vater Walter Hauenstein übernommen hatte, sagte dieser Zeitung vor Jahren, dass der Betrieb mit lediglich zehn Zimmern nie wirtschaftlich gewesen und das Haus baulich überdies ein Flickwerk sei. Wegen des kreidehaltigen Grundes senkte sich die in sechs Etappen erweiterte Seerose unterschiedlich stark ab, was sie innerlich zerriss. Deshalb sahen Hauensteins Pläne vor, den seeseitigen Hotel-Restaurant-Teil abzubrechen und an dessen Stelle im Erdgeschoss ein Seerestaurant und darüber eine Wirtewohnung zu bauen. Dies sollte den neuen Eigentumswohnungsbesitzern auf der rückwärtigen Strassenseite Seesicht garantieren. Das Mehrfamilienhaus mit elf Einheiten wurde vor Jahresfrist fertiggestellt.
Das Bewilligungsverfahren für die Seerose hingegen zog sich hin. Der Bauherr sagte vergangenen Sommer, man stecke bei der Parkplatzfrage «in etwas schwierigen Diskussionen mit der Baubewilligungsbehörde». Bei gastronomischen Vorhaben ist diese das Regierungsstatthalteramt. «Das Hin und Her im Bewilligungsverfahren hat es mir schliesslich zum Verleiden gemacht», meinte Peter Hauenstein am Dienstag.
Weitere Gründe, weshalb es zum Verkauf der Seerose kam, seien das von Fetzers vorgelegte Konzept gewesen, «das funktionieren kann», sowie die Emotionen. Peter Hauenstein: «Es ist emotional schwierig, ein Gebäude abzubrechen, in das recht viel Geld investiert wurde.» In den letzten 40 Jahren sollen es rund 4 Millionen Franken gewesen sein. Walter Hauenstein hatte die Häuser 1977 für über 2 Millionen Franken von der Familie Fuhrer erworben.
Dreistöckige Bar – und tiefer
Andreas Fetzer sagt, man habe das Risiko mit dem Untergrund in Kauf genommen. Messungen hätten zudem keine Bewegungen mehr gezeigt. «Peter Hauenstein hat uns die Chance gegeben, die Seerose zu erhalten und sie zu betreiben. Als Dependance ist sie die ideale Ergänzung zum Seeblick», glaubt Dominic Fetzer, dessen Bruder Janick das Chalethotel Adler in Kandersteg führt.
Derzeit befinden sich die neuen Seerose-Besitzer in der Bauprojektphase, Architekt Alfred von Känel dürfte die Baueingabe im April vornehmen. Vorgesehen ist, dass das ganze Dach auf das Niveau des tieferen Bereiches abgesenkt wird. Dies war eine Auflage für den Kauf gewesen. Gegen die Abendsonne ausgerichtet, ist über drei Etagen eine Lounge-Bar-Terrasse vorgesehen. «Die ist von Ostern bis Oktober und nur bei schönem Wetter geöffnet», sagt Andreas Fetzer. Als Attraktion soll südseitig, wo einst Land aufgeschüttet wurde, ein Seeaquarium mit einem gläsernen Boden entstehen.
Die Pläne sehen vor, dass die Seerose einst acht Zimmer zählt (zwei im heutigen Dachgeschoss gehen verloren) sowie drei Suiten. Die sind im bisherigen Restaurantteil geplant und sollen alle über einen kleinen Relaxpool verfügen, der den Innen- mit dem Aussenbereich verbindet. Im Seeblick und zuvor schon im Adler bescherten den Hoteliers fahrbare Pools, eine Eigenkreation Andreas Fetzers, grossen Erfolg. «Während andere jammern, setzen wir auf Erlebnisse», sagt Dominic Fetzer. Restaurant samt Küche soll es nach dem Umbau nur noch ein kleines geben, dafür auf dem Dach eine grosse Solaranlage. Auch ist die Seethermie ein Thema.
Wachsen für die Zukunft
«Der Standort 150 Meter vom Seeblick entfernt ist super, die Seerose ist eine perfekte Ergänzung», findet Dominic Fetzer. Sie ermöglicht massvolles Wachstum. Heute verfügen Fetzers in Faulensee über 24 Zimmer, künftig werden es 35 sein. Bereits auf Ostern hin versuchen sie, die ersten der 10 Zimmer in der Dependance Seerose zu vermieten. Das Check-in wie das Frühstück gibt es im Stammhaus. Die neuen Besitzer hoffen, im Herbst über eine Baubewilligung zu verfügen, damit ihre hauseigene Bauequipe mit den Arbeiten beginnen kann.
«Im allerbesten Fall ab Frühling 2020» könnten Restaurant und Lounge-Bar betrieben werden, skizzieren sie den Fahrplan. Ab sofort nicht mehr möglich ist das wilde Parkieren auf den sieben Parkplätzen neben der Seerose. Diese haben sich Fetzers mittels Zehnjahresvertrag bei der Burgerbäuert als Grundbesitzerin gesichert. Sechs weitere Parkmöglichkeiten gibt es im neuen Hauenstein-Mehrfamilienhaus.
«Wir haben zum Kauf der Seerose und zu unseren Umbauabsichten positive Reaktionen erhalten – auch von Spiez Marketing», freut sich Andreas Fetzer. Er betont, man müsse eine neue Herausforderung mit Herzblut und Enthusiasmus angehen. «Nicht immer ist nur das Finanzielle entscheidend.» Mit ihrem neuen Konzept wollen die Erlebnishoteliers nichts weniger als «Ferienfeeling vermitteln». Und erhoffen sich davon Rückenwind.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch