Neuer ReiseführerDie Romandie existiert nicht
Um Deutschschweizern die Westschweiz näherzubringen, hat die Journalistin Eva Hirschi einen Reiseführer geschrieben. Darin finden sich viele Tipps für alle möglichen Aktivitäten.

Man muss nicht lange suchen: Der «Röstigraben» findet sich schon in der vierten Zeile des Vorwortes zum Buch «Die Romandie entdecken». Den Ausdruck muss ein Deutschschweizer erfunden haben, der noch nie im Welschland war, denn die köstliche Kartoffelspeise wird durchaus auf beiden Seiten des imaginären Grabens zubereitet. Eva Hirschi konstatiert hingegen zu Recht, dass viele Deutschschweizer sich nie in die französischsprachige Schweiz wagen (und umgekehrt auch nicht).
Die 32-jährige Reporterin, die in Bern geboren wurde, in Genf studierte und sich nach langjähriger Auslanderfahrung in Lausanne niedergelassen hat, weiss, wovon sie schreibt: Sie geht klug auf die historischen, mentalen, geografischen und kulinarischen Unterschiede ein. Denn die Romandie als monochrome Einheit gibt es nicht. «La Romandie n’existe pas», hiess 1978 der Titel eines Buches.
Eva Hirschis Ziel ist es, Gräben zuzuschütten und Deutschschweizer zu animieren, die Hemmschwelle zu überschreiten. Sie tut dies mit unzähligen nützlichen und spannenden Tipps, unter denen sich für jede und jeden etwas findet: für Städtebummler, Geniesser, Museum- und Kultur-affine, Ausflügler, Wanderer, Velofahrer.
Tipps von Payerne bis Grande Dixence
Ein paar zufällig herausgegriffene Beispiele: Die Uhrmachertradition im abgelegenen Waadtländer Vallée de Joux wird im Espace Horloger, dem Uhrenmuseum in Le Sentier, eindrücklich und mit vielen historischen Beispielen nacherzählt. Grande Dixence, die 285 Meter hohe Staumauer im Walliser Val d’Hérémence, kann man nicht nur begehen oder bei einer Führung im Innern besichtigen; man kann auch an einer 700 Meter langen Zipline daran vorbeisausen und nicht nur ihre schiere Grösse, sondern auch eine fantastische Aussicht auf das Rhonetal erleben.
Bei einem Spaziergang durch die Terrassenlandschaft des Weingebietes Lavaux hoch über dem Genfersee geniesst man nicht nur eine Panoramasicht auf See und Savoyer Alpen, sondern auch an jeder Ecke ein kühles Glas Weisswein. Anspruchsvoll ist die mehrtägige Bergwanderung «Tour des Dents-du-Midi» im Val d’Illiez ab Champéry VS. Die Jura-Route 7 ab Saignelégier JU durch die Freiberge, über Pferdewiesen, durch Wälder und Bauerndörfer bis in die Uhrenstadt La Chaux de-Fonds NE ist hingegen mit ihren 37 Kilometern für fitte Velofahrer leicht zu bewältigen.
Unter den unzähligen pittoresken Städten in der Suisse Romande gehören Payerne VD mit der mächtigen Abteikirche aus dem 11. Jahrhundert und Teilen der 800-jährigen Stadtbefestigung sowie Gruyère FR mit Schloss und H.R.-Giger-Museum zu den attraktivsten.
Eva Hirschis bebildertes Buch mit Landkarten, Hotel- und Restauranttipps ist praktisch. Aber es macht auch Lust. Sogar wer keinen unmittelbaren Romandie-Besuch plant, schmökert gern darin, träumt, verliert sich – und bricht dann vielleicht doch auf.
Eva Hirschi: «Die Romandie entdecken – spannende Ausflüge, kulturelle Highlights, originelle Unterkünfte und gastronomische Tipps», K-Tipp Ratgeber, Fr. 34.–

Fehler gefunden?Jetzt melden.