Die Odyssee geht weiter
Das hoch angepriesene Mehrzweckhallenprojekt steht auf der Kippe, die Kosten sind plötzlich explodiert. Eine abgespeckte Variante soll es nun richten.

Der Hammer kam zum Schluss der Gemeindeversammlung: Um 22.30 Uhr trat Erich Frieden ans Rednerpult. Er verkündete, dass der von langer Hand geplante Neubau einer Turnhalle sowie die Sanierung der bestehenden Mehrzweckanlage rund 13 statt 7,2 Millionen Franken kosten dürfte. Einige Oberbipperinnen und Oberbipper lachten laut auf, anderen blieb das Lachen im Hals stecken. Frieden, Präsident der nicht ständigen Kommission Mehrzweckhalle, war alles andere als zum Spassen zumute. Im Eiltempo las er die Gründe für die urplötzliche Kostenexplosion vor.
Die Detailauswertung des Architekturbüros habe die Fehleinschätzung ans Licht gebracht. «Wir alle haben die falschen Berechnungen bei der Projektvergabe nicht erkannt», sagte Frieden. Mehrfach sei bei darauf folgenden Krisengesprächen indes betont worden, dass die Gemeinde keine Schuld treffe. Trotzdem haben die Verantwortlichen beschlossen, mit den Planern und den Architekten weiterzufahren – vorerst ohne Honorarzahlung. «Sonst wären die 300000 Franken Planungskosten auch noch futsch», sagte Frieden.
Genaueres im Frühling
Statt des im Frühling vollmundig vorgestellten «Dreiklangs» soll nun eine deutlich kleinere Variante zum Tragen kommen: Im Westen der Schulanlage wird eine neue Mehrzweck- statt nur einer Turnhalle gebaut. Die bestehende, baufällige Anlage aus den 1970er-Jahren soll nur wo nötig saniert und noch so lange als reine Sporthalle genutzt werden, wie keine Gefahr bestehe. «Der Gemeinderat und die Kommission erachten diese Variante als sinnvoll und machbar», sagte Frieden.
Und zumindest etwas Gutes habe die ganze Misere: Die Kosten würden so deutlich unter den ursprünglich angesetzten 7,2 Millionen Franken gehalten. An einer Infoveranstaltung im Frühling soll das neue Projekt vorgestellt werden. In der zweiten Jahreshälfte 2019 dürfte es dann zur Urnenabstimmung über den Kredit kommen. Geplant gewesen war sie eigentlich für diesen Herbst, der Baustart hätte Anfang Jahr erfolgen sollen. Äussern mochte sich von den an diesem Abend sonst diskussionsfreudigen Oberbipperinnen und Oberbippern um 22.40 Uhr niemand mehr.
Die Kosten runterholen
Er habe, trotz des Wetters, wahrlich keinen besonders schönen Sommer gehabt, sagt Erich Frieden am Tag nach der Versammlung. «Das Ganze hat mich sehr bedrückt», so der Präsident der nicht ständigen Kommission. Mehrere Gründe hätten zur fatalen Fehleinschätzung geführt. Angefangen habe es schon bei den Grundlagen: «Das Architekturbüro hat zu wenig genaue Informationen gesammelt und das Projekt auf falschen Angaben aufgebaut», sagt er. Doch weder dem Planungsbüro noch der Fachjury oder dem Kostenplaner sei dieses Fehlverhalten aufgefallen.
Die Ortsparteien und die betroffenen Vereine habe man bereits im Vorfeld der Gemeindeversammlung über den Stand der Dinge informiert. «Wir wollten erst an die Öffentlichkeit, wenn wir ein neues Projekt vorstellen können», sagt der Kommissionspräsident. Er hofft, mit dem kleineren Projekt auch die Bürger abholen zu können, denen bereits die 7,2 Millionen Franken zu viel gewesen waren. Und auch jene, die sich am Ausbau der bestehenden Mehrzweckhalle gestört hatten.
Diese wird bis zur Vollendung ihres neuen Pendants weitergenutzt, dann werden alle Nebenräume abgeriegelt. «Wir werden das Gebäude als reine Sporthalle auslaufen lassen», erklärt Frieden. Wie lange das möglich sei und ob es irgendeinmal doch noch zu einer grundlegenden Sanierung komme, kann der Kommissionspräsident derzeit nicht abschätzen. Auch die Umgebungsarbeiten werden auf ein Minimum runtergeschraubt, das Hockeyfeld bleibt, wo es ist.
Obwohl am Architekturbüro festgehalten werde, habe das Projekt kaum noch etwas mit dem ursprünglichen «Dreiklang» aus neuer Sporthalle, altem Schulhaus und sanierter Mehrzweckhalle zu tun. Frieden sagt trocken: «Das gibt vielmehr einen Einklang.»
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