
Nach Bekanntwerden der Vergütungen der Spitze der Credit Suisse ist die Lohndebatte in der Schweiz wieder entbrannt. Und die Frage, ob CS-Chef Tidjane Thiam wirklich ein Salär von 12,7 Millionen Franken wert ist, spaltet sogar professionelle Beobachter: Der US-Stimmrechtsberater Glass Lewis und die Schweizer Pensionskassenberater Ethos lehnen den Vergütungsbericht ab, der US-Berater ISS empfiehlt dagegen eine Zustimmung.
Die Debatte ist so angeheizt, dass nun jedem Detail eine grosse Bedeutung zukommt. Wie Kommastellen. So beschäftigte sich die «NZZ am Sonntag» vorvergangene Woche mit der Rolle ausländischer Aktionäre und deren Stimmrechtsberater, wie stark sie für das rasante Lohnwachstum mitverantwortlich seien. Dabei taxierte das Blatt den Lohn von Thiam gerundet mit 13 Millionen Franken, jenen von Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner mit 5 Millionen Franken.
Präzisierung in der «NZZ am Sonntag» verlangt
Kaufmännisch ist das korrekt, denn bekanntlich kann man ab Werten von 5 auf die nächsthöhere Zahl aufrunden. Credit Suisse aber ging das zu weit. Daher drängte die Grossbank auf eine Präzisierung, die in der gestrigen «NZZ am Sonntag» erschien: «Richtig ist, dass die Vergütung 12,65 Millionen Franken für den CEO und 4,7 Millionen Franken für den Präsidenten beträgt», heisst es darin.
Diese pingelige Korrektur wirft die Frage auf: Wie genau nimmt es die Credit Suisse mit den eigenen Zahlen? Ein Blick in das Communique zu den Jahresergebnissen vom 14. Februar bringt Überraschendes zutage: Denn dort ist auf Seite 1 die Rede von einem «den Aktionären zurechenbaren Reingewinn von CHF 2,1 Mrd. für 2018». Auf Seite 3 findet der Leser dann aber in der Kennzahlentabelle einen anderen Wert: nämlich genau 2057 Millionen Franken.
Sprich, die eigenen Gewinnzahlen aufzurunden, das ist okay. Bei den Salären der Bankspitze geht das aber nicht.
Zu diesem Rundungs-Paradox befragt, erklärt ein Bank-Sprecher, dass die Rundungen bei der Grossbank «klare Regeln befolgen». Und zwar würden die Werte immer bei der Nachkommastelle sowohl auf- als auch abgerundet. Die «NZZ am Sonntag» dagegen habe beim Salär von der ersten Nachkommastelle auf die nächste volle Million vor dem Komma aufgerundet. «Wenn nun aber von der ersten Nachkommastelle auf die Vorkommastelle gerundet wird, erhält man deutlich verfälschte Zahlen, die wir klarstellen müssen», erklärte die Bank.
Steigende Saläre trotz sinkendem Aktienkurs
Kritiker der Salärpolitik mögen angesichts dieser Argumentation runde Augen machen. Doch immerhin erreicht die Grossbank mit der Zahlenklauberei, dass die Millionensaläre ihrer Führungsspitze im Gespräch bleiben. Bei der Generalversammlung am 26. April dürfte es daher wieder rundgehen. Auch wenn dort zwei ganz andere Zahlen im Vordergrund stehen werden: 30 und 37. So stieg Thiams Lohn um rund 30 Prozent. Die Credit-Suisse-Eigentümer haben dagegen im vergangenen Jahr rund 37 Prozent verloren. Runde Sache, oder?
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Die «klaren» Rundungsregeln der CS
Geht es um den eigenen Gewinn, rundet die Credit Suisse schon mal auf – doch bei ihren Cheflöhnen wehrt sie sich dagegen.