Die Flachbild-Revolution frisst ihre Väter
Die Verkaufspreise für TVs fallen jährlich um 30 Prozent. Mit der Folge, dass Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von weniger als 102 Zentimetern nicht mehr rentabel sind.

Die Verkaufszahlen steigen weltweit seit Jahren auf immer neue Rekordwerte, im Schnitt kaufen Kunden mittlerweile alle sechs Jahre einen neuen Flachbildfernseher. Kein Wunder – werden die Geräte doch immer günstiger.
Doch genau dieser Boom macht den Pionieren der Flachbildtechnologie schwer zu schaffen: Die japanischen Hersteller, die kürzlich noch Milliarden in die Fertigung moderner Flachbildschirme investierten, müssen ihre Produktion drastisch drosseln, Fabriken schliessen und auf andere Produkte umstellen. Sie können mit der Billigkonkurrenz aus anderen asiatischen Staaten nicht mithalten.
Billig ist nicht billig genug
Der Technologieriese Sharp etwa hatte die Entwicklung der flachen Fernseher über Jahre vorangetrieben. Noch im Oktober 2009 weihte der Konzern ein immens grosses neues Werk für Flachbildschirme im westjapanischen Sakai ein. Er zog die Einweihung damals sogar vor – um der massiven Nachfrage nach Bildschirmen nachzukommen. Gerade einmal zwei Jahre später ist Sharp gezwungen zurückzurudern: «Die Verkaufspreise für Flachbildschirme hören nicht auf zu fallen, was einen enormen Druck auf die Hersteller ausübt», klagte im Juni Sharp-Chef Mikio Katayama.
Tatsächlich fallen die Verkaufspreise für fertige Flachbildfernseher in den Läden jährlich um 30 Prozent. Und die Bildschirme als Herzstück der TV-Geräte machen bei deren Bau 60 Prozent der Kosten aus. «Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von weniger als 102 Zentimetern sind nicht mehr rentabel», sagt Katayama. Zu schaffen machen den Japanern wie Sharp und dessen Konkurrenten Sony und Panasonic dabei die an sich schon hohen Kosten der Produktion im eigenen Land und zusätzlich der starke Yen, der Exporte verteuert.
Sony unter Druck
Diese Lage setzt die Unternehmen unter Druck. Sharp-Konkurrent Panasonic etwa stellt einen Grossteil seiner Flachbildschirmproduktion in Japan ein. Ein Panasonic-Werk muss ganz schliessen, ein zweites die Produktion deutlich zurückfahren. Die Ratingagentur Moody's drohte Panasonic am Dienstag, aufgrund der geringen Rentabilität der Fernsehersparte die bislang gute Bewertung der Kreditwürdigkeit zu senken. Auch der Elektronikriese Sony ist im Geschäft mit Fernsehern nicht gut aufgestellt, die TV-Sparte schreibt seit Jahren rote Zahlen.
Die Konkurrenz sitzt unter anderem in Taiwan. Die dortigen Hersteller haben ihren technologischen Rückstand viel schneller aufgeholt als erwartet, und sie produzieren die gleichen Produkte deutlich günstiger. Besonders bitter für die angeschlagenen Hersteller in Japan: Die Taiwaner nutzen dafür häufig ausgerechnet japanische Anlagen.
Extrem gross, extrem klein
Die Japaner müssen sich entsprechend neu orientieren. Sie setzen nun umso mehr auf Qualität und entsprechend teure Angebote. Das sind neben Fernsehern mit extrem grossen Bildschirmdiagonalen auch extrem kleine Bildschirme – etwa Touchscreens für Smartphones und Tablet-Computer. Für diese ist eine Qualität nötig, die bislang nur wenige der Billigkonkurrenten liefern können. Für ihre normalen Flachbildfernseher bleibt den japanischen Elektronikriesen hingegen nur eines: Sie importieren die Bildschirme ihrer asiatischen Konkurrenten und bauen diese in ihre eigenen Fernseher ein.
AFP/rek
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