Die Angst vor den Terroristen aus Bagram
Die USA übergeben die Kontrolle über das berüchtigte Bagram-Gefängnis an Afghanistan. «Unschuldige» sollen laut Präsident Karzai freikommen – die Nato fürchtet, dass darunter auch Talibankämpfer sind.
Nach monatelangem Streit soll das Gefängnis am US-Luftwaffenstützpunkt Bagram vollständig an die afghanische Regierung übergeben werden. Das teilten das Pentagon und das Verteidigungsministerium in Kabul mit.
Offiziell war die Übergabe bereits im September erfolgt. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel habe sich am Sonntag noch einmal mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai über die beschlossene Übergabe verständigt, hiess es in einer Mitteilung des Pentagons in Washington. Die Einigung sei das Ergebnis intensiver Gespräche zwischen Regierungsvertretern in der vergangenen Woche.
400 Gefangene sind noch inhaftiert
Karzai habe zugesagt, dass bei der Übergabe die Sicherheit der afghanischen Bevölkerung und der Koalitionstruppen gewahrt werde. Gefährliche Gefangene würden auf sichere und menschliche Weise und in Einklang mit dem afghanischen Gesetz weiter festgehalten, teilte das Pentagon weiter mit.
Hauptstreitpunkt zwischen Washington und Kabul war die Sicherstellung möglicherweise gefährlicher Terrorverdächtiger unter den verbliebenen Gefangenen. Auch nach dem Beschluss zur Übergabe halten US-Truppen in Bagram nach afghanischen Regierungsangaben weiterhin 400 Gefangene fest.
Präsident Karzai hat die Freilassung «unschuldiger» Häftlinge nach der vollständigen Übernahme angekündigt. Die internationalen Truppen sind besorgt, dass darunter auch Talibankämpfer sein könnten.
Umstrittene Haftanstalt
Bagram galt als der grösste ausländische Militärstützpunkt am Hindukusch. Seit dem US-Einmarsch Ende 2001 wurde das 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kabul gelegene Gelände von US-Amerikanern und Nato militärisch genutzt.
Kurz darauf begannen die US-Armee und der Geheimdienst CIA auch mit der Internierung von Terrorverdächtigen. Nach und nach entstand so ein riesiges Gefängnis, dessen Betreiber sich immer wieder massiven Foltervorwürfen gegenübersahen.
So waren schon 2002 zwei afghanische Gefangene nach Misshandlungen durch US-Soldaten gestorben. Später wurde Bagram zum Hauptkonfliktpunkt in den Verhandlungen über ein strategisches Partnerschaftsabkommen zwischen Washington und Kabul.
Die afghanische Regierung argumentierte, die Haftanstalt müsse in ihre Hände übergehen – als Zeichen der Souveränität des Landes. Die USA stimmten dem Anfang 2010 prinzipiell auch zu. Doch in der Folgezeit wurde der Übergabeprozess immer wieder verzögert.
Zuletzt war ein Transfertermin während des ersten Besuches von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel vor gut zwei Wochen geplatzt. Gründe für die Absage wurden nicht angegeben. Der Besuch Hagels war von antiamerikanischen Äusserungen Karzais überschattet worden.
SDA/fko
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch