Deutsche Bank plant, 10'000 Stellen abzubauen
Die Bankspitze wollte verdeutlichen, dass die Krise überwunden sei. Laut einem Bericht sind Jobs in allen Bereichen und Regionen gefährdet.

Die Deutsche Bank peilt einem Medienbericht zufolge den Abbau jeder zehnten Stelle weltweit an. Wie das «Wall Street Journal» am Mittwoch berichtete, will die Bank bis ins kommende Jahr hinein rund 10'000 Stellen streichen. Das Unternehmen selbst gab keinen Kommentar zu dem Bericht ab. Informierte Kreise bestätigten der Nachrichtenagentur AFP die genannte Zahl und fügten an, dass alle Bereiche und Regionen betroffen sein würden.
Ende April hatte der neue Chef Christian Sewing angekündigt, dass das Kreditinstitut sein schwankungsanfälliges Investmentbanking einschrumpfen will. Stattdessen wolle sich das Geldhaus auf das Geschäft mit Privat- und Fimenkunden in Europa besinnen. Ein Stellenabbau ist dabei nach Angaben der Bank unvermeidlich. «Deutlich» verkleinern wollte die Bank etwa ihr Zinsgeschäft in den USA.
Anfang April hatte Sewing den Briten John Cryan als Vorstandsvorsitzenden abgelöst. Der Aktienkurs der Bank war seit Ende des Jahres von fast 17 Euro auf unter 11 Euro abgestürzt. Ende März arbeiteten laut Quartalsbericht noch 97'000 Beschäftigte für die Bank, gut 42'000 davon in Deutschland.
Chefökonom lässt kein gutes Haar an seinem Ex-Vorgesetzten
Eigentlich wollte die Deutsche Bank die Krise der letzten Jahre hinter sich lassen und an der Generalversammlung vom Mittwoch verdeutlichen, dass das Tief überwunden sei.
Die Krise wird immer wieder einem Mann angelastet: dem Schweizer Banker Josef «Joe» Ackermann. Er bestimmte bis 2012 zehn Jahre lang den Kurs des Instituts. Er hat für dessen Aufstieg in die Weltspitze beim Investmentbanking gesorgt und war damit auch verantwortlich für die Abhängigkeit vom schwankenden Geschäftsbereich – der zur grossen Schwäche der Bank werden sollte.
Diese Altlast nimmt man ihm bei der Deutschen Bank noch heute übel. In einem viel beachteten Interview im deutschen «Handelsblatt» rechnet Chefvolkswirt David Folkerts-Landau mit der Ära Ackermanns ab. Der Schweizer sei auf das magische Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern fixiert gewesen. Es zu erreichen, sei aber nur unter Inkaufnahme grosser finanzieller und ethischer Risiken möglich gewesen.
Die Schieflage der Deutschen Bank schmerzt Folkerts-Landau, der seit bald zwanzig Jahren für das Institut tätig ist. Es störe ihn, dass viele der dafür verantwortlichen Manager nicht zur Rechenschaft gezogen werden könnten, weil sie nicht mehr beim Institut seien. Stattdessen würden nun die loyalen Mitarbeiter angefeindet, die bei der Bank aufräumten.
«Ackermann war erfolgreich, aber es war ein Erfolg, der zulasten der Zukunft ging», so das Fazit von Folkerts-Landau. Im Rückblick sei klar, dass die Strategie des «Wachstums über alles» habe scheitern müssen. Die Gläubiger der Bank hätten stillschweigend angenommen, dass im Fall einer Pleite der deutsche Staat die Bank auffangen würde. Ohne diese Annahme hätte gegen Ende der Ära Ackermann die Bilanz der Bank nicht die Grösse des deutschen Bruttoinlandprodukts übertreffen und die Deutsche Bank gemessen an ihrer Bilanzsumme nicht zum grössten Geldhaus der Welt aufsteigen können.
«Joe» schiesst zurück
Ackermann liess ausrichten, beim Interview von Chefökonom Folkerts-Landau handle es sich um einen ebenso durchsichtigen wie untauglichen Versuch, von eigenen Fehlern und der Tatsache abzulenken, dass direkte Konkurrenten im Investmentbanking, mit denen die Deutsche Bank einmal auf Augenhöhe gewesen sei, heute viel besser dastünden. Als er die Bank vor sechs Jahren übergab, habe sie stattliche Gewinne erzielt. Und dies nicht nur im Investmentbanking, sondern auch im Vermögensverwaltungsgeschäft.
Für Folkerts-Landau ist genau diese Verzögerung das Problem: «Im Jahr 2012 hatten die grossen US-Häuser ihre Bilanz längst aufgeräumt, zahlten die Kapitalspritzen mit Gewinn für den Staat zurück und konnten wieder nach vorne blicken. Aber Ackermann wollte kein Geld vom Staat, weil es seine Ehre verletzt hätte, und wohl auch, weil er dessen Einmischung fürchtete.»
Vor wenigen Wochen hat Christian Sewing den Chefposten bei der grössten Bank Deutschlands übernommen. Er soll dafür sorgen, dass der von seinem Vorgänger John Cryan eingeleitete Umbauprozess schneller über die Bühne geht. Gegen 100 000 Mitarbeiter zählt die Bank heute; es dürften bald deutlich weniger werden. Die Geschäftseinheiten in den USA und in Asien sollen kleiner werden. Für Folkerts-Landau ist Sewing der richtige Mann auf dem Posten, denn mit der von ihm angekündigten Zurückstufung des Investmentbankings könne von einem epochalen Wandel für die Bank gesprochen werden.
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