Der Friedhof wird zum Park
Für das neue Schulhaus in Wabern muss Rasenfläche geopfert werden. Sie wird auf dem Areal des alten Friedhofs aber kompensiert. Mittelfristig soll dort gar ein Park entstehen.
Er ist weder besonders imposant noch speziell stimmungsvoll. Und doch hat der alte Friedhof in Wabern in der Schweiz Bekanntheit erlangt wie kaum ein anderer. Zu verdanken hat er das Mani Matter, der die Ruhestätte in den 1960er-Jahren in einem Lied verewigte: «Dir Lüt, i wohne anere Strass, und nid symbolisch meinen i das, i wohne anere Strass, wi gseit, wo zum Fridhof geit», sang der Chansonnier darin. An der Weidenaustrasse in Wabern – ein paar Schritte vor dem Friedhofeingang – lebte er mit seiner Familie von 1965 bis zu seinem Tod 1972 in einem Reiheneinfamilienhaus.
In ein paar Jahren dürften Matters Zeilen nur noch eine Erinnerung an etwas sein, was einmal war. Denn der besungene Friedhof wird dann ein Park sein. Die Umnutzung verfolgt die Gemeinde Köniz schon seit längerem. Nun nimmt die Sache Form an. Ausschlaggebend dafür war das Ja der Könizer Stimmbevölkerung von Ende November zum neuen Schulhaus neben dem bestehenden Waberer Dorfschulhaus. Denn für den Neubau muss der heutige Rasenplatz neben der Schule geopfert werden. Damit sich die Schülerinnen und Schüler weiterhin austoben können, wird einen Katzensprung entfernt auf dem hinteren Teil des Friedhofareals ein Ersatzplatz geschaffen.
Einige Gräber bleiben
«Die kompensierte Rasenfläche auf dem Friedhof wird ab nächstem April benutzbar sein», sagt der Könizer Gemeinderat Hansueli Pestalozzi (Grüne). Das Feld, das schon neu angesät wurde und bald auch noch mit Fussballtoren ausgestattet wird, soll aber nicht nur Schulkindern zur Verfügung stehen, sondern der Allgemeinheit – etwa als Spiel- und Liegewiese für die Bevölkerung oder als Picknick-Plätzchen, wo es sich die Mittagspause verbringen lässt.

Die Rasenfläche – etwa so gross wie vier Tennisplätze – ist nur ein Teil der Umwandlung. Auch die anderen Ecken des Friedhofs sollen Schritt für Schritt zum Park werden. Dies wird aber nicht von heute auf morgen geschehen. Der Grund: Noch hat es auf dem Areal einige Gräber. «Weil früher noch mindestens 50 Jahre Totenruhe galten und nicht wie heute 20 Jahre, dürfen sie noch nicht aufgehoben werden», so Pestalozzi. Bis das letzte Grab auf der künftigen Parkfläche verschwunden ist, werde es noch rund ein Jahrzehnt dauern.
Kulturelle Events
Bis dann soll auf der ehemaligen Ruhestätte aber längst lebendiges Parkambiente herrschen. Schon jetzt stehen unter einigen Bäumen hellblaue Gartenmöbel. In nächster Zeit soll der Park weiter mit Tischen und Stühlen möbliert werden. Geht es nach Pestalozzi, könnten auf dem Areal dereinst gar Ausstellungen und andere kulturelle Freiluft-Anlässe stattfinden. «Der Park hat für Events durchaus Potenzial.»
«Es soll immer spürbar bleiben, dass hier einmalein Friedhof war.»
Bleibt die Frage, ob der Ort mit seiner morbiden Stimmung tatsächlich zum Verweilen einlädt – oder ob für die Leute das Zmittag, die Siesta und die Spieleinheit neben überwucherten Gräbern nicht eher abschreckend wirkt. «Der Tod gehört nun einmal zum Leben», sagt Hansueli Pestalozzi dazu. Ohnehin würde man selbst nach den letzten Grabaufhebungen ein paar Grabsteine als Zeitzeugnisse beibehalten, wenn auch etwas versteckt an einem Bord. «Es soll immer spürbar bleiben, dass hier einmal ein Friedhof war.» Mani Matters Lied dürfte also auch in ein paar Jahren noch nicht ganz überholt sein.
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