Qualifikation zur Champions LeagueDer FCZ scheitert am Gegner und an sich selbst
Der Schweizer Meister rettet sich gegen Karabach in die Verlängerung, da endet für ihn der Traum von der Königsklasse. Nach dem 2:2 muss er sich mit der Europa-League-Qualifikation trösten.

Die Gesichter sprechen Bände, die Gestik tut es auch. Die Zürcher sind geknickt, demoralisiert, sie haben sich so viel erhofft von diesem Abend, und jetzt das: dieses 2:2 gegen Karabach, das nicht genügt, um den Traum von der Champions League am Leben zu erhalten.
Nach dem 2:3 acht Tage zuvor im Hinspiel in Baku endet der Weg in die Königsklasse für den FCZ schon in der 2. Qualifikationsrunde. Nächsten Donnerstag und die Woche darauf muss er die Abzweigung über die 3. Qualifikationsrunde in der Europa League nehmen, um sich einen Platz in einer Gruppenphase zu sichern. Gegner, zuerst auswärts, ist Linfield Belfast. Nordirlands Rekordmeister ist im Rückspiel bei Bodö/Glimt mit einem 0:8 abgefertigt worden. Vielleicht macht das dem FCZ ein wenig Hoffnung, sich doch noch für eine Gruppenphase zu qualifizieren.
Die Zahlen sprechen in diesen ersten zehn Tagen dieser Saison nicht für den Schweizer Meister. Von den vier Spielen unter Franco Foda als neuem Trainer hat er keines gewonnen. Am kommenden Samstag muss er in St. Gallen mit dieser Enttäuschung fertig werden. Es wird spannend zu sehen sein, wie er damit umzugehen weiss.
Das frühe Geschenk
Der FCZ macht gegen Karabach lange Zeit kein gutes Spiel, dabei könnte es für ihn nicht besser beginnen. Vom Gegner kriegt er das Führungstor geschenkt. Eine Hereingabe von Fabian Rohner lenkt Captain Medwedew ohne Not ins eigene Tor ab. Der Rückstand von Baku ist schon nach fünf Minuten wettgemacht.
Das Problem ist nur, dass das die Zürcher nicht beflügelt oder beschwingt, nicht mutig oder selbstbewusst macht. Sie ziehen sich zurück und überlassen dem Gast die Aufgabe, das Spiel zu gestalten. Mit einer Fünferkette und den beiden zentralen Mittelfeldspielern Ole Selnaes und Cheick Conde versuchen sie, die Gefahr vom eigenen Tor wegzuhalten.
Das gelingt zumindest so weit so gut, als dass sie mit dem minimalen Vorsprung in die Pause gehen können. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aseris immer wieder gefährlich werden. Vier-, fünfmal fehlt nicht viel zu einer wirklich grossen Chance. Einmal braucht es eine starke Parade von Captain Brecher, damit er den harten Schuss von Almeida eben noch so in Corner lenken kann.
Offensiv kommt vom FCZ nichts. Ein harmloser Schuss von Marchesano ist alles, was zu notieren ist. Gnonto gefällt sich lieber darin, das Foul zu suchen oder sich theatralisch fallen zu lassen. Der junge Mann macht einen Abend lang nicht den Eindruck, als könnte er mit der sommerlichen Aufregung um seine Person gut umgehen.
Von der Seite kommt keine Hilfe, Franco Foda schaut zu und lässt sich eine Viertelstunde Zeit, um der Mannschaft zu Hilfe zu eilen.
In der 55. Minute kann der FCZ seinen ersten Corner treten. 25 Sekunden später jubeln die Gäste, perfekt nutzen sie den Raum für einen Konter. Kryeziu und Conde kommen ihnen dabei im eigenen Strafraum so zu Hilfe, dass Kady, der elegante Brasilianer, mühelos den Ausgleich erzielen kann. Die paar Aseris, die sich auf der Pressetribüne niedergelassen haben, jubeln wie Fans.
Der Ausgleich würde für den Schweizer Meister das Ausscheiden bedeuten und versetzt ihn in Schockstarre. Die Spieler stehen neben sich und gewähren dem Gegner die Freiheiten, um sich immer wieder leichtfüssig in die Nähe von Brechers Hoheitsgebiet zu arbeiten. Von der Seite kommt keine Hilfe, Franco Foda schaut zu und lässt sich eine Viertelstunde Zeit, um der Mannschaft zu Hilfe zu eilen und von aussen für neue Impulse zu sorgen. Dann entschliesst er sich zu einem dreifachen Wechsel und bringt Tosin, Okita und Hornschuh. Die Wirkung bleibt nicht aus, die Mannschaft findet endlich die Energie, die es braucht, um sich gegen das drohende Aus aufzulehnen.
Die Gnadenfrist ausgenützt – doch es nützt nichts
Die Südkurve treibt sie pausenlos nach vorne, ungebrochen ihr Glaube, dass es doch noch gut kommt. Es sieht nicht immer elegant aus, was der FCZ unternimmt. Das ist jetzt auch nicht mehr gefragt, weil die Zeit unaufhaltsam verrinnt. Nach der regulären Spielzeit steht es weiter 1:1. Sieben Minuten beträgt die Gnadenfrist, die der Schiedsrichter dem FCZ gewährt.
94 Minuten sind vorbei. Der FCZ drückt und drängt weiter. Irgendwie hält er den Ball im Sechzehner, irgendwie gelingt es Karabachs Goalie Magomedalijew, zweimal den Ausgleich zu verhindern. Beim dritten Anlauf ist er machtlos. Ivan Santini, kurz vor Schluss auch noch eingewechselt, trifft per Kopf zum 2:1. Die Zuschauer schreien ihre Freude in den Abendhimmel, und was es für Foda bedeutet, zeigt sein wilder Jubel.
In der Verlängerung geht das Spiel hektisch weiter. Brecher rettet gegen Owusu. Sekunden später ist er gegen diesen Owusu chancenlos. Der Stürmer gleicht nach 98 Minuten zum 2:2 aus. Der FCZ versucht alles, Karabach kontert, Owusu trifft den Pfosten. Danach erhält der FCZ drei Minuten Gnadenfrist. Sie rettet ihn nicht mehr.
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