Young Boys bleiben chancenlosDas ernüchternde Ende einer langen YB-Reise
Der Herausforderung Ajax ist YB auch im Rückspiel nicht gewachsen. Nach dem 0:2 ist der Achtelfinal Endstation.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – oder bereits nach 20 Minuten. Viel wurde im Vorfeld darüber diskutiert, was passieren müsste, damit in diesem zweiten Spiel zwischen YB und Ajax nach dem deutlichen 0:3 in Amsterdam noch einmal so etwas wie Spannung um den Einzug in den Europa-League-Viertelfinal aufkommen könnte. Und in allen Szenarien dieser Bestrebungen für eine offene Partie war etwas ganz bestimmt nicht vorgesehen: Ein frühes Tor der Gäste.
Das schwierige Balancieren
Als der YB schon im Hinspiel immer wieder arg zusetzende David Neres nach 20 Minuten am Ende einer Berner Fehlerkette nach einem Einwurf zum 1:0 für die Niederländer traf, war die Luft aus dem Spiel. Am Tag ihres 121. Vereinsgeburtstags zeigten sich die holländischen Hauptstädter alles andere als generös.
Für die Young Boys war das insofern schade, als sie sich immerhin eine Viertelstunde lang erfolgreich in dieser schwierigen Balance zwischen Angriff und Verteidigung, zwischen Wettmachen des Rückstands und dem Verlust sämtlicher Hoffnungen durch ein Gegentor übten. Und YB bewies in dieser Phase etwas, was sie noch im Hinspiel schmerzlich hatten vermissen lassen: Mut. Nach 50 Sekunden tauchte Meschack Elia im gegnerischen Strafraum auf, wenig später setzte Christian Fassnacht einen Kopfball übers Tor und nach 13 Minuten hatte Jean-Pierre Nsame nach einer tollen Kombination die beste Chance für YB, als sein Nachschuss im letzten Moment geblockt wurde.
Das war er, der Funke Hoffnung. Nach dem Gegentor aber war Schluss mit Spannung. Ajax-Trainer Erik ten Hag hatte bereits mit seiner Aufstellung bewiesen, kaum Gespür für Suspense zu haben: Er schickte seine beste Mannschaft aufs Feld, ergänzte sie sogar noch mit Routinier Daley Blind, der nach einer Knieverletzung ins Team zurückkehrte.
Das 0:3 vor Wochenfrist war die erste YB-Niederlage in diesem Jahr gewesen. Und sie stellte die Weichen für das Rückspiel, in dem schon dieses frühe 0:1 genügte, um das Ende der längsten Europacup-Reise der YB-Neuzeit einzuläuten. Wiederholt haben die Young Boys in dieser Kampagne bewiesen, einen internationalen Belastungstest bestehen zu können – der Herausforderung Ajax indes waren sie nicht gewachsen.
Auch an diesem Abend wurde man das Gefühl nie los, dass der Gegner punkto Raumaufteilung und Spielklasse auf einem anderen Level operiert. Wo immer ein Berner hinwollte, war schon ein Niederländer da.
Ohne Tor in 180 Minuten
Ajax, das dem Schweizer Branchenbesten YB so weit enteilt scheint, teilt in gewisser Hinsicht tatsächlich ein ähnliches Schicksal. Nach dem Exploit vor zwei Jahren, als Trainer ten Hag mit dem Club den Halbfinal in der Champions League erreichte, musste der Verein innert Kürze diverse Leistungsträger ziehen lassen. Und es ist auch diesmal nicht auszuschliessen, dass Ajax weiter souverän durchs Turnier marschiert, die Europa League gewinnt und sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert sieht.
Der hauchzarte Traum vom Viertelfinal war für die Young Boys schon zur Halbzeit fast vorbei. Kurz vor der Pause hätte Schiedsrichter Bobby Madden ganz gut auch Penalty pfeifen können, als Edson Alvarez der Ball nach einer Flanke Miralem Sulejmanis an die Hand sprang. Kurz nach dem Seitenwechsel legte er die Regel ungleich strenger aus, als der Ball YB-Verteidiger Mohamed Camara an die Hand ging – Dusan Tadic verwandelte den Penalty zum 2:0 für Ajax.
Und so ging es in dieser zweiten Halbzeit für die Young Boys nur noch um eines: einen Torerfolg gegen den übermächtigen Gegner. Nsames durch einen Kopfball erlangtes 1:2 nahm Schiedsrichter Madden nach Videokonsultation und einer Offsideposition Elias zurück, auch Fassnacht blieb ein Tor dank starker Parade von Ajax-Goalie Maarten Stekelenburg verwehrt.
Der Treffer zur Ehrenrettung gelang nicht mehr, YB bleibt in 180 Minuten gegen Ajax Amsterdam tor-, oft mut- und chancenlos. Der Achtelfinal ist für YB in der Europa League zugleich Premiere und Endstation. Und die harte Landung gegen Ajax das Ende einer langen Reise.
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