Das eingezäunte Land
Israel baut Grenzzaun um Grenzzaun, Sperrmauer um Sperrmauer. Sie sollen vor arabischen Terroristen schützen – und vor afrikanischen Migranten. Diese Woche startet der Bau einer Mauer zum Libanon.
Israels Armee hat mit dem Bau einer Mauer an seiner Grenze zu Libanon begonnen. Die Angaben zu den Ausmassen des Schutzwalls gingen auseinander. Laut der Agentur AFP soll die Mauer nahe der nordisraelischen Ortschaft Metulla (siehe Karte) mehrere Kilometer lang werden. Andere Quellen gaben die Länge mit lediglich einem Kilometer an.
Wie das Militär mitteilte, ist der Bau mit der libanesischen Armee und den UNO-Friedenstruppen in Südlibanon (FINUL) abgesprochen. Laut dem libanesischen «Daily Star» bereiteten UNO-Soldaten die Bauarbeiten mit den Israeli vor und stellten sicher, dass der Schutzwall gänzlich auf israelischem Territorium zu stehen komme. Die libanesische Armee sowie UNO-Truppen zeigten demnach starke Präsenz in dem Gebiet.
Schutz vor Scharfschützen
Die israelischen Streitkräfte sprechen in dem Zusammenhang von einer «Renovation» des bisherigen Grenzzaunes. Die Mauer werde den «simplen» Zaun ersetzen und so Schutz vor Beschuss von der libanesischen Seite bieten. Es habe in den vergangenen eineinhalb Jahren mehrere Vorfälle gegeben. So haben nach israelischen Angeben etwa Scharfschützen vom südlibanesischen Kfar Kila aus Wohnblocks in Metulla unter Beschuss genommen.
Israel veranschlagt eine Bauzeit von einem Monat und Kosten von rund 13 Millionen Schekel (3,1 Millionen Franken). Laut einem Armeesprecher soll der Schutzwall bis zu sieben Meter hoch werden. Die Agentur AFP gibt die geplante Höhe mit bis zu 10 Metern an. Entlang der Mauer sollen verschiedene Sensoren und Warnsysteme installiert werden.
Israel und Libanon befinden sich offiziell im Kriegszustand. Vertreter der Armeen beider Länder treffen sich jedoch unter FINUL- Vermittlung regelmässig zu Gesprächen über die Lage an der Grenze.
Mauerbau als Strategie
Der Mauerbau im Norden fügt sich in die aktuelle israelische Sicherheitspolitik ein. Der Gazastreifen ist bereits vollständig mit einer hohen Zaunanlage abgeriegelt. Und auch an seiner Grenze zu Ägypten baut der jüdische Staat derzeit eine riesige Sperranlage. Der rund 5 Meter hohe Zaun war bereits seit längerem als Bollwerk gegen unerwünschte Einwanderung aus Afrika projektiert.
Nach dem Sturz des Mubarak-Regimes in Ägypten kamen allerdings auch sicherheitspolitische Überlegungen dazu, die sich in der Installation von Kameras und Warnsystemen niederschlagen. Im November war es nach einem Zwischenfall an der israelisch-ägyptischen Grenze zu Protesten in Kairo gekommen, die in der Stürmung der israelischen Botschaft gipfelten. Das 360-Millionen-Dollar-Projekt an der Südgrenze soll bis Ende des laufenden Jahres fertig gestellt sein.
Migrationsflüsse stoppen
Dann steht bereits der nächste Bau an: Auch der Zaun an der Grenze zu Jordanien soll für rund 150 Millionen Franken verstärkt werden. Die jordanische Grenze ist Israels ruhigste, pflegen die beiden Staaten doch seit Jahrzehnten eine friedliche Nachbarschaft. Dort geht es darum, Migrationsflüsse aus Afrika zu stoppen.
Um das besetzte Westjordanland herum ist seit Jahren eine Sperranlage im Bau, die am Ende über 750 Kilometer lang werden soll. Damit ist der Schutzwall rund doppelt so lang wie die Waffenstillstandslinie von 1949. Der grösste Teil davon wird von einem Zaun abgedeckt, 10 Prozent (immerhin rund 75 Kilometer) werden jedoch als Betonmauer ausgestaltet sein.
Die Mauer steht international in der Kritik, weil ihre Führung die palästinensischen Territorien zerstückelt, palästinensisches Ackerland faktisch annektiert und dort den Alltag zunehmend verunmöglicht. Israel sieht die Mauer einzige Möglichkeit, sich vor Terrorangriffen aus dem Westjordanland zu schützen.
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