Mehrfach gegen Corona-Regeln verstossenCS-Präsident António Horta-Osório tritt zurück – Aktien fallen
Nach einer Untersuchung des Verwaltungsrates wegen Verstössen gegen Corona-Regeln geht der CS-Präsident. Sein Nachfolger bei der Credit Suisse Group ist bereits bekannt.

António Horta-Osório ist als Verwaltungsratspräsident der Grossbank Credit Suisse zurückgetreten, nach einer Untersuchung des Aufsichtsgremiums, wie die Bank mitteilte. Der Verwaltungsrat hat per sofort den ehemaligen UBS-Banker Axel Lehmann zum Nachfolger ernannt.
Sein Rücktritt liege im Interesse der Bank und der Stakeholder, sagte Horta-Osório laut der Mitteilung. «Ich bedauere es, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten», liess er sich im Communiqué zitieren.
Ende Dezember 2021 machte die Nachrichtenagentur Reuters auf Grund von Insidern bekannt, dass der CS-Verwaltungsrat zwei Verstösse von Horta-Osório gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien untersuche. Sprecher der Bank hatten zu diesen Berichten keinen Kommentar abgeben wollen.
Einen Quarantäne-Verstoss hatte die CS zuvor bestätigt. Ende November hatte Horta-Osório nach der Rückkehr aus Grossbritannien in die Schweiz die damals geltenden Quarantänevorschriften missachtet. Zuerst hatte die Zeitung «Blick» darüber berichtet. Horta-Osório entschuldigte sich später für den Verstoss.
Als «Hoffnungsträger» gewählt
Im Dezember wurde durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ein zweiter mutmasslicher Verstoss in Grossbritannien bekannt. Demnach soll Horta-Osório auch bei einem Besuch des Tennisturniers in Wimbledon Covid-Schutzregeln missachtet haben – im Land galt damals ebenfalls eine Quarantänepflicht.
Horta-Osório wurde im April als neuer «Hoffnungsträger» zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt, als Nachfolger von Urs Rohner. Angesichts der Debakel um den US-Hedgefonds Archegos und um die «Greensill»-Anlagefonds sagte er nach der Wahl, er wolle eine Kultur fördern, die das Risikomanagement stärke, die richtigen Anreize setze und auf persönliche Verantwortung fokussiere.
In den Medien war im vergangenen Jahr unter Berufung auf Insider berichtet worden, dass er CEO Thomas Gottstein wenig vertraue und sogar die operative Führung selbst an sich reissen wolle. In der Folge hatte Horta-Osório solche Ambitionen öffentlich zurückgewiesen und Gottstein über die Medien den Rücken gestärkt.
«Zur Ruhe kommen sieht anders aus»
Der Rücktritt von Horta-Osório sei ein weiteres negatives Ereignis – nach einer Serie von Skandalen 2021, kommentieren die Analysten von J.P.Morgan. Die anhaltenden Wechsel im Management brächten weitere Unsicherheit in die Gruppe und sorgten auch für Unsicherheit mit Blick auf die Strategie. Auch die jüngsten Übernahmespekulationen halten die Experten nicht für glaubwürdig.
«Zur Ruhe kommen sieht anders aus», schreibt auch die Zürcher Kantonalbank in einem Kommentar. Sein Nachfolger bringe zwar weitreichende Erfahrung in der Schweizer Bankenszene mit. «Ob es ihm aber gelingt, die Credit Suisse schnell in ruhigere Gewässer zu bringen, sodass sich die Bank wieder voll aufs operative Geschäft konzentrieren kann, muss man angesichts der vielen Versuche der letzten Jahre in dieser Richtung erst einmal abwarten.»
Horta-Osório habe mit den Verstössen nach lediglich acht Monaten bereits das Vertrauen verloren, kommentiert zudem die Bank Vontobel. Für jemanden, der eine Kultur der persönlichen Verantwortung und Rechenschaftspflicht einführen wollte, sei das zum «Glaubwürdigkeitsproblem» geworden. Der neue Verwaltungsratspräsident müsse die Gruppe nun stabilisieren.
Ehemaliger UBS-Banker übernimmt
Die Nachfolge des Portugiesen an der Spitze der CS tritt der ehemalige UBS-Banker Axel Lehmann an. Er wurde bereits vom Verwaltungsrat per sofort zum neuen Verwaltungsratspräsidenten ernannt. Lehmann habe sein Amt angetreten und werde an der Generalversammlung am 29. April als Verwaltungsratspräsident zur Wahl vorgeschlagen.
Der Schweizer Lehmann ist promovierter Betriebswirtschafter und seit 1. Oktober 2021 Mitglied des CS-Verwaltungsrates und hatte den Vorsitz des Risk Comitees inne, wie die CS schreibt. Er hat Mandate bei mehreren akademischen und gemeinnützigen Institutionen, und er ist Titularprofessor an der Universität St. Gallen.
SDA/chk
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